Kampf um Thardos (German Edition)
dass es eine Bedeutung hatte. Nur die bloße Lust nach Befriedigung …« Was war los mit ihm? Er redete nur sinnverwirrendes Zeug. Das ganze Durcheinander in seinem Kopf schien sich immer weiter zu steigern. Mal gewann die eine Seite die Oberhand, mal die andere. Er hob leicht den Kopf und blickte Sheree fest an.
»Alles, was geschehen ist, war echt, weil ich es so wollte«, sagte er. »Aber Lancara … ich meine, ich habe eine Frau, die ich liebe …«
Deutlich tauchte das Bild seiner Geliebten vor seinem inneren Auge auf. Oftmals hatte er diese Vision vor sich gehabt, wenn er mit anderen Frauen geschlafen hatte. Mittlerweile kannte er ihren Namen und wusste, wer sie in Wirklichkeit war: Alanrador Laren. Zusammen mit ihr und dem archalayischen Präsidenten hatte er vor zwanzig Jahren den Plan zur Unterwanderung des terranischen Sternenverbandes geschmiedet und sich selbst als Agent vorgeschlagen, der seine eigene Existenz aufgab, um seinem Volk zu dienen. Der Abschied von Laren hatte geschmerzt, und sie wollte es erst nicht zulassen, dass er ging. Niemand von ihnen wusste, ob sie sich je wiedersahen, denn aus den erkennbaren Fakten hatte man den genauen Zeitpunkt errechnet, wann der thardische Notruf den ersten Außenposten der Menschen erreichte. Bis dahin war fraglich, ob Lancara es in seiner neuen Identität überhaupt schaffte, Soldat der Raumstreitkräfte zu werden und später zu PRIME versetzt zu werden. Wenn er heute zurückblickte, war es mehr Zufall denn Planung gewesen, dass man ihn ausgerechnet auf das Schiff versetzt hatte, das letztendlich Thardos als erstes erkundete. Wie leicht hätte man ihn als Neuzugang an Bord der Sternenfestung behalten können. In diesem Fall wäre er wahrscheinlich bei dem Angriff der Drocus Kamai ums Leben gekommen, ohne jemals die Erinnerungskapsel aktiviert zu haben. Er wäre als der Terraner Lance Calhern gestorben, nicht durch den marternden Kampf der Identitäten, der in seinem Kopf tobte.
»Eine Frau?«, echote Sheree mehr an sich selbst gerichtet als an Lance. »Das sagtest du bereits, aber Herrgott, das ist zwanzig Jahre her. Auch wenn die Zeit für euch Archalaya nicht so schnell vergeht wie für uns, sie wird längst jemand anderes haben. Du hattest keine Erinnerungen an sie und hast dich in den letzten zwanzig Jahren sinnlos mit anderen Frauen vergnügt, ohne dir darüber Gedanken machen zu müssen, dass du deine Frau betrügst. Meinst du, sie kann nicht die gleichen Schlussfolgerungen ziehen? Außerdem war es fraglich, dass ihr euch je wiedersehen würdet.«
Lance schnitt ihr mit einer Bewegung seiner mit Energieschellen gefesselten Hände das Wort ab, als sie genau das aussprach, worüber er eben noch nachgedacht hatte. »Ja, ja, ich weiß …«, knurrte er. »Aber das sind Dinge, die dich nicht das Geringste angehen. Ich will nichts mehr darüber hören!«
Sheree seufzte und richtete sich wieder auf. Ihr Blick fiel auf den Leichnam Jacksons. »War es notwendig, ihn zu töten?«, fragte sie.
Lance fuhr sich, so gut es ging, mit einer Hand über das Gesicht und folgte Sherees Blick. Er hatte noch nicht darüber nachgedacht, doch als er den Toten dort am anderen Ende des Raumes liegen sah, überkam ihn ein Gefühl totaler Leere. Ja, er hatte einen Kameraden ermordet, und es war nicht notwendig gewesen. Genauso gut hätte er den Mann bewusstlos schlagen können. Etwas krampfte sich in Lance zusammen. Verdammt, er war Archalaya! Er musste ihn töten, genauso wie er auch alle anderen hätte töten sollen.
Jackson war in deiner Einheit!
Zum Teufel damit, ich habe einen Auftrag auszuführen. Und der ist noch nicht beendet. Such einen Ausweg! Du musst dich befreien und diese terranischen Tölpel liquidieren!
Vergiss es! Du hast schon einen deiner Freunde getötet! Sieh ihn dir an. Noch vor ein paar Stunden hast du mit ihm zusammengearbeitet und an seiner Seite gekämpft. Ihr wart Waffenbrüder …
Plötzlich schrie Lance Calhern laut auf. Er war versucht, sich die Hände gegen die Schläfen zu pressen, erinnerte sich jedoch noch rechtzeitig an die Energieschellen, die ihn bei diesem Vorhaben einengten und beinahe das Leben gekostet hätten.
Die anderen Anwesenden fuhren zu ihm herum, doch keiner machte einen Versuch, ihn zu beruhigen oder ihm zu helfen. Sheree wandte sich von ihm ab und ließ ihn mit seiner Pein allein, um zu Shaw und Clayton zurückzukehren.
Während der Unterhaltung zwischen Sheree und Lance hatte Lieutenant Colonel Shaw ein Gespräch mit
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