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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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einer Schublade in meinem Büro.«
    »Schön. Sehr gut. Danke.«
    Sara verzog das Gesicht bei der Vorstellung, dass der ICD, den jemand nach Entfernung des ursprünglichen Erik Berntsen eingesetzt hatte, nicht mehr vorhanden war. Aber der Ausdruck war besser als nichts. »Könnte ich den so schnell wie möglich haben?«
    Henny Kvam Hole zögerte einen Moment. »Worum geht es eigentlich? Ich habe mir den Ausdruck genau angesehen, und er stimmte absolut mit dem pathologischen Befund überein. Ich bin zwar keine Kardiologin, aber es ist ganz sicher, dass ...«
    »Ich glaube wirklich nicht, dass du irgendeinen Fehler begangen hast«, sagte Sara so freundlich wie möglich. »Es ist nur eine kleine ... persönliche Angelegenheit. Erik Berntsens Frau hat im Laufe der Jahre sehr viel über diese Dinge gelernt. Du weißt, ein langes Leben mit Erik Berntsen ...«
    Sara konnte die Kollegin fast lächeln hören.
    »Da hat es beim Essen sicher jede Menge Vorlesungen gegeben«, sagte Henny Kvam Hole. »Das glaube ich gern.«
    »Eben. Sie ist natürlich am Boden zerstört nach allem, was passiert ist. Irgendein Dussel, ein Psychologe vielleicht, hat ihr eingeredet, sie könnte leichter mit allem weiterleben, wenn ich ihr genau zeige, was passiert ist. Dass es schnell ging und wirklich ein Infarkt war. Verstehst du?«
    »Ja«, sagte Dr. Kvam Hole, wirkte aber nicht überzeugt. »Ein bisschen seltsam, aber ...«
    »Dass Angehörige sich seltsam verhalten, daran sind wir beide doch wohl gewöhnt«, sagte Sara leichthin.
    Lachen am anderen Ende der Leitung. »Ich bin am Dienstag wieder in Oslo«, sagte Kvam Hole. »Dann kann ich ihn bringen lassen.«
    »Dienstag«, sagte Sara, »gut. Und tausend Dank für deinen Anruf.«
    Sara fiel das Telefon aus der Hand, als sie auflegen wollte.
    »Sara?«
    Thea stand in ihrer weiten Schlafanzughose und einem hautengen T-Shirt in der Tür. »Ich kann nicht schlafen.«
    Sara zog die Decke gerade, legte neben sich ein Kissen zurecht und klopfte darauf. Ihre Nichte stieg ins Bett und schmiegte sich an Sara.
    »Ich hab solche Angst vor der Matheklausur morgen.«
    »Warum denn? Du bist doch so gut in Mathe, Thea. Und du brauchst nicht immer die Beste zu sein«, flüsterte Sara. »Du brauchst überhaupt nie die Beste zu sein.«
    »Du bist die Beste in allem«, sagte Thea.
    Sara lachte leise. »Wirklich nicht in allem. Und im Leben kommt es nicht auf die Tüchtigkeit an.«
    Thea setzte sich plötzlich auf und drehte sich zu ihrer Tante um. »Und das sagst du. Aber was findest du denn wichtig?«
    »Zu wissen, was man tun darf und was nicht. Zu wissen, was richtig ist und was falsch.«
    Thea lächelte. »Du lügst doch ganz schön oft! Und das ist nicht so wahnsinnig richtig.«
    »Ich lüge dich fast nie an«, sagte Sara und zog Thea an sich. »Aber Lüge und Verschweigen sind wichtige Werkzeuge im Leben. Aber jetzt musst du schlafen. Das ist jedenfalls ganz, ganz richtig.«
    »Kann ich hierbleiben?«
    »Natürlich«, sagte Sara und küsste ihre Nichte auf die Wange.
    Nach weniger als drei Minuten schliefen sie beide tief.

Montag, 10. Mai 2010
8.50 Uhr
GRUS, Bærum
     
    Ola Farmen hätte sich am liebsten bei Karita Solheim bedankt.
    Die PJlerin hatte siebzehn Minuten der Morgenbesprechung mit ihrem derart langweiligen Vortrag vergeudet, dass Ola eingeschlafen war. Als er hochfuhr, weil jemand die Neuaufnahmen der Nacht zur Sprache brachte, fühlte er sich frisch. Er blinzelte ein wenig und schaute zu Sara hinüber.
    »Wenn ich kurz unterbrechen dürfte?«, bat sie und sah Dr. Benjaminsen an.
    Der Assistenzarzt, der soeben einen Rechner eingeschaltet hatte, um die Krankenberichte durchzugehen, schien sich über diese Störung zu ärgern, sagte aber nichts.
    Dr. Benjaminsen zuckte mit den Schultern. »Ich nehme an, dass es wichtig ist«, sagte er. »Also bitte sehr.«
    »Es geht um den Mercury Deimos«, sagte Sara leichthin. »Ich muss einen vorübergehenden Stopp für die Verwendung dieses Apparates ansetzen. Den Einkaufsrichtlinien zufolge ...«
    »Deimos«, fiel Lars Kvamme ihr ins Wort. »Warum zum Teufel sollen wir keinen Deimos benutzen?«
    »Wie ich gerade sagen wollte«, antwortete Sara ruhig, »schreiben die Einkaufsregeln vor, dass unser gesamter Ankauf von ICDs mit jeweils 25 Prozent auf Medtronic, Boston Scientific, St. Jude und Mercury Medical verteilt wird. Bisher haben wir viel mehr Deimos benutzt, als wir dürfen. Bis ich euch also neue Instruktionen erteile, werden keine Deimos

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