Kampf um Strom: Mythen, Macht und Monopole (German Edition)
geringere Energiemengen, die sie meist vor Ort oder in die unmittelbare Umgebung abgeben. Gegen die großen Anlagen und die dafür notwendigen Stromtrassen ziehen Umweltschützer zu Felde, die eine Verschandelung der Landschaft sowie die magnetischen Felder solcher Hochspannungsautobahnen fürchten.
Die Speicher der Zukunft
Die Antwort auf die Frage, ob Deutschlands Energieversorgung aufgrund einer zu hastigen Umstellung auf grüne Energien Blackouts drohen, lautet also: Nein, es drohen keine Blackouts – zumindest nicht wegen der Umstellung auf neue Energieformen. Richtig ist, dass unsere Stromnetze sich in einem maroden Zustand befinden und die Ausweitung des Strommarkts auf ganz Europa neue, zusätzliche Netze erfordert. Es könnte dunkel werden, wenn den Absichtsbekundungen und Plänen nicht bald Taten folgen. Richtig ist auch, dass die neuen Energieformen zusätzliche Netze benötigen und diese auch den spezifischen Bedingungen der Produktion von erneuerbaren Energien entsprechen müssen.
Die Angst vor Blackouts bezieht sich indessen nicht nur auf die Infrastruktur unserer Stromnetze – und hier wird sie tatsächlich ein Thema, das die erneuerbaren Energien betrifft: Ein anderes Problem besteht in den Speichermöglichkeiten von Energie. Wind und Sonne wird es zwar bis in alle Ewigkeit geben, dafür aber nicht zu jeder Zeit. Nach dem aktuellen Forschungsstand können wir überschüssig produzierte Energie bisher nur in Pumpspeicherkraftwerken sammeln. Die Energie wird hier durch das Hinaufpumpen von Wasser gespeichert. Wenn das Wasser wieder hinabfließt, kann mit Hilfe von Turbinen und Generatoren Strom produziert werden. Für diese Technologie bedarf es daher eines Gefälles, und da wir in Deutschland etwa im Vergleich zu Skandinavien oder den Alpenländern wenig starke Gefälle haben, müssen andere Lösungen gefunden werden. Um große Energiemengen zu speichern, wird es auf Dauer notwendig sein, Verbindungen zu Speicherkraftwerken in südlichen oder nördlichen Nachbarländern aufzubauen. Für die Schweiz allerdings, die wie Deutschland aus der Atomkraft aussteigt, gilt, dass hier eigene Pumpspeicherkapazitäten benötigt werden. Begrenzte Möglichkeiten für solche Kraftwerke gibt es in Österreich. Derzeit aber soll bei uns mit dem baden-württembergischen Schluchseewerk das größte Pumpspeicherkraftwerk Europas entstehen. Doch hier und auch in Bayern wehren sich Umweltschützer inzwischen gegen derartige Großprojekte, da sie die mit solchen Kraftwerken verbundenen Eingriffe in Natur und Landschaft fürchten. Sie setzen dagegen auf erneuerbare Energien vor Ort, mit möglichst vielen kleinen Produktionsquellen, wie die Solarzelle auf dem eigenen Dach, mit der ein Haus zum Selbstversorger werden kann (und damit heute schon Strom unter dem Marktpreis nutzt). Allerdings sind die technologischen Möglichkeiten zur Speicherung von Energie noch lange nicht abschließend erforscht – im Gegenteil: Pumpspeicherkraftwerke sind momentan die einzig wirtschaftliche Form, doch es gibt längst weitere Technologien. Nur sind Batterien, Wasserstoff und Biogas als gespeicherte Energien bisher noch wesentlich teurer, und sie werden erst rentabel, wenn Strom aus erneuerbaren Energien im Überschuss vorhanden ist. Die Speicherung von Energie wird in den nächsten Jahrzehnten technologisch weiterentwickelt und somit auch wirtschaftlicher werden. Eine zusätzliche Möglichkeit, überschüssige Energien zu nutzen, wird dann auch darin bestehen, sie in Kraftstoffe umzuwandeln und zur Fortbewegung einzusetzen – sofern sich die Politik dazu entschließt, in diese Forschung wieder stärker zu investieren.
Eine der erneuerbaren Energieformen wird allerdings schon heute gespeichert: die Energie aus Biogas und Biomasse. Zwar ist auch diese Technik noch vergleichsweise teuer, dennoch kann sie, wenn sie Pflanzen- oder Tierabfälle nutzt, nachhaltig Energie speichern. Der Vorteil: Man kann die vorhandene Infrastruktur nutzen, denn Pipelines für Gas sind ausreichend vorhanden. Doch steht diese Energieform heftig in der Kritik. Es ist die sogenannte Tank-oder-Teller-Diskussion darüber, ob zum Betrieb von Biogasanlagen Nahrungsmittel missbraucht würden. Doch auch in dieser Debatte wird vieles verzerrt dargestellt, denn statt mit Mais oder Raps können die Anlagen auch mit anderen Energiequellen betrieben werden. Das beweist seit neuestem ein niedersächsischer Bäcker, der gemeinsam mit anderen Unternehmern seiner Zunft eine
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