Kammerspiel: Der fünfte Fall für Rünz (German Edition)
Welders ja auch das Herz seiner Tochter endgültig
stirbt. Oder er hat plötzlich Angst, die ganze Sache könnte auffliegen! Suchen Sie
sich einfach etwas aus.
Klient: Oh,
mir schwant nichts Gutes. Ich fürchte, jetzt komme ich ins Spiel.
Detektiv: Sie
sind längst im Spiel, Jacques. Denn was läge für diesen verzweifelten und wütenden
Vater näher, als einen Privatdetektiv mit der Suche nach Welders zu beauftragen?
Und was läge als Legitimation und Hintergrundgeschichte für den Auftrag näher als
exakt die Story, die Sie mir hier vor zwei Wochen auf den Tisch gelegt haben? Denn
mit Ihrer wahrheitsgetreuen Selbstdarstellung als Analytiker brauchten Sie kein
allzu großes Lügengebäude errichten und wirkten sehr überzeugend.
Klient: Da fehlt
noch etwas, Karl. Ein entscheidendes Detail, das Ihren Plot richtig rund macht.
Detektiv: Und
das wäre?
Klient: Der
gefälschte Brief von ›InterTransplant‹. Der Sachbearbeiter von der Arbeitsagentur
als Fälscher – das passt nicht. Dieser Brief muss vom Vater der Organspenderin kommen,
so wird ein Schuh draus! Dieser Vater will Welders nicht nur umbringen, er will
ihm seine letzten Tage zur Hölle auf Erden machen.
Detektiv: Sie
haben völlig recht, absolut schlüssig Ihr Gedanke.
Klient: Tja,
wäre da nur nicht dieses Geständnis des Sachbearbeiters. Das ja genau genommen kein
vollständiges Geständnis war, denn Ihre Aufnahme brach ja an der interessantesten
Stelle ab.
Detektiv: Hm.
Klient: Ich
glaube, ich habe eine Idee, Karl.
Detektiv: Legen
Sie los, Jacques!
Klient: Nehmen
wir mal an, der Detektiv, also Sie, hat diese Aufzeichnung des Gesprächs mit dem
Mann von der Arbeitsagentur inszeniert. Gefälscht. So wie der Vater der Spenderin
den Brief von ›InterTransplant‹. Oder noch besser: Der Sachbearbeiter hat dem Detektiv
tatsächlich ein für Welders kompromittierendes Schreiben vorgelegt, es hatte nur
absolut nichts mit der Transplantation zu tun. Also entschloss sich der Detektiv
nach dem Gespräch, die Aufnahme an der Schlüsselstelle zu löschen und das Geständnis
des Sachbearbeiters einfach zu behaupten.
Detektiv: Warum
um Himmels willen sollte ich – ich meine, der Detektiv – das tun?
Klient: Um die
Reaktion seines Klienten zu testen. Weil der Detektiv den Klienten als Verfasser
des Briefes in Verdacht hat. Erinnern Sie sich, was ich zu Ihnen sagte, als Sie
vom Tod Ihrer Eltern erzählten? Sie würden so lauernd dreinschauen, als würden Sie
meine Reaktion beobachten. Die Reaktion eines Menschen, der möglicherweise gerade
erst einen Angehörigen verloren hat.
Detektiv: Hm.
Stimmig. Absolut logisch.
Klient: Puh,
mir ist schon ganz schwindlig vom Fabulieren. Ich könnte jetzt wirklich einen Drink
vertragen. Danke! Ah, das tut gut. Sie haben einen schlechten Einfluss auf mich,
Karl. Wenn das so weitergeht, werde ich mir noch das Rauchen angewöhnen!
4
Klient: WAS
UM HIMMELS WILLEN …?! Wer hat das getan, Karl? Sie müssen sofort ins Krankenhaus!
Detektiv: Ausgeschlossen.
Die erwarten Erklärungen im Krankenhaus. Sagten Sie nicht, Sie wären Mediziner?
Klient: Aber
doch kein Unfallchirurg! Außerdem bin ich völlig aus der Übung! Der Schnitt an Ihrer
Augenbraue, das muss unbedingt genäht werden. Lassen Sie mal testen, ob Ihr Nasenbein
gebrochen ist …
Detektiv: AAHHHH!!
Klient: Nein,
das fühlt sich gut an. Machen Sie den Oberkörper frei, ich muss checken, ob Sie
sich eine Rippenfraktur zugezogen haben.
Detektiv: Nur
wenn Sie versprechen, meine Hilflosigkeit nicht sexuell auszunutzen.
Klient: Lassen
Sie mal sehen – nein, nicht meine Körbchengröße. Ich bevorzuge etwas kleinere Busen.
Tut es weh, wenn ich hier drücke?
Detektiv: SCHEISSE,
JA!
Klient: Hier
auch?
Detektiv: ARRGH!
Klient : Und
hier?
Detektiv: OOHHHH!
Geben Sie zu, Sie genießen das, Jacques. Es gefällt Ihnen, dass ich Ihnen so ausgeliefert
bin.
Klient: Bleiben
Sie auf dem Teppich. Im Moment sind Sie für mich nichts weiter als ein behandlungsbedürftiger
Patient. Haben Sie auch Tritte in die Genitalien bekommen? Vielleicht sollte ich
zur Sicherheit einen Blick …?
Detektiv: Denken Sie nicht mal dran, Jacques.
Klient. Wie
Sie meinen. Sie haben Glück, Ihre Rippen scheinen intakt zu sein. Ihre Lidreflexe
sind okay, keine Übelkeit, keine Bewusstseinsstörungen, wahrscheinlich keine Gehirnerschütterung.
Aber Sie haben großflächige
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