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Kampf um die neue Republik

Kampf um die neue Republik

Titel: Kampf um die neue Republik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter & Carey Schweighofer
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zwinkerte, »der Edjian-Prinz, den Thron besteigt.«
    »Ich dachte, du hättest erwähnt, es sei eine Tragödie.«
    »Es ist eine Tragödie«, erwiderte Jaalib tadelnd, »und das wird offensichtlich, als der Edjian-Prinz beschließt, das Königreich zu erweitern. Er schickt Expeditionen in den Wald, um Bäume zu markieren, die gefällt werden sollen. Doch seine Männer kehren nicht zurück.« Er kniff die Augen leicht zusammen und beugte sich nahe zu ihr herüber. »Und da beginnen die älteren Leute von Uhl Eharl Khoehng zu raunen.«
    »Hör auf!«, schimpfte Fable und wehrte seine Hände ab.
    »Der Edjian-Prinz war fasziniert. Er sandte jeden Tag Boten in den Wald, mit einer Einladung an den Eharl Khoehng, mit ihm in seinem Palast zu speisen. Keiner kehrte zurück. Als er keine Boten mehr hatte, schickte er kleine Armeen los und hielt nur die besten und stärksten Krieger zurück, die sein Königreich bewachen sollten. Niemand kehrte zurück. Als die Bewohner der Hauptstadt das Ende dieser gefährlichen Unternehmungen forderten, befahl der Edjian-Prinz seinen noch verbliebenen Truppen, alle in den Wald hinauszutreiben. Niemand ward je wieder gesehen, nicht einmal die Soldaten.« Er entzündete zwei Kerzen und stellte die Kandelaber ins Zentrum der Bühne. »Nur der Edjian-Prinz und sein treuer alter Jagddiener blieben zurück.«
    »Hat er auch den alten Mann fortgeschickt?« Fable schlug auf Jaalibs Schenkel und zischte: »Eine schreckliche Geschichte! Was geschah mit dem Edjian-Prinzen, als er ganz allein war?«
    »Als sein Diener nicht zurückkehrte, verbarrikadierte sich der Edjian-Prinz in seinem Palast. Ohne seine Armeen und seine Untertanen hatte er nichts mehr, womit er den Eharl Khoehng von einem Angriff abhalten konnte. Und in einer stillen Nacht«, raunte Jaalib, »kam der Eharl Khoehng zum Edjian-Prinzen - in seinen Träumen. Er versprach ihm sicheres Geleit durch den Wald. Der Edjian-Prinz wollte endlich Frieden schließen und machte sich auf den Weg. Er blieb fast zehn Jahre lang im Wald.«
    »Was?«
    »Der Eharl Khoehng hatte ihn ausgetrickst. Er konnte sich unversehrt durch den Wald bewegen, er hatte Nahrung, Kleidung und Unterkunft, aber der Eharl Khoehng hielt ihn gefangen. Mit Illusionen lockte er ihn immer tiefer ins Labyrinth des Waldes.« Jaalib pustete eine Kerze aus. »Zehn Jahre Schuld forderten ihren Tribut. Der Prinz glaubte die Stimme seiner Untertanen zu hören, die sich bei ihm beklagten. Dann stand er eines Tages erschrocken vor dem Geist seines geliebten Jagddieners. Der alte Mann berichtete, dass der Eharl Khoehng die Stadtbewohner in Bäume verwandelt hatte. Sie waren bei vollem Bewusstsein, konnten aber weder sprechen noch sich bewegen, außer wenn der Wind durch ihre Zweige fuhr.«
    »Und dann?«
    »Und dann«, flüsterte Jaalib, »führte der Jagddiener seinen Herrn zum Rand des Waldes, ohne von Illusionen behelligt zu werden. Dort wurden sie vom Eharl Khoehng erwartet.« Ein bösartiger Schatten fiel über sein Gesicht, als Jaalib in die Mitte der Bühne trat und neben der noch brennenden Kerze posierte. »>Verehrt mich und nennt mich Euren Herrn, dann soll alles, was mein ist, Euer sein, einschließlich Eures Königreichs< sagte der Eharl Khoehng.«
    »Und was tat der Edjian-Prinz?«
    »Er verfiel dem Wahnsinn«, erklärte Jaalib wieder im Tonfall eines Erzählers. »Er lief in den Wald zurück und steckte ihn in Brand. Schließlich war nichts mehr übrig, nicht ein einziger Baum. >Dies ist das einzige Königreich, das ich zu beherrschen verdiene< verkündete er, >und das einzige Königreich, das der Eharl Khoehng beanspruchen kann.<« Er nahm einen geschwärzten Wandteppich ab, warf sich den schweren Stoff über die linke Schulter und fuhr fort. »In die Lumpen seiner früheren Existenz gehüllt, die Hände und das Gesicht vom Ruß schwarz gefärbt, trat der Edjian-Prinz vor den Eharl Khoehng und fiel demütig auf die Knie. Mit lauter, ehrfürchtiger Stimme rief er: >Lang. lebe. der König.<«
    Fable applaudierte sichtlich gerührt und schüttelte erstaunt den Kopf. »Dein Vater hat diese Rolle gespielt?«
    »Der Edjian-Prinz war die größte Rolle meines Vaters«, sagte Jaalib geistesabwesend. »Keinem anderen ist es gelungen, diese Rolle mit der gleichen Würde zu verkörpern.« Er setzte sich auf den Rand der Bühne. »Und wenn die richtige Zeit gekommen ist, werden wir das Drama noch einmal inszenieren. Dann werde ich der Edjian-Prinz sein und er meine Nemesis, der Uhl

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