Kampf für Freiheit
gegürtet und von seinem Sattelknauf baumelte ein Knüppel.
Mit Porcino an der Spitze und Piso als Nachhut machte sich die kleine Truppe von Gefangenen jetzt auf den Weg über den Kai zur Hauptstraße, die durch die Hafenstadt führte. Keiner der Menschen, an denen sie vorübergingen, würdigte Marcus auch nur eines zweiten Blickes, und ihm sank der Mut, als er begriff, dass niemand erkennen würde, dass man ihm unrecht getan hatte. In ihren Augen war er einfach nur ein Sklave, einer von unendlich vielen, die hier in Brundisium im Laufe eines Jahres an Land gingen. Er überlegte, ob er um Hilfe rufen und all das Unrecht, das man ihm angetan hatte, herausschreien sollte. Als er gerade etwas langsamer ging und sich darauf vorbereitete, endlich loszurufen, kam Piso an der Reihe entlanggeschritten und versetzte ihm mit seinem Knüppel einen Rippenstoß.
»Immer schön Schritt halten, mein Junge! Nur nicht langsamer werden!«
Marcus stolperte ein wenig, verfiel dann aber wieder in den stetigen Rhythmus der anderen Gefangenen. Sie verließen Brundisium durch ein Stadttor und dann folgte Porcino der Straße in Richtung Norden. Zu ihrer Rechten glitzerte das Meer, das nun, da sie sicher an Land waren, ganz einladend wirkte. Linker Hand erstreckte sich die Landschaft in welligen Hügeln bis zu einer fernen Bergkette. Bauernhöfe und einige große Landgüter lagen an der Straße. In der Nähe des Hafens begegnete ihnen ein stetiger Strom von großen und kleinen Karren mit Waren, die ausgeführt werden sollten, oder voll beladen mit den Schätzen, die von überall im Römischen Reich eingeführt worden waren.
Als der Abend kam, waren sie bereits an fünfzehn Meilensteinen vorbeigelaufen und Marcus war völlig erschöpft. Seine Füße brannten vom raschen Gehen auf der harten Straße. Porcino führte sie nun ein wenig von der Straße weg zum Rand eines Kiefernwäldchens.
»Hier bleiben wir heute Nacht. Piso, sie sollen sich hier niederlassen und dann gib ihnen zu essen.«
»Jawohl, Herr.«
Marcus und die anderen sackten auf dem Boden zusammen. Marcus schnürte seine Stiefel auf und betrachtete seine Füße. Er zuckte vor Schmerz zusammen, als seine Finger eine geplatzte Blase ertasteten. Wenn sie morgen und übermorgen wieder die gleiche Entfernung zurücklegten, dann würde er Höllenqualen erleiden müssen, das wusste er. Pelleneus und die anderen Sklaven streckten sich am Boden aus und ruhten sich kurz aus, ehe Piso mit einem Korb kam, den er von einem der Maultiere abgeladen hatte. Er ging die Reihe entlang, gab jedem etwas Brot, einen Brocken Käse und etwas Fleisch. Marcus war als Letzter an der Reihe. Er nickte Piso kurz zum Dank zu und sprach dann mit leiser Stimme: »Ich möchte mit Porcino reden.«
Piso schaute ihn überrascht an. »Du willst was ?«
»Ich habe gesagt, dass ich mit Porcino reden möchte.«
»Sklaven haben keine Befehle zu geben. Also sei ruhig und iss, ja?«
Marcus schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Sklave. Ich sollte überhaupt nicht hier sein. Ich muss mit Porcino reden und ihm die Situation erklären.«
Piso blickte sich zu seinem Herrn um. Der Lanista machte nicht weit von ihnen entfernt ein Feuer. Sein massiger Körper war über das Anmachholz gebeugt, das er in Stücke brach und zu einem kompakten Bündel aufschichtete. Piso lächelte vor sich hin und wandte sich wieder an Marcus.
»Nun, wenn du darauf bestehst, dann hole ich ihn.«
»Danke.« Marcus lächelte. Er saß wartend da, während Piso sich seinem Herrn näherte, den Kopf neigte und ein paar Worte murmelte, die Marcus nicht verstehen konnte. Porcino schaute an Piso vorüber zu Marcus und nickte. Dann stand er auf, reckte sich und kam zu den zusammengeketteten Gefangenen geschlendert.
»Du da, Junge. Auf die Beine!«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Piso sagt mir, dass du mit mir reden willst.«
»Das stimmt.« Marcus nickte, und in ihm flackerte ein Hoffnungsfunken auf, dass er endlich die Gelegenheit bekommen würde, seine missliche Lage zu erklären. »Ihr müsst wissen, ich bin entführt worden und …«
Da holte Porcino aus und schlug Marcus hart auf die Wange. Vor dessen Augen explodierte ein gleißend weißes Feuerwerk. Er taumelte zurück, völlig benommen von der Wucht der Ohrfeige. Porcino schlug ihn noch einmal und Marcus fiel mit einem Schmerzenslaut zu Boden. Eine Faust packte ihn grob beim Haar und schüttelte ihn heftig.
»Wenn du mit mir sprichst«, knurrte ihm Porcino ins Ohr, »dann nennst du mich
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