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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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fast bedrohlichen Geste vor.
    »Es gibt nur eine einzige Frage, die du dir stellen musst«, fauchte sie. »Und zwar, ob es gut für die Patienten ist, wenn wir andere in diese Sache hineinziehen. Und ist es gut?«
    »Es ist gut für sie, wenn das hier aufhört. Jetzt ist alles unsere Verantwortung, Sara. Und wir allein tragen die Schuld, wenn es so weitergeht, und ich weiß verdammt noch mal nicht, ob ...«
    Er brach ab. Eine verräterische Röte zeichnete sich unter seinen Bartstoppeln ab.
    »Aha«, sagte Sara. »Da haben wir’s. Du hast Angst vor Schwierigkeiten. Na gut. Alles klar.«
    Sie richtete sich auf, zuckte mit den Schultern und ging auf die Tür zu. »Dann schlage ich vor, dass du dich sofort an Dr. Benjaminsen wendest. Vollen Alarm schlägst, Ola. Wenn du nicht mit den Konsequenzen leben kannst, musst du das tun. Viel Glück.«
    »Warte!«
    Sie blieb mit der Hand auf der Klinke stehen.
    »Schon gut«, murmelte er, »ich stimme dir zu.«
    »Worin?«
    »Darin, dass wir bessere Möglichkeiten als alle anderen haben, um diese Sache zu klären«, sagte er resigniert.
    »Schön«, sagte sie kurz. »Dann ist das Thema erledigt. Okay?«
    »Vorläufig.«
    »Wo waren wir?«
    Als wäre nichts geschehen, setzte sie sich auf ihren Platz und nahm ihre Brille. Sie sieht sofort zehn Jahre älter aus, wenn sie die aufsetzt, dachte Ola.
    »Zwei Todesfälle«, fasste er zusammen. »Zwei Deimos. Zweimal genau derselbe ... Modus. Sollen wir das so nennen?«
    »Ich kann die Verwendung von Deimos anhalten«, sagte Sara. »Als erste Maßnahme.«
    »Wie denn?«
    »Indem ich auf diese Regeln verweise, die wir hierzulande alle so lieben. Die Einkaufsregel besagt, dass wir 25 Prozent von jeweils Mercury Medical, St. Jude, Boston Scientific und Medtronic kaufen sollen. In diesem Jahr waren aber schon über 35 Prozent der ICDs von Deimos.«
    »Weil es die besten sind«, sagte Ola.
    »Weil sie für einige Patientengruppen die besten sind«, korrigierte Sara.
    »Ich meine, du müsstest alle Implantationen stoppen. Jedenfalls für die nächsten Tage.«
    »Das ist unmöglich. Nicht einmal ich kann einen so guten Grund zusammenlügen.«
    Jetzt deutete sie ein Lächeln an. »Geh nach Hause, Ola. Räum hier alles zusammen, und geh nach Hause. Schlaf eine Runde. Wir machen morgen weiter.«
    Ola gähnte und hob die Hände über den Kopf. »Ich werde jedenfalls dafür sorgen, dass dieser ICD nicht auf Abwege gerät«, sagte er. »Hast du hier einen Safe?«
    »Natürlich. Irgendwo muss ich doch meine Diamanten aufbewahren.«
    »Soll ich ihn mit nach Hause nehmen?«, fragte Ola und löste den kleinen Herzstarter von den Leitungen, mit denen er verbunden war.
    »Du hast aus diesem Krankenhaus schon mehr als genug mit nach Hause genommen«, erwiderte sie. »Fass ihn mit einem Latexhandschuh an. Sonst kannst du einen Schlag abkriegen.«
    »Ist ja gut, ist ja gut. Wohin soll ich ihn legen?«
    »Hierhin«, sagte sie und öffnete die einzige Schreibtischschublade, die ein Schloss hatte.
    Er legte den Herzstarter zwischen ein Notizbuch und eine kleine Silberdose mit ziseliertem Deckel. Sara knallte die Schublade zu und schloss ab.
    »Schlaf«, befahl sie noch einmal, während sie zur Tür ging. »Das habe ich jedenfalls vor.«
    Wenn es mir gelingt, dachte sie und vergewisserte sich dreimal, dass die Tür wirklich abgeschlossen war.
23.10 Uhr
Båtstøjordet, Høvik, Bærum
     
    Als das Telefon klingelte, hatte Sara sich gerade zum Aufstehen entschlossen. Sie fand einfach keinen Schlaf. Wenn sie dabei war, die Wirklichkeit abzuschütteln, ließ der Gedanke an tote Menschen, Computerviren und fatale Implantationen sie wieder hochschrecken.
    Sie starrte müde das Telefon auf dem Nachttisch an, ehe sie zum Hörer griff. »Sara Zuckerman«, sagte sie leise.
    »Hallo«, sagte eine Frauenstimme. »Hier spricht Henny Kvam Hole. Tut mir leid, dass ich dich so spät störe. Aber du hast gesagt, dass es eilt.«
    Henny Kvam Hole?
    Sara rieb sich die Augen. »Ach ja«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Du warst es, die ...«
    Sie fuhr im Bett hoch.
    »Ich habe hier kürzlich einen deiner Patienten explantiert und seinen ICD ausgelesen. Du hast mich gestern angerufen und gesagt ...«
    »Schön, dass du anrufst«, sagte Sara und war jetzt hellwach. »Du weißt nicht zufällig, wo der ICD sich jetzt befindet?«
    »Ich habe ihn zur Entsorgung geschickt. Das steht so in den Vorschriften, und ich ...«
    »Was ist mit dem Ausdruck?«
    »Der liegt vorläufig in

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