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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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Eingriff demonstriert worden war, einige leere graue Schachteln. Sara zog hinter sich die Tür zu und setzte sich an den Schreibtisch hinten im Raum. Rasch schob sie drei Plastikspritzen ohne Kanülen von der Tastatur.
    »Was hab ich über dieses Chaos gesagt?«, fragte sie resigniert.
    Ola zuckte mit den Schultern, als könnte er nicht begreifen, was sie meinte.
    »Setz dich«, sagte sie und zeigte auf einen Stuhl. »Jetzt müssen wir am Anfang anfangen, ehe wir irgendetwas unternehmen. Ganz am Anfang.«
    »Adam und Eva«, murmelte Ola verärgert.
    Er hatte sofort zur Krankenhausleitung gehen wollen, als sie mit den Versuchen in seinem kleinen Kellerlabor fertig gewesen waren. Sie hatte sich geweigert und behauptet, sie brauchten noch mehr Belege, ehe eine Meldung angebracht wäre. Sie konnten sich nur einigen, nicht sofort zur Polizei zu gehen. Das hier sei ein Fall für die Krankenhausleitung, wenn sie so weit wären, und es gab sicher eine Menge Formalitäten, die beachtet werden mussten. Wichtig war, dass sie die Sache nicht mehr für sich behielten, meinte Ola, und er hatte das in der vergangenen Stunde so oft wiederholt, dass sie ihm über den Mund gefahren war.
    »Red keinen Unsinn, Ola. Wenn wir das hier melden, müssen wir die Problematik ordentlich und strukturiert darstellen können. Und im Moment komme ich mir weder ordentlich noch strukturiert vor.«
    Als er keine Antwort gab, fügte sie hinzu: »Du etwa?«
    Noch immer saß er da wie ein schmollendes Kind und starrte zu Boden.
    »Genau«, sagte sie. »Wenn die Polizei das überhaupt ernst nehmen und mit dem nötigen Nachdruck ermitteln soll, brauchen wir mehr. Sonst stehen wir am Ende wie die Trottel da.«
    Sie legte den Kopf schräg und sagte dann: »Also gehen wir alles von Anfang an durch. Die Operation wurde am Dienstagmorgen durchgeführt. Sie war gelungen.«
    Jetzt schaute er ganz kurz auf.
    »Eine kleine Komplikation zwischendurch«, korrigierte sie sich. »Aber nichts war außer Kontrolle. Der Patient erholte sich rasch, der ICD war mit den korrekten Werten programmiert und ...«
    »Scheinbar«, fiel Ola ihr ins Wort. »Er war nur scheinbar mit den korrekten Werten programmiert.«
    »Das meine ich doch. Ich hatte Sivert Sand von Mercury die nötigen Daten übermittelt, und als ich Erik ein wenig später untersucht habe, konnte ich sehen, dass Sand das so durchgeführt hatte.«
    »Scheinbar«, sagte Ola noch einmal.
    Sara holte tief Luft. »Wenn und falls die Polizei in dieser Angelegenheit ermittelt, wird Sivert Sand ewig lange Vernehmungen über sich ergehen lassen müssen«, sagte sie. »Aber du hältst es ja selbst für unvorstellbar, dass ein Programmierer einen ICD auf diese Weise manipulieren kann.«
    »Nicht wenn ...«
    Sara wartete mit leicht gehobenen Augenbrauen.
    »Ich kann mir nur vorstellen«, sagte Ola endlich, »dass es sich hier um irgendein Loch im eigentlichen Maschinencode handeln muss. Oder ... nicht um ein Loch, sondern einen ... einen kleinen Algorithmus, der nicht dorthin gehört.«
    »Du kennst dich damit aus«, sagte sie. »Frag mich nicht.«
    »Wenn es die Hardware ist«, dachte Ola laut, »und Erik Berntsen kein Einzelstück eingesetzt worden ist, muss es doch bedeuten, dass alle Deimos auf dem Weltmarkt dieses ...«
    »Fuck-you-Virus haben«, sagte Sara, als er zögerte.
    »Nein ... kann das denn ein Virus sein ... ein Trojaner ...«
    Sie hörten hinter der Tür Leute gehen. Die Tür war unverschlossen, und alle Welt hätte jederzeit eintreten können. Zum Glück war diese Gefahr sonntags geringer, denn die nächste Implantation war erst für den Montagmorgen angesetzt.
    »Das kann verdammt noch mal ein Programm sein«, sagte er.
    »Was bedeutet das also?«
    »Man kann sich die Möglichkeit vorstellen, ein Programm zu entwickeln, das einem ICD den Befehl erteilt, sich anders zu verhalten. Mit Algorithmen, die codiert werden können, um zu ...«
    Er verstummte.
    Saras Funkmelder piepte.
    »Wenn es ein Programm ist«, sagte Ola langsam, ohne sich stören zu lassen, »dann muss es von jemandem entwickelt worden sein, der Zugang zu den Codes hat. Jemandem, der eine zentrale Position innehat. Jemandem in den USA, jemandem, der ...«
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, sagte Sara und starrte das Display des Funkmelders an. »Es ist Lars Kvamme. Ich hatte ja gehofft, dass niemand uns gesehen hätte. Also los. Komm mit.«
    Ola blieb sitzen. »Sara«, sagte er. »Wenn hier wirklich die Rede von einem Programm ist,

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