Kampf für Freiheit
konnte, hörte man von hinten aus der Menge einen Ruf: »Halt! Die beiden stehen nicht zum Verkauf!«
Der Auktionator und die Zuschauer wandten sich um. Auch Marcus versuchte auszumachen, wer gesprochen hatte, während in seiner Brust ein Hoffnungsfunke aufflackerte. Vielleicht war das der Augenblick, um den er gebetet hatte. Vielleicht waren sie jetzt gerettet. Eine Gestalt drängte sich durch die Menge. Doch als der Mann sich der Bühne näherte, erkannte ihn Marcus, und das Herz rutschte ihm in die Hose.
Thermon.
Der Mann kletterte auf die Bühne, während ihn der Auktionator, die Hände in die massigen Hüften gestützt, wütend anschaute. »Was soll das denn heißen? Was meint Ihr damit, dass die beiden nicht zum Verkauf stehen?«
»Ich spreche für Decimus. Ich bin sein Verwalter«, antwortete Thermon hochmütig. »Mein Herr sagt, dass diese beiden doch nicht verkauft werden.«
»Nicht verkauft?« Der Auktionator zog die Augenbrauen in die Höhe. »Und warum um alles in der Welt nicht?«
»Ich muss dir keine Gründe erklären. So lautet der Wille meines Herrn. Verstanden?«
Der Auktionator nickte. »Wie du wünschst.« Er wandte sich dem Wächter zu. »Bring sie fort. Zurück in die Zelle.«
Überrascht über diese Ereignisse, erhob sich ein Murmeln in der Menge. Thermon kam auf Marcus und seine Mutter zu.
»Decimus hat es sich anders überlegt.« Er lächelte eiskalt, und Marcus spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten, als Thermon fortfuhr: »Mit euch beiden hat er etwas Besonderes vor.«
Bald nachdem man sie in ihre Zelle zurückgeführt hatte, trat ein Mann in den Hof. Er war schmal und hochgewachsen und sein hageres Gesicht ließ ihn noch größer aussehen. Bis auf einen silbernen Haarkranz war er völlig kahlköpfig, und sein Schädel glänzte, als hätte man ihn poliert. Marcus bemerkte, dass er humpelte und dies so gut wie möglich zu verbergen suchte, indem er sehr langsam ging. Er trug eine seidene Tunika, helle Lederstiefel und goldene Armspangen an beiden Handgelenken.
Der Mann lächelte schmallippig, als er sich dem Gitter näherte. »Die reizende Gattin des Zenturios Titus und sein junger Sohn, wenn ich mich nicht irre. Ich denke, ihr habt schon erraten, wer ich bin.«
Marcus’ Mutter schaute den Mann mit ausdruckslosem Blick an. Der zuckte nur die Achseln und legte den Kopf ein wenig schief. »Nun, ich bin enttäuscht. Ich hätte doch gehofft, dass sich die Ehefrau eines der besten Zenturionen des Generals Pompeius höflicher verhalten würde. Aber es macht nichts. Also, ich bin Decimus, einer der Stadtväter von Stratos, und rechtmäßig ernannter Steuereinnehmer für Graecia.« Er verneigte sich zu einem spöttischen Gruß. Dann betrachtete er Livia einen Augenblick lang schweigend, ehe sein Gesicht sich zu einem höhnischen Grinsen verzerrte. »Jetzt seid ihr nicht mehr so nobel und herablassend, was? Du nicht und dieser Narr Titus auch nicht mehr. Arrogant wie immer, hat er doch wahrhaftig geglaubt, er könnte seine Schulden einfach ignorieren und meine Männer fortschicken. Auf diese Gelegenheit habe ich schon lange gewartet. Aber jetzt habe ich es ihm endlich heimgezahlt. Mit gleicher Münze, sozusagen.«
Er setzte eine überraschte Miene auf und schnipste mit den Fingern. »Oh! Aber ich glaube, du weißt gar nicht, dass dein Mann und ich alte Freunde waren. Na ja, Freunde vielleicht nicht, aber doch Kameraden.«
Marcus schaute zu seiner Mutter auf, doch die schwieg immer noch beharrlich.
»Wir haben in der ruhmreichen sechzehnten Legion in Spanien gedient. Unter Pompeius. Wir waren Optios. Wisst ihr, was das bedeutet? Wir waren die Männer, die nur auf die günstige Gelegenheit warteten, damit wir zum Zenturio befördert wurden. Dann bot sich eine solche Möglichkeit. Einer der Zenturionen war in einem Gefecht getötet worden. Nun lauerten der gute alte Titus und ich darauf, wer von uns beiden wohl befördert werden würde. Die Wahl hätte auf mich fallen sollen. Ich war zweifellos der bessere Soldat. Das wusste jeder.
Jedenfalls haben Titus und ich am Tag, bevor der General seine Entscheidung traf, zusammen ein Glas getrunken. Und dann noch eines, und so führte eins zum anderen. Schließlich schlug Titus vor, wir sollten uns in einem kleinen Schwertkampf miteinander messen. Nur so zum Spaß, versteht ihr. Aber es war nicht nur so zum Spaß. Titus war nicht einmal betrunken, er tat nur so. Wir machten unsere Ausfälle und parierten die Hiebe des anderen. Dann gab
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