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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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Benjaminsen.
    »Für mich wohl.«
    Ola machte sich so klein wie möglich, als er hinter Sara aus der Tür schlich. Im Raum herrschte Totenstille, nicht einmal Lars Kvamme fiel eine treffende Schlussbemerkung ein.
    »Stell fest, wo der Patient liegt«, sagte Sara, als die Tür hinter ihnen zufiel. »Schau im Operationsplan den genauen Zeitpunkt für das Einsetzen des ICD nach. Ich hole die Programmiermaschine, dann treffen wir uns bei mir. Wir haben jedenfalls noch Zeit, um diesen Deimos auszuschalten.«
    Beide sahen auf ihre Armbanduhren.
    Fünf nach neun.
    »Wir haben fast drei Stunden«, sagte Ola erleichtert. »Das geht gut.«
    »Das will ich doch hoffen«, sagte Sara, »das will ich doch wirklich hoffen.«
9.45 Uhr
GRUS, Bærum
     
    Zur Morgenvisite hatte Lars Kvamme vier Assistenzärzte geschickt. Benjaminsen hätte normalerweise protestiert, aber Lars glaubte, einen gewissen Freiraum zu haben, nachdem Sara so einfach aus der Morgenbesprechung hatte hinausmarschieren dürfen.
    Jetzt saß er vor dem vierten Kaffee dieses Tages und starrte aus dem Fenster.
    Erst vor wenigen Monaten war sein Gesuch auf eine Professorenstelle am GRUS abgelehnt worden. Mit denselben alten Sprüchen wie immer: Seine Veröffentlichungsliste sei nicht lang genug. Und auch nicht gut genug, glaubte er zwischen den Zeilen in der Begründung der Berufungskommission zu lesen. Da die Mitglieder der Kommission nicht am GRUS arbeiteten, ahnte er, dass Sara ihre Finger im Spiel hatte. Auf die Professur zu verzichten, weil es bessere Bewerber gab, damit hätte er leben können. Aber dass es noch immer eine freie Professur in der Kardiologie gab und dass die Kommission ihn einfach nicht für kompetent genug hielt, das war unerträglich.
    Niemand konnte abstreiten, dass er ein tüchtiger Arzt war.
    Nicht einmal Sara.
    Das versuchte sie allerdings auch nie. Selbst darin lag eine Demütigung: Sie schien ihn dauernd daran erinnern zu wollen, dass er in der praktischen Arbeit mit den Patienten gut genug sei, dass ihm aber die wissenschaftliche Befähigung fehle.
    Er konnte immerhin beurteilen, dass Deimos unübertroffen war für Patienten mit Vorkammerflimmern und Kammerflimmern, dachte er und schluckte den letzten bitteren Rest Kaffee hinunter.
    Viele ICDs konnten nur schwer zwischen beiden Störungen unterscheiden und sandten bei einem einfachen Anfall von Vorkammerflimmern bereits Stöße aus. Schmerzhaft für den Patienten natürlich, und es war auch nicht gerade gut für ein Herz.
    Der Mercury Deimos kannte den Unterschied zwischen beiden Zuständen besser als alle anderen Modelle auf dem Markt. Und jetzt wollte Sara Zuckerman entscheiden, welchen ICD er für seine Patienten nahm, aufgrund einer blödsinnigen Entscheidung irgendeines Gesundheitsbürokraten, der noch nie einen Fuß in einen Operationssaal gesetzt hatte.
    Dann kam ihm so plötzlich ein Gedanke, dass es ihm fast den Atem verschlagen hätte: Eigentlich war Sara Zuckerman seiner Ansicht!
    Sara hielt die Einkaufsregeln für verdammten Unfug. Noch im November hatte sie allen Geboten und Verboten getrotzt und weiterhin Mercury Phobos benutzt, den Schrittmacher, den sie für den besten hielt.
    Dass sie jetzt, schon im Mai, die Partei der Bürokraten ergriff, war ganz einfach unglaublich.
    Es musste etwas anderes dahinterstecken. Erregt lief er in seinem Büro auf und ab.
    In der vergangenen Woche waren zwei Patienten kurze Zeit nach Einsetzen eines ICD zusammengebrochen. Statistisch gesehen war das seltsam. Natürlich konnte es vorkommen, aber als er nun an Saras seltsames Verhalten dachte, ließ die Erinnerung an die beiden Patienten ihn mitten im Raum stehen bleiben.
    Beide ICDs waren von Sara implantiert worden.
    Hatte sie einen fatalen Fehler begangen?
    Hatte Sara Zuckerman, die arrogante und besserwisserische Professorin Zuckerman mit all ihren schicken Titeln auf der Visitenkarte, durch Schlamperei oder Inkompetenz zwei Patienten das Leben genommen?
    Lars Kvamme ging langsam zurück zu seinem Sessel und setzte sich.
    Sara war der Inbegriff all dessen, was Lars Kvamme nicht vertragen konnte, als Frau, als Ärztin, als Vorgesetzte. Aber die Patienten waren ihr ebenso wichtig wie ihm. Sie mochte versuchen, ihre Fehler zu vertuschen, aber nicht, indem sie die vernünftige Behandlung kranker Menschen sabotierte. »Deimos«, sagte er laut.
    Konnte der Fehler dort liegen? Hatten Sara und dieser ungepflegte Großkotz, den sie immer mit sich herumschleppte, bei Mercury Deimos einen Defekt

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