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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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gewesen, dass sie Göran Holmström zwei Rippen gebrochen hatte.
    Aber er hatte überlebt.
    An den folgenden Tagen beeindruckte ihn die Effektivität des neuen Krankenhauses, in das er gebracht worden war. Echokardiografie, Medikation, Blutanalysen, Gespräche und abermals Echokardiografie. Als er eine gewisse Distanz zu dem Horrorerlebnis draußen auf dem Fjord gewonnen hatte, wurde er immer dankbarer.
    Am Ende stand die Diagnose fest: primäres Kammerflimmern.
    »Du kannst ein normales Leben führen, Göran«, hatte Dr. Zuckerman gesagt und ihm auf die Schulter geklopft, als er erfahren hatte, dass er zu den Glücklichen gehörte, denen ein ICD gewährt wurde. »Jetzt kriegst du immerhin etwas für deine Steuergelder!«
    Dr. Zuckerman hatte seine Kollegin so gelobt, dass er beschlossen hatte, ihr und ihrem Mann eine Reise ans Mittelmeer zu spendieren. Als kleinen und belanglosen Dank, wie er es ausdrückte: Dr. Zuckerman behauptete, ohne dieses energische und durch und durch korrekte Eingreifen hätte er nicht überlebt. Seine Retterin hatte gelächelt und dankend abgelehnt, als sie ihn im Krankenhaus besucht und er ihr angeboten hatte, sich ein Reiseziel auszusuchen. Von einer Reise könne keine Rede sein, aber gegen eine gute Flasche Wein werde sie keine Einwände erheben. Sie sei ja fast genauso glücklich wie er, dass alles ein gutes Ende genommen habe.
    Drei Tage später wurden ihr fünf Kisten edler Rotwein und zwölf Flaschen Champagner an die Tür gebracht.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Ranveig und drückte seine Hand, als sie die Hälfte der Brücke hinter sich gebracht hatten. »Ich mache mir ja doch ein wenig Sorgen, Lieber. Es ist erst zwei Tage her, dass sie dir dieses ... diesen Nupsi eingesetzt haben, und ich stelle mir vor, dass ...«
    »ICD«, sagte er und lächelte. »Der heißt ICD. Dr. Bråten hat mir versichert, dass alles in schönster Ordnung ist. Es tut hier noch ein bisschen weh ...«
    Er griff sich ans Schlüsselbein. »Und ich soll in den nächsten zwei Wochen meinen linken Arm noch schonen. Aber sonst geht’s mir gut. Sehr gut sogar.«
    Sie gingen zum Geländer und lehnten sich daran, während sie auf den Fjord hinausblickten. Die Sonne war so grell, dass er eine Sonnenbrille aus der Tasche zog.
    »Ich bin 52 Jahre alt«, sagte er leise und küsste sie auf den Kopf. »Das Leben könnte vorüber sein. Stattdessen stehe ich hier mit dir in Sonnenschein und Frühling, und vor mir können noch viele gute Jahre liegen.«
    Seine Stimme klang ein wenig verzerrt, und er schluckte. »Ich glaube, ich war seit der Geburt der Kinder nicht mehr so glücklich«, murmelte er und küsste sie noch einmal. »Gleich fang ich an zu heulen.«
    Sie umarmte ihn.
    Er erstarrte, und sie ließ ihn los.
    »Entschuldige, Göran! Hab ich zu fest gedrückt?«
    Göran gab keine Antwort. Sein Gesicht war plötzlich aschgrau und feucht. Sein Mund öffnete sich ein wenig, und für zwei Sekunden sah es aus, als versuche er, etwas zu sagen.
    Ranveig schrie los. Sie schrie so laut, dass einige Jugendliche, die ihnen von Kalvøya her entgegenkamen, zurückfuhren. Zwei von ihnen prusteten los.
    Göran klammerte sich an das Geländer und wartete auf den schmerzhaften Stoß, von dem Dr. Zuckerman ihm erzählt hatte. Als er losließ und fiel, spürte er ein leichtes Prickeln in der Brust, keinen Stoß. Keinen Pferdetritt, wie Dr. Zuckerman es so plastisch ausgedrückt hatte.
    Göran begriff, dass Ranveig schrie, als er sie ein letztes Mal ansah, aber er hörte nichts mehr. Als sein Kopf so hart auf den Holzboden der Brücke aufschlug, dass das Hinterhauptbein brach, war er bereits tot.
11.34 Uhr
GRUS, Bærum
     
    Im Schrittmacherraum des Universitätskrankenhauses Grini wurde medizinische Ausrüstung im Wert von mehreren Millionen Kronen gelagert. Der Raum hatte keine Fenster und war an die fünfzehn Quadratmeter groß. Auf drei parallel verlaufenden Tischen lagen benutzte Kartons und Papier. Zwei nicht sterile, aber saubere ICDs und ein Pacemaker lagen am Ende des einen Tisches neben zwei aufgerollten Plakaten, die aufzuhängen sich noch niemand die Mühe gemacht hatte. Vier unterschiedliche Programmiermaschinen standen nebeneinander auf einem anderen Tisch, von Medtronic, Boston Scientific, St. Jude und Mercury Medical. Sogar der Untersuchungstisch war vollgepackt mit Dingen, die eigentlich weggeworfen werden müssten: benutztes Einwickelpapier, zwei lange Elektroden, mit denen vermutlich einem Patienten ein

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