Kampf für Freiheit
des Lanista Porcino, der mit ihnen machen konnte, was er wollte. Vielleicht war es doch besser, wenn er bei seinem ersten Plan blieb. Wie schwer es auch sein würde, er musste versuchen, zu entkommen und General Pompeius zu finden, und nicht Jahre damit verbringen, Gladiator zu werden, dann noch mehr Jahre hindurch sein Leben in der Arena aufs Spiel setzen, um seine Freiheit und ein Vermögen zu gewinnen, sodass er seine Mutter retten konnte, wenn sie überhaupt so lange überlebte.
Das Feuer brannte allmählich herunter. Die Thraker und der Spartaner hatten sich bereits in der Nähe hingelegt und versuchten, in der Wärme zu schlafen.
Mit einem tiefen Seufzer gesellte sich auch Phyrus zu ihnen und rollte sich auf der Seite liegend zusammen wie ein kleines Kind. Nicht lange darauf hallte sein lautes Schnarchen durch die Luft. Doch sein Schlaf war unruhig, und er zuckte oft zusammen und murmelte Satzfetzen, die für Marcus keinen Sinn ergaben.
»Was ist mit ihm?« Marcus machte eine Kopfbewegung hin zu dem schlummernden Riesen. »Was ist seine Geschichte?«
Pelleneus schaute mit einem Ausdruck des Mitleids auf ihren Gefährten. »Der arme Phyrus sollte wirklich nicht hier sein. Er mag stark sein wie ein Bär, aber er hat nicht das Herz eines Kämpfers. Ich mache mir große Sorgen um ihn, wenn wir einmal Capua erreicht haben und in die Gladiatorenschule kommen.«
»Porcino muss aber doch glauben, dass er Potenzial hat«, überlegte Marcus. »Warum hätte er ihn sonst gekauft?«
Pelleneus schaute sich um, um sicher zu sein, dass weder ihr Herr noch Piso in Hörweite waren, aber er sprach trotzdem mit leiser Stimme weiter. »Porcino sieht nur seine Größe und seine Kraft. Er sieht nicht den Mann dahinter. Na ja, er ist eher ein Kind als ein Mann, denke ich.«
»Wie ist es denn gekommen, dass Porcino Phyrus gekauft hat?«
Pelleneus zog die Knie an und schlang seine langen, muskulösen Arme darum. »Nach allem, was er mir erzählt hat, seit wir zusammengekettet sind, war Phyrus kaum mehr als ein Säugling, als man ihn nach Athen brachte. Er gehörte einem griechischen Händler und wurde als Haushaltsklave aufgezogen, bis der Händler und seine Frau ein Kind bekamen, einen Jungen. Phyrus wurde sein Leibsklave. Er zog den Jungen praktisch auf und liebte ihn wie einen Bruder. Als das Kind jedoch heranwuchs und Phyrus’ Zuneigung erwiderte, wurde die Mutter eifersüchtig und verlangte, dass Phyrus verkauft würde. Der Vater wollte davon nichts wissen. Er sah, wie viel Phyrus seinem Sohn bedeutete, und wusste, dass dieser Abschied dem Jungen das Herz brechen würde. Also hat die Mutter, nach allem, was ich gehört habe, eines Tages behauptet, ihr kostbarster Armreif sei gestohlen worden. Sie bestand darauf, dass man das ganze Haus von oben bis unten durchsuchte.« Pelleneus schaute zu Marcus und lächelte traurig. »Du kannst sicher erraten, was geschehen ist.«
Marcus dachte kurz nach und nickte. »Sie haben den Armreif in Phyrus’ Zimmer gefunden?«
»Ja. Unter seinem zusammengerollten Bettzeug. Die Mutter hat ihren Mann überzeugt, dass er Phyrus verkaufen müsste. Es brach Phyrus das Herz, den kleinen Jungen zurückzulassen. Er wurde auf dem Sklavenmarkt in Athen versteigert. Phyrus überragte alle anderen Sklaven weit, die zum Verkauf standen, und Porcino war davon so beeindruckt, dass er ihn kaufte.« Er schaute zu Phyrus hinab. »Ich bezweifle, dass er einer Fliege etwas zuleide tun könnte. Ich sorge mich sehr um ihn. Ich denke, wenn er nicht kämpfen lernt, wird er nicht lange überleben, wenn wir erst die Gladiatorenschule erreicht haben.«
Marcus überlegte kurz, während er seine Knie an den Körper zog. Seit man ihn von dem Bauernhof entführt hatte, war er ausschließlich mit seinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen. Nur das Unrecht, das man ihm und seiner Familie angetan hatte, hatte für ihn gezählt. Der Rest der Welt schien ihm ein liebloser Ort zu sein, bevölkert von Menschen, die nichts von seinem Schmerz wussten. Er hatte gedacht, sein eigenes Leid wäre das Schlimmste, das jemandem zustoßen konnte. Wenn die anderen ihm nur zuhören würden, dann wären sie gleicher Meinung und würden alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihm dabei zu helfen, diese große Ungerechtigkeit zu sühnen.
Jetzt begriff Marcus, dass die Welt voller Unrecht war und dass andere, wie zum Beispiel Phyrus, auch leiden mussten. Er, Marcus, war kein besonderer Fall, den die Götter als Einzigen schlimmste
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