Kampf für Freiheit
mehr als ein gemeiner Küchensklave sein wird. Also nennt Euren Preis. Ich zahle Euch eine angemessene Summe.«
Die Augen des Kapitäns verengten sich. »Dreihundert.«
»Dreihundert?« Porcino zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe. »Dafür könnte ich einen ausgewachsenen Mann bekommen. Es wird Jahre dauern, bis der hier seinen Lebensunterhalt verdient. Dreihundert, das ist ja lachhaft.« Er schüttelte den Kopf und deutete mit dem Daumen über die Reling. »Dann werft Ihr ihn besser doch rein. Ganz gewiss zahle ich keine dreihundert.«
Er wandte sich ab und begann wieder auf die Luke am Achterschiff zuzugehen, die zu den Kabinen hinunterführte. Marcus starrte ihm verzweifelt nach und das Herz lag ihm schwer wie ein Stein in der Brust. Der Kapitän biss sich auf die Lippe und rief dem Mann hinterher: »Zweihundert!«
Porcino blieb mitten im Schritt stehen und drehte sich langsam um. Er schaute wieder zu Marcus und strich sich nachdenklich über das stoppelige Kinn. »Ich gebe euch einhundert. Und selbst das ist schon zu viel.«
Der Kapitän machte noch einen letzten Versuch. »Dann eben einhundertfünfzig.«
»Abgemacht.« Porcino ging zum Kapitän zurück, spuckte in die Hand und streckte sie dem Mann hin. Der ergriff sie, und sie schüttelten sich die Hände, um das Geschäft zu besiegeln. Marcus spürte eine Welle der Erleichterung. Er war dem Mann, der ihm das Leben gerettet hatte, beinahe dankbar. Er lächelte, als Porcino zu ihm hinabblickte. Aber in dessen Augen lag keinerlei Freundlichkeit, keine Andeutung, dass er Marcus gerettet hatte, weil er den Impuls verspürt hatte, einem anderen Menschen zu helfen. Es war nur der eiskalte Blick eines Geschäftsmanns.
»Piso!« Er schnipste mit den Fingern. Ein drahtiger Mann in einer braunen Tunika drängte sich durch die im Kreis stehenden Matrosen, die zusammengelaufen waren, um sich das Spektakel anzusehen. Porcino wandte sich an ihn. »Nimm den Jungen. Kette ihn zusammen mit den anderen an.«
»Jawohl, Herr.« Piso verneigte sich.
Inzwischen hatte sich der Kapitän seiner Mannschaft zugewandt und befahl den Matrosen brüllend, sich sofort wieder an die Arbeit zu machen. Als die Männer sich verzogen, schaute der Kapitän zu Porcino. »Und ich bekomme das Geld, ehe wir in den Hafen einlaufen, ja?«
Porcino nickte. Mit einem letzten kalten Blick auf Marcus drehte sich der Kapitän um und humpelte zum Achterschiff. Porcino grinste bei dem Anblick, doch seine Miene verhärtete sich wieder, als er sich erneut Piso zuwandte. »Achte darauf, dass du ihn wirklich gut ankettest. Ich will nicht, dass er uns davonläuft, sobald wir Brundisium erreicht haben.«
»Nein, Herr.«
Porcino schaute zu Marcus. »Und geh ihm was zu essen und zu trinken holen.«
»Ja, Herr.«
Porcino blies die Backen auf. »Ich hoffe nur, dass du dein Geld wert bist, Junge.«
Marcus schluckte und antwortete rasch. »Danke.«
»Danke?« Porcino lachte. »Ich habe dich zu meinem Sklaven gemacht, nicht zu meinem Freund. Vergiss das ja nie.«
Piso lehnte sich herunter und zog Marcus vom Deck hoch. Als er zu den schweigsamen angeketteten Sklaven geführt wurde, begriff Marcus. Er hatte dem Tod ein Schnippchen geschlagen, aber nur, um wieder Sklave zu werden.
Die Morgenwind erreichte Brundisium zwei Tage später im ersten Morgenlicht. Als die Sonnenstrahlen auf das Deck fielen, gab der Kapitän den Befehl, die Segel einzuholen, und das Schiff glitt langsam zwischen den vor Anker liegenden Seglern in den Hafen. Sorgfältig brachte der Steuermann es auf Kurs zu einem freien Liegeplatz am Kai. Einige Matrosen standen mit den Leinen da und waren bereit, die geteerten Taue den am Kai wartenden Männern zuzuwerfen.
Marcus rappelte sich mühsam auf und lehnte sich über die Reling, um sich die Umgebung anzuschauen. Brundisium war viel größer als der Hafen, von dem sie in Graecia losgefahren waren.
Eine riesige Zitadelle ragte auf einem Felsen über das Meer hinaus und war mit dem Festland durch einen schmalen Damm verbunden. Zu beiden Seiten der Zitadelle waren unzählige Schiffe im Wasser, und beim Hafeneingang lag eine Schwadron schnittiger Kriegsschiffe vor Anker. Am Ufer erstreckten sich Lagerhäuser, Tempel, städtische Gebäude und vor Menschen wimmelnde Mietshäuser weit ins Landesinnere, und über allem lag ein rußiger Rauchschleier, der schwer auf den Hafen drückte.
Hier war der städtische Gestank nach Gülle, Schweiß und verfaulenden Lebensmitteln, der Marcus bereits
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