Kampf für Freiheit
wuchs mit einer Handvoll anderer Kinder auf, deren Mütter auch dort arbeiteten. Sobald wir alt genug waren, schickte uns der Sklave, der dieses Geschäft im Namen des Besitzers führte, zum Stehlen auf die Straße – wir erbeuteten Schmuck und andere Wertsachen von den Marktständen. Wir erleichterten auch die reicheren Bürger der Stadt, die durch die übervollen Straßen spazierten, um ihre Börsen.« Der Athener lächelte bei diesen Erinnerungen, doch dann verhärtete sich sein Gesichtsausdruck, während er fortfuhr. »Eines Tages widersetzte sich meine Mutter den Annäherungsversuchen des Hauptsklaven. Der rächte sich dafür an mir und setzte mir unablässig zu. Schließlich riss mir der Geduldsfaden. Ich war vierzehn, als ich mich endlich mit Fäusten gegen ihn wehrte. Es war ein kurzer Kampf in der Küche des Bordells, und rings um uns herum kreischten die Frauen vor Angst, während die Kunden in Deckung gingen. Ich habe den Kampf gewonnen und den Mann blutig geschlagen. Dabei habe ich ihn so schwer verletzt, dass er wenige Tage später gestorben ist.«
»Du hast ihn mit deinen eigenen Händen umgebracht?«, fragte Marcus erstaunt.
Pelleneus nickte. »Es war nicht gerade meine klügste Tat. Sobald der Eigentümer davon erfuhr, wollte er an mir ein Exempel statuieren. Er verlangte, dass ich hingerichtet würde. Aber es stellte sich heraus, dass einer der Kunden, der den Kampf mitangesehen hatte, eine Mannschaft von Boxern besaß und der Meinung war, ich hätte Potenzial. Also kaufte er mich und bildete mich aus, bis ich zum Mannesalter herangewachsen war. Seither habe ich überall im südlichen Graecia Kämpfe ausgetragen und in den letzten zehn Jahren nur eine Handvoll davon verloren. Bei einem Kampf, der auf dem Fest eines reichen Händlers abgehalten wurde, hat mich dann Porcino gesehen. Er hat beschlossen, dass sich meine Talente mit noch größerem Gewinn in der Arena einsetzen lassen würden. Er hat einen hohen Preis für mich bezahlt«, sagte Pelleneus mit offensichtlichem Stolz. »Jetzt freue ich mich darauf, in Rom vor den Massen zu kämpfen.«
Marcus schaute ihn neugierig an. »Du meinst, du willst wirklich Gladiator werden?«
»Warum nicht?«
Marcus konnte sich ein überraschtes Lächeln nicht verkneifen. »Weil du jedes Mal dein Leben aufs Spiel setzt, wenn du kämpfst.«
»Ich habe schon viele Kämpfe ausgetragen.«
»Und selbst gesagt, dass du nicht alle gewonnen hast.«
»Stimmt«, gestand ihm Pelleneus zu.
»Wenn du in der Arena einen Kampf verlierst, war das dein letzter Kampf«, meinte Marcus. »Es scheint mir, dass das viel gefährlicher ist als Boxen.«
»Dann darf man eben nicht verlieren«, erwiderte Pelleneus. »Wenn ich hart trainiere und alles lerne, was es zu lernen gibt, dann habe ich eine hervorragende Chance, in der Arena zu siegen.«
»Es sei denn, du triffst auf einen besseren Gladiator.«
Pelleneus spitzte die Lippen. »Dann muss man eben einen guten Kampf liefern. Wenn jemand gut kämpft, dann will die Menge, dass er verschont wird. Wenn ich lange genug lebe und genug Kämpfe gewinne, dann winkt eine Belohnung.« Er starrte ins Feuer und lächelte sehnsuchtsvoll. »Vielleicht gewinne ich sogar eines Tages meine Freiheit und habe genug Geld gespart, um einen Bauernhof oder ein kleines Geschäft zu kaufen. Und dann lebe ich den Rest meiner Tage zufrieden und bequem.«
Marcus wusste nicht viel über das Leben der Gladiatoren, und was Pelleneus ihm gerade erzählt hatte, brachte ihn auf einen Gedanken. Wenn er seiner gegenwärtigen Lage nicht entfliehen konnte und zu einem Leben als Gladiator verdammt war, was war dann, wenn er lange genug überlebte, um sich ein Vermögen zu erwerben? Dann konnte er nach Graecia zurückkehren und seiner Mutter die Freiheit erkaufen und sie zurück zum Bauernhof bringen, und alles wäre wieder so, wie es gewesen war, ehe Decimus’ Schläger ihr Leben zerstört hatten. Wenn sich die Gelegenheit bot, dann würde er ein guter Kämpfer sein, gut genug, um die, die seinen Vater ermordet hatten, im Kampf zu besiegen. Und das Beste wäre, dass er Decimus finden und töten würde.
Eine Weile bedachte Marcus diese Aussichten, bis ihn sein eisernes Halseisen schmerzhaft am Schlüsselbein scheuerte. Er zog die Tunika am Hals ein wenig hoch, um seine Haut zu schützen. Das brachte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Welchen Ehrgeiz Pelleneus auch für die Zukunft hegte, die Wahrheit war, dass sie im Augenblick alle Sklaven waren. Eigentum
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