Kampf für Freiheit
deutete mit einer Handbewegung auf Porcinos Villa.
»Komm«, sagte Brixus und humpelte vor Marcus den kurzen Weg hinauf, bis sie beide in die Einfahrt zur Villa einbogen. Im Vergleich zum kargen Leben in der Gladiatorenschule fiel Marcus sofort auf, dass ihr Besitzer zweifelsohne die Bequemlichkeit schätzte. Säuberlich gestutzte Büsche säumten die Auffahrt zum Haus, und dazwischen standen hier und da niedrige Säulen mit Büsten verschiedener Männer. Marcus meinte einige der steinernen Gesichter zu erkennen, weil er sie bereits bei Statuen in Nydri und in den Städten und Häfen auf dem Weg nach Capua gesehen hatte.
»Wer sind die alle?«, fragte er Brixus leise.
»Die da?« Brixus deutete auf die Büsten. »Die römische Elite ist das – Konsuln, Senatoren, Hohepriester und so weiter. Unser Herr beeindruckt seine Gäste gern, und gleichzeitig achtet er schlau darauf, sich nicht auf eine Seite zu schlagen. Siehst du den hier? Das ist Marius und genau gegenüber Sulla. Im Leben waren sie erbitterte Feinde, und ihr Erbe ist, dass die Römer noch immer entzweit sind. Aber Porcino will sich mit beiden Seiten gut stellen, sollten ihre Gefolgsleute einmal zufällig der Schule einen Besuch abstatten.«
»Kommen oft Gäste?«
»Oft genug. Es gibt immer irgendeinen Politiker, der sich ein paar Gladiatoren kaufen will, um die Massen mit dem Kampf zu beeindrucken.«
»Was ist mit General Pompeius?«, fragte Marcus und versuchte, seine Aufregung zu verbergen. »Kommt der auch her?«
»Wohl kaum!«, schnaubte Brixus. »Der ist viel zu vornehm, als dass er hier persönlich zu Besuch käme. Aber vor einiger Zeit war einer seiner Verwalter hier bei uns. Der hat vier Kampfpaare für eine private Gesellschaft im Palast des Pompeius außerhalb von Rom gekauft.«
Marcus lächelte vor sich hin, als er die Aussicht bedachte, wie unwahrscheinlich sie auch sein mochte, dass eines Tages auch ihm ein solches Schicksal widerfahren könnte. Vielleicht hatte Pelleneus recht. Er sollte sich darauf konzentrieren, lange genug am Leben zu bleiben. Dann würde er möglicherweise die Gelegenheit bekommen, einmal vor General Pompeius zu treten.
Porcinos Villa hatte wie die meisten vornehmen römischen Villen einen großen Vorhof, den man durch einen prächtig verzierten Torbogen betrat. Dahinter lag das Haupthaus, das um einen wunderbar gepflegten Garten mit einem Teich in der Mitte gebaut war, in dem leise das Wasser eines Brunnens vor sich hin plätscherte.
Eine kleine Tür in einer Ecke des Innenhofs führte zum Sklavenquartier. Hier erwartete sie wieder die vertraute Schlichtheit der Schule: kahle Wände und düstere Räume mit hohen, vergitterten Fenstern. Brixus ging einen kurzen Gang entlang in einen Lagerraum.
Platten, Schüsseln und Kelche aus Silber und Messing waren auf den Regalen gestapelt. In anderen Regalen befand sich eine wunderbare Sammlung von feinem tönernen Tafelgeschirr, dazu gab es dort noch Glaskrüge und einige Glasschalen. Brixus zog zwei Schemel heran und ging dann eine kleine Kiste holen, die Lappen und Töpfe mit Scheuermittel und ein kleines Gefäß mit Olivenöl enthielt. Er murmelte vor sich hin, als er einen Stapel Servierplatten aus Messing herunterholte und sie zwischen den Schemeln auf den Boden stellte. Eine gab er Marcus und eine nahm er sich selbst und machte sich an die Arbeit.
»So«, meinte Brixus, während er in einem kleinen Schälchen etwas Pulver und Öl mischte. »Was ist deine Geschichte, junger Marcus? Erzähl mir alles! Wie kommt es, dass gerade du Gladiator werden sollst, und das schon im jungen Alter von …?«
»Ich bin elf«, antwortete Marcus, der schockiert feststellte, dass er seinen Geburtstag vergessen hatte, der über einen Monat zuvor gewesen war.
»Oh, so alt schon?«, sinnierte Brixus mit einem leicht spöttischen Lächeln. »Dann bist du schon beinahe ein Mann, was?«
Marcus hatte sich inzwischen an die ironischen Wortgeplänkel der Männer gewöhnt und ging nicht auf diese Herausforderung ein. »Man hat mich unrechtmäßig entführt. Meine Mutter auch, und meinen Vater, einen ehemaligen Zenturio, hat man umgebracht.«
»Ah ja, ich habe gehört, dass du das behauptet hast. Sohn eines Zenturios, was?«
»Es ist aber wahr.«
»Wenn du es sagst.« Brixus zuckte die Achseln. »Was war denn deine Mutter, eine exotische Prinzessin aus dem Osten?«
»Nein«, antwortete Marcus. »Mein Vater hat sie während des Sklavenaufstands kennengelernt und bald danach
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