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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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leid, dass ich nicht mehr das Vergnügen haben werde, ihn kennenzulernen.« Das stimmte tatsächlich, wie Ariadne zu Bewusstsein kam, als sie es sagte. Er schien ein Gentleman gewesen zu sein, den kennenzulernen eine Ehre gewesen wäre.
    Nachdem ihre Mutter sich erneut die Augen abgewischt hatte, schloss sie sie einen ausgedehnten Moment lang, um anschließend einen Seufzer auszustoßen. »Ja. Ach, ja. Wir alle werden ihn schrecklich vermissen. Was unsere Cecilia angeht... aber daran darf ich gar nicht denken, sonst ... Unsere Zeit ist knapp bemessen, deshalb will ich dir noch schnell erzählen, dass du Tante bist, ja, sogar mehrfache, denn du hast einige ältere Schwestern, die schon seit etlichen Jahren verheiratet sind. Insgesamt gibt es sechs Nichten und vier Neffen, die du alle unbedingt kennenIernen musst.«
    Solch eine große Familie präsentiert zu bekommen, nachdem man sich für alleinstehend gehalten hatte, war einfach zu viel. Das vermochte Ariadne nicht so ohne weiteres zu verarbeiten, und ebenso wenig war sie sich darüber schlüssig, was sie dabei empfand. Sie konnte sich nicht zu dieser engen verwandtschaftlichen Beziehung bekennen, während sie gleichzeitig so tat, als habe sie keine Familie. Gavin Blackford wusste bereits zu viel über sie. Wenn sie mit einer seit langem verschollenen Mutter auftauchte, konnte es durchaus passieren, dass ihm ein Licht aufging und er hinter das Geheimnis ihrer Vergangenheit kam.
    Sie erhob sich derart rasch, dass das gerade durch die Zimmertür kommende Dienstmädchen so zusammenschreckte, dass das Porzellan auf dem Tablett, welches die junge Frau trug, ins Klirren geriet. »Sie überstürzen alles viel zu sehr, Madame Arpege ...«
    »Maman. Ich bin deine maman .«
    »Meine maman, die Frau, die ich so bezeichnet habe, ist vor fast vier Jahren gestorben. Ich muss Ihnen sagen, dass ich jetzt mein eigenes Leben habe, das ich nicht von heute auf morgen aufgeben kann, bloß weil Sie mich zufällig zur Welt gebracht haben.«
    »Natürlich nicht. Ich würde nie ...«
    »Sie können mich nicht einfach zurückholen und erwarten, dass alles wieder so wie früher ist«, fuhr Ariadne ein wenig echauffiert fort. »Diesmal muss ich eine Wahl haben, denn als ich klein war, hatte ich das nicht.«
    »Ach, ma chere.« Ihre Mutter schüttelte betrübt den Kopf, während Sylvanie Renee Ariadne vorwurfsvoll anstarrte.
    »Sie haben mich seinerzeit weggegeben, als wäre ich eine Puppe, die weder Rechte noch Gefühle hat. Obwohl ich weinend die Arme nach Ihnen ausstreckte, sind Sie davongegangen und haben mich verlassen.«
    Das Gesicht ihrer Mutter verzog sich schmerzvoll. »Du warst damals noch so klein. Mir war nicht klar... Ich hätte nicht gedacht, dass du dich noch daran erinnerst.«
    »Jetzt bin ich kein Kind mehr, sondern eine Frau, die ihre eigenen Pläne, Hoffnungen und Bedürfnisse hat. Es gibt Dinge, die getan werden müssen; vorher finde ich keine Ruhe«, fuhr sie ziemlich zusammenhangslos fort. »Erst wenn ich etwas ganz Bestimmtes erledigt habe, kann ich mir darüber Gedanken machen, wie mein weiteres Leben aussehen soll.«
    »Ja ... Ja, ich verstehe. Dann wirst du also nicht mit uns nach Hause kommen.«
    Ariadne machte eine hilflose Geste. »Das ist unmöglich.«
    »Wie du meinst.« Ihre Mutter schien vor ihren Augen zu altern. Tränen rannen ihr übers Gesicht, ohne dass sie sie mit dem Taschentuch, das sie zwischen den Fingern zerknüllte, wegwischte. Dann riss sie sich zusammen und stand ebenfalls auf. »Du musst tun, was du für richtig hältst, meine Ariadne, aber diesmal werde ich nicht auf dich verzichten, denn ich habe dich zur Welt gebracht und werde nie vergessen, dass wir miteinander blutsverwandt sind. An meiner Liebe zu dir wird sich nie etwas ändern, und falls du dich für uns entscheidest, wirst du mir jederzeit willkommen sein. Aber jetzt muss ich dir einen guten Tag wünschen, denn ich habe noch viel zu erledigen.«
    Kurze Zeit später befand Ariadne sich wieder draußen auf dem Bürgersteig, mit Maurelle an ihrer Seite. Sie war völlig durcheinander. Sie hatte nichts gesagt, was nicht ihren Ansichten und Gefühlen entsprochen hätte. Gleichwohl hallte ihre Stimme so schrill und schmerzerfüllt in ihrer Erinnerung wider wie die Stimme eines Kindes, das sich über die Ungerechtigkeit einer Welt beklagte, in der nichts gerecht war. Wenn ihre Mutter sie in die Arme genommen hätte ...
    Aber nein, das hätte nichts geändert, das war einfach nicht

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