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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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solch eine Energie an den Tag zu legen. Der durchschnittliche französisch-kreolische Gentleman stand meistens erst am späten Vormittag auf, weil bei den romanischen Völkern die Nächte gewöhnlich lang waren. Es würde noch Stunden dauern, bis sich die ersten Schüler einstellten. Gavin drehte sich auf den Bauch, zog sich das Kopfkissen über die Ohren und machte von neuem die Augen zu.
    Unverzüglich sah er Ariadne in ihrem schockierenden Aufzug vor seinem inneren Auge auftauchen. Wie es kam, dass Männerhosen und ein Leinenhemd die Gestalt einer Frau derart erotisch und weiblich machten, vermochte er nicht zu sagen. Er wusste lediglich, dass es so war. Die seidigen Hautfalten und feuchten Höhlungen waren so ganz anders als die Körperteile, die sich normalerweise unter schwarzem Tuch und Kammgarn verbargen. Allein der Gedanke daran brachte sein Blut in Wallung.
    Die Bauchlage war auf einmal so unbequem, dass er sich, einen verärgerten Laut ausstoßend, auf den Rücken drehte. Normalerweise neigte er nicht zu ungezügelter Leidenschaft. Außerdem verfügte er eigentlich über mehr Selbstbeherrschung. Was daraus geworden war, war ihm ein Rätsel, ebenso wie die Tatsache, dass er sich derart heftig zu Madame Faucher hingezogen fühlte. Wer hätte gedacht, dass er von einer Frau besessen sein konnte, die nichts von ihm wollte außer seinem Tod?
    Nun ja, außerdem hatte die Dame vor, genau zu lernen, wie man diesen Tod herbeiführen konnte, und zwar von dem Mann zu lernen, der in dieser Hinsicht am sachkundigsten war. Das heißt, von ihm. Das war immerhin eine neue Methode, jemanden umzubringen.
    Aber dass er sich tatsächlich bemühte, ihr ebendies zu zeigen — was zum Teufel dachte er sich eigentlich dabei? Das war doch Wahnsinn, entbehrte jeder Logik. Sie musste eine Zauberin sein, da sie es fertiggebracht hatte, ihn dazu zu überreden.
    War sie ein mörderischer Engel oder eine Hexe? Beides — und noch mehr: ein hilfloses Kind, eine unerweckte Witwe, eine verängstigte Dame. All das nahm er in ihren Augen wahr. Es verlangte ihn so sehr danach, ihr Hilfe zuteil werden zu lassen, dass das Ganze das Risiko wert zu sein schien.
    Die damit verbundene Gefahr spielte er keineswegs herunter. Sie war eine zarte, bisweilen unsichere Frau, doch das änderte nichts an der Entschlossenheit, von der sie erfüllt war. Und die Sache, der sie sich verschrieben hatte, war, wie er zu seinem Leidwesen wusste, gerecht.
    Gavin dachte an den verregneten Morgen vor vier Jahren zurück, an dem Francis Dorelle ihm mutig-verzagt mit dem Degen in der Hand gegenübergestanden hatte. Mit dieser Erinnerung ging ein Reuegefühl einher, das von geradezu betäubender Heftigkeit war.
    Abrupt schleuderte er die Bettdecke von sich und sprang aus dem Bett. Nachdem er barfuß zum Waschtisch gegangen war, goss er Wasser aus einem Porzellankrug in die dazugehörige Schüssel. Anschließend tauchte er die Hände ins Wasser, um sein Gesicht mehrmals zu bespritzen.
    Als er nach dem Handtuch griff, fiel sein Blick in den Spiegel. Der Schnitt an seinem Kinn war inzwischen verschorft. Ariadne war ganz entsetzt gewesen, weil sie angenommen hatte, für die Wunde verantwortlich zu sein. Das ließ ihn immerhin ein wenig hoffen, dass es ihr nicht leichtfallen würde, ihn zu töten.
    Als er ins Studio hinunterging, stellte Gavin fest, dass Nathaniel sich mit Denys Vallier auf der Fechtbahn tummelte, dem Bruder von Rios Frau Celina, der Condessa de Lerida. Die beiden jungen Männer schwitzten vor
    Anstrengung wie die Affen. Denys' Haar war klatschnass und kräuselte sich um sein erhitztes Gesicht, während Nathaniel die sandfarbenen Haare in feuchten Büscheln vom Kopf abstanden. Bei jedem Ausfall, den die beiden machten, sah man, dass ihnen die Kleidung am Körper klebte, und in dem geschlossenen Raum roch es wie samstagabends auf einem Hahnenkampfplatz. Gavin ging zur Tür des Balkons, von dem aus man einen Blick auf die Passage de la Bourse hatte, und riss sie weit auf, um die frische Morgenluft hereinzulassen. Dann drehte er sich zurück, um die beiden jungen Männer auf der Fechtbahn zu beobachten.
    Die zwei passten von der Statur her besser zusammen, als Gavin es erwartet hätte. Der sechs oder sieben Jahre ältere Denys hatte eine etwas größere Reichweite und wog ein paar Pfund mehr als sein jüngerer Kontrahent, Vorteile, die Nathaniel jedoch durch verbissene Entschlossenheit wettmachte. Die Ausfälle, die sie machten, waren sauber ausgeführt und

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