Kammerflimmern
the cardiological department, Dr. Sara Zuckerman, performed an ICD-Implantation (Mercury Deimos). Erik Berntsen had an incidence roughly four weeks ago with a quite serious syncope. Later investigation proved ventricular tachycardia to be a likely cause of this incidence. I don’t know much about the follow-up, but he was found dead two days later in a recreation area near the hospital. He had left the hospital quite early the same morning, as far as I know without the doctor’s permission. As you probably are aware, the rules of doctor-patient confidentiality are quite strict in Norway, and I couldn’t get any more out of the hospital or my sources here. Not even as the manufacturer of the device in question. If you need me to investigate the matter further, please let me know.
Best regards,
Morten
Otto Schultz erwog eine Ausnahme von der Regel, jeden Morgen nur eine Tasse Kaffee zu trinken. Die Summe der Laster ist konstant, dachte er, und da er keinen Zucker genommen hatte, könnte er sich doch einen kleinen Espresso erlauben.
Als der fertig war, setzte Otto Schultz sich abermals vor den Rechner und las die Mail dreimal, ehe er sie löschte. Der Kaffee brannte bitter auf seiner Zunge.
Sara Zuckerman, dachte er und schaltete den Computer aus.
Die Stille im Haus war so aufdringlich, dass er zur Fernbedienung auf der Anrichte griff und klassische Musik aus den vielen versteckten Lautsprechern strömen ließ.
Über eine Viertelstunde saß er so da und versuchte, alle Gedanken zu sammeln, die durch seinen Kopf wirbelten, ohne sich zu einer vernünftigen Reihenfolge aufzustellen.
Erst als die alte Ruth in der Tür stand, erhob er sich und versuchte zu lächeln.
Er wollte eine Morgenschicht im Fitnessstudio einlegen. Eine Runde Joggen, barfuß am Strand, der nur vierzig Meter unterhalb der riesigen Villa lag.
Sara Zuckerman, dachte er wieder und ging los, um seinen Trainingsanzug zu suchen. Wenn jemand die Sache in Ordnung bringen könnte, dann sie.
12.45 Uhr
Notaufnahme GRUS, Bærum
»Deine Meritenliste beim Deimos kriegt ja langsam schwarze Flecken, Sara!«
Ola und Sara hatten kaum das Haus betreten, als Lars Kvamme sie rief.
Sara fuhr zurück.
Zwei Krankenträger in gelb-roter Kleidung standen hilflos bei der Tür und schienen nicht so recht zu wissen, ob sie gehen könnten. Für den Patienten, den sie gebracht hatten, gab es jedenfalls keine Rettung mehr, wie Sara sah. Der EKG-Apparat lief noch, und der Bildschirm zeigte durch einen platten Strich, dass das Herz seinen Abschied genommen hatte. Ein Assistenzarzt hielt die Beatmungsausrüstung in der Hand und schien mit den Tränen zu kämpfen. Die Anästhesieschwester hatte schon mit Aufräumen begonnen, Lars Kvamme aber stand neben dem toten Patienten, hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah aus, als wollte er Sara zum Tode verurteilen.
»Wer ist das?«, fragte Sara kurz.
»Göran Holmström. Erinnerst du dich an ihn?«
Natürlich erinnerte sie sich an den Mann. Sie hatte ihm am Freitagvormittag einen ICD eingesetzt, gleich nach ihrem Gespräch mit dem vergrätzten Pathologen im Rikshospital.
»Was ist passiert?« Sara ging ruhig auf den verstorbenen Patienten zu.
»Wir haben eine Dreiviertelstunde lang versucht, den Mann ins Leben zurückzuholen«, sagte Lars Kvamme, noch immer viel zu laut. »Aber vergeblich. Oder was sagst du, Sissel?«
»Tod beim Eintreffen«, sagte die Narkoseärztin. »Absolut keine Hoffnung mehr. Aber wir haben es versucht.«
Sara Zuckerman bemerkte erleichtert, dass auf die Brustpartie des Toten ein Magnet gelegt war. Der ICD war vorübergehend außer Funktion gesetzt, aber alle Registrierungen waren vermutlich intakt.
Göran Holmström war jetzt Lars Kvammes Patient. Er musste den Totenschein ausstellen, die Angehörigen benachrichtigen, den ICD explantieren.
Einen Mercury Deimos, vor zwei Tagen von ihr eingesetzt.
Sie schüttelte mitfühlend den Kopf. »Du siehst müde aus, Lars. Du hattest am Wochenende Bereitschaftsdienst und hast sicher eine Menge zu erledigen. Ich kann das übernehmen.«
»Du übernimmst meinen Dienst? Einfach so?«
»Ja. Ich habe einiges im Büro zu erledigen, also bin ich sowieso hier. Total unnötig, dass wir beide einen schönen Sonntag vergeuden.«
Lars Kvamme zögerte einen Moment, dann zuckte er mit den Schultern und ging auf die Tür zu, während er sich den Kittel aufknöpfte. Als er bei Ola an der Tür an-gekommen war, grinste er und drehte sich zu Sara um.
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