Kampf für Freiheit
erkläre ich ihm alles. Vielleicht springt für ihn sogar eine Belohnung heraus, wenn er mir hilft, Pompeius zu finden«, fügte er voller Hoffnung hinzu.
Pelleneus lachte. »Da solltest du Porcino erst einmal besser kennenlernen, ehe du dir zu viel Hoffnung machst. Irgendwie bin ich mir nicht sicher, dass er sich für deine Geschichte interessieren wird.«
»Ich bin ein römischer Bürger«, erwiderte Marcus. »So etwas kann mir nicht passieren.«
Der Athener sah ihn mitleidsvoll an. »Es ist dir aber schon passiert. Du gewöhnst dich besser dran, mein Junge.«
Marcus schwieg einen Augenblick, ehe er weitersprach: »Dieser Porcino, ist das ein Sklavenhändler?«
Pelleneus schüttelte den Kopf. »Nein, er ist kein Händler. Porcino ist ein Lanista.«
»Ein Lanista?«, fragte Marcus.
»Er bildet Gladiatoren aus«, erklärte Pelleneus. »Er hat eine Schule für Gladiatoren bei Capua. Wenn man Piso glauben kann, ist er einer der besten Ausbilder in diesem Geschäft. Dafür solltest du wohl zumindest dankbar sein.«
»Dankbar?« Marcus wollte seinen Ohren nicht trauen. Sein Vater hatte ihm von Gladiatoren erzählt und von der schrecklichen Gefahr, der sie jedes Mal ins Auge blickten, wenn sie vor eine Menschenmenge traten, um sie mit einem blutigen Kampf auf Leben und Tod zu unterhalten. »Warum sollte ich dankbar sein? Man hat mich vor dem Ertrinken gerettet, nur um mich zum Sklaven in einer Schule für Gladiatoren zu machen. Ich will nicht im Sand irgendeiner Arena sterben.« Ihn schauderte bei dem Gedanken.
»Sieh es so: Wenn du schon zum Gladiator ausgebildet werden musst, dann wenigstens vom besten Lehrer. Das ist vielleicht der entscheidende Vorteil, wenn es zum Kampf kommt.«
Da hatte der Athener vielleicht recht, aber Marcus hatte nicht die Absicht, lange genug im Besitz eines Lanista zu bleiben, um das herauszufinden. Er würde sobald wie möglich mit Porcino sprechen und ihm erklären, welches Unrecht ihm und seiner Familie widerfahren war. Doch ehe er mit dem Lanista sprach, würde er wohl klugerweise erst herausfinden, was für ein Mann Porcino war.
»Wie ist er denn so?«, fragte Marcus.
»Porcino?« Pelleneus spitzte die Lippen. »Er ist ein harter Bursche. Das muss er ja sein, wenn er lange genug in der Arena überlebt hat, um seine Freiheit zu gewinnen. Aber er ist auch ziemlich gerecht. Wenn du tust, was man dir sagt, und es schnell tust, dann behandelt er dich gut.«
Ein Schatten fiel auf sie. Marcus blickte auf und sah Piso. Der Mann warf ihm einen Laib altbackenes Brot und einen Brocken Trockenfleisch in den Schoß.
»Iss«, sagte er einfach und ging dann weg.
Marcus brach sich hungrig etwas von dem Brot ab. Während er kaute, schaute er aus den Augenwinkeln auf seine Gefährten und betete, dass Pelleneus sich geirrt hatte. Er musste Porcino dazu überreden, ihn freizulassen. Das Leben seiner Mutter hing davon ab. Nur er konnte sie vor dem langsamen Tod auf Decimus’ Sklavenhof erretten.
Sobald das Schiff sicher am Kai festgemacht hatte, gab der Kapitän den Befehl, den Landungssteg herunterzulassen und die Ladeluke zu öffnen. Während der Kapitän mit den Dienstherren der Träger verhandelte, die die Ladung löschen sollten, kam Piso zu den Sklaven und wechselte ihre Fesseln. Statt der Fußfesseln legte er ihnen nun große Eisenringe um den Hals. Dieser Kragen lag schwer und unbequem auf Marcus’ Schultern, aber er wusste, dass er sich besser nicht darüber beschweren sollte, während Piso mit einem schweren Holzknüppel in der Nähe stand. Porcino war bereits an Land gegangen, um sich um die Verpflegung zu kümmern, die sie für die lange Reise nach Capua brauchten. Als er an Bord zurückkehrte, deutete Piso auf die zusammengeketteten Gefangenen. »Auf, auf! Los, bewegt euch!«
Marcus befolgte schnell den Befehl und hinter ihm rappelten sich auch die anderen auf die Beine. Als sie alle standen, schubste Piso Marcus so heftig auf den Landungssteg zu, dass er stolperte und die Kette sich zwischen ihm und den anderen straff anspannte. Pelleneus trat gerade noch rechtzeitig vor, sodass Marcus nicht der Länge nach hinschlug. Mit gleichmäßigem Klirren ihrer Ketten schlurften die sieben Gefangenen nun über den Landungssteg auf den Kai. Dort erwartete sie Porcino bereits. Er saß im Sattel eines kleinen Pferdes und führte eine Reihe von drei Maultieren, die mit Netzen voller Brot und grob geschnittenen Brocken Salzfleisch beladen waren. Er hatte sich das Schwert um die Taille
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