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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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trugen.
    Eines der Dienstmädchen wurde in die Hotelküche geschickt, um Erfrischungen zu holen, während sich das andere murrend in eines der Schlafzimmer zurückzog und die Tür hinter sich zumachte. Ariadne und Maurelle blieben zusammen mit Ariadnes Mutter und ihrer Halbschwester im Wohnzimmer zurück.
    »Es ist sehr freundlich von Ihnen, dass Sie gekommen sind«, sagte Madame Arpege voller Würde, nachdem man die Begrüßung hinter sich hatte. »Wie gerne hätte ich ein Wiedersehen unter solchen Umständen vermieden, aber ... « Sie verstummte und presste sich ein schwarzgerändertes Taschentuch gegen die Augen.
    »Das geht mir genauso.« Ariadne schluckte schwer, weil sie aus unerfindlichen Gründen einen Kloß im Hals hatte. »Ich versichere Sie meines tiefen Mitgefühls«, fuhr sie fort, »obwohl ich, wie Ihnen klar sein dürfte, kaum in der Lage bin ...«
    »Nein, nein, das verstehe ich völlig. Du kennst uns ja überhaupt nicht. Du hast so viele, viele Jahre von uns getrennt gelebt.« Ihre Mutter brachte ein Lächeln zustande, so dass sie Ariadne einen Moment lang vertraut vorkam, fast als erinnerte sie sich aus der Kindheit an diesen Gesichtsausdruck.
    Ariadnes Halbschwester rückte näher an ihre auf dem Sofa sitzende Mutter heran, griff nach deren freier Hand und schlang beide Hände um sie. Das Mädchen hieß Sylvanie Renee und war, als Ariadne adoptiert worden war, noch gar nicht aut der Welt gewesen, da sie die Tochter des bei dem Unglück umgekommenen Stiefvaters war. Sie schien etwa fünfzehn oder sechzehn zu sein — in keiner Weise ein ungewöhnliches Alter für den Heiratsmarkt wirkte aber recht reif. Obwohl sie nicht ganz so groß und schlank wie Ariadne war, wies sie die gleiche blasse Haut, die gleichen dunklen Augen und Haare wie diese auf und hatte wie Ariadne die Angewohnheit, andere fest und unverwandt anzusehen. Ja, und sogar den argwöhnischen Gesichtsausdruck hatte sie mit Ariadne gemeinsam.
    »Oh, aber vermutlich fragst du dich, warum ich neulich im Theater versucht habe, mit dir Kontakt aufzunehmen. Das war der Ruf eines Mutterherzens. Ich wollte mich nicht aufdrängen, aber als ich dich sah, musste ich einfach mit dir sprechen, um dir alles zu erklären. Selbst wenn eine Frau noch so viele Kinder hat, wird sie es doch immer im tiefsten Innern spüren, wenn sie eines davon verloren hat. Seit ich dich weggegeben habe, ist kaum ein Tag vergangen, an dem ich es nicht bedauert hätte, mich von dir getrennt zu haben. Und noch mehr habe ich es bedauert, dass wir später dann alle so weit weggezogen sind.«
    Ariadne beugte sich auf ihrem Stuhl vor. »Und warum ...?« Sie hielt inne, um sich zu räuspern. »Und warum haben Sie das getan?«
    Madame Arpege sah sie mit tränenfeuchtem Blick an. »Wie soll ich das erklären, wo es doch so viele Gründe gab? Zunächst einmal war ich unendlich erschöpft, musst du wissen. Ich habe deinen Vater sehr geliebt, so dass fast jedes Jahr ein Kindchen kam, eins nach dem andern. Als du knapp zwei warst, wurde ich schon wieder schwanger. Dann vernichtete ein Hurrikan die Zuckerrohrernte, und wir konnten das Geld, das wir schuldeten, nicht zurückzahlen. Dein Vater verspielte den Rest unserer Ersparnisse, als er versuchte, den Verlust wieder hereinzubekommen. Danach war er so verzweifelt, dass ich befürchtete .... befürchtete, er würde sich etwas antun. Als meine Cousine Jolene, deine marraine, einmal zu Besuch kam, verliebte sie sich sofort in dich und bettelte mich an, dich ihr zu überlassen. Ihr Mann, dein parrain, bot ... bot uns ein Darlehen an, das unsere Rettung zu sein schien. Ich dachte ... ich dachte ...«
    »Bitte! Ich verstehe schon.«
    »Tatsächlich? Aber ich nicht. Ich habe mich wieder und wieder gefragt, wie ich, deine Mutter, es fertigbrachte ....« Ihre Mutter wedelte hilflos mit dem Taschentuch. »Trotzdem haben wir im Jahr darauf unser Zuhause verloren. Da war Francis schon geboren. Ich flehte Jolene an, dich mir zurückzugeben, aber sie wollte nichts davon hören. Du warst ihr Kind geworden und liebtest den kleinen Francis abgöttisch. Er bräuchte eine Schwester, sagte sie, da sie vielleicht kein zweites Kind bekommen würde. Nach einiger Zeit sind wir dann fortgezogen.«
    »Ich wusste nicht ... mir wurde nie erzählt, dass Sie mich zurückhaben wollten.« Ariadne verstand zwar, warum ihr das verheimlicht worden war, fragte sich aber, ob nicht alles anders gekommen wäre, wenn sie es gewusst hätte. Jetzt, nachdem sie es erfahren

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