Kampf um Thardos (German Edition)
dass Sie bereits große Verluste erleiden mussten.«
Shaw machte eine abwehrende Handbewegung und schnalzte gleichzeitig mit der Zunge. Es traf zu, dass sie Verluste erleiden mussten, und sicherlich waren sie damit noch nicht fertig. Möglicherweise würde es noch zu einem Krieg kommen zwischen der Zweiten Flotte und den Morenern oder wem auch immer. Aber ungeachtet des Hilferufs wäre es früher oder später ohnehin zu einer Konfrontation mit den drei Parteien gekommen. Irgendwann wäre man aufeinander aufmerksam geworden. Eskalationen waren beim Aufeinandertreffen von expansionsorientierten Völkern beinahe unvermeidlich. Territorialansprüche. Eroberungsverhalten. All das hatte es unter den Menschen auch gegeben, und nachdem was Shaw über die drei extraterrestrischen Völker wusste, waren sie in der Hinsicht nicht anders.
»Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Shaw.
Jerie presste die Lippen aufeinander und blickte an dem Colonel vorbei. Sie wirkte zurückhaltend. Offenbar gefiel ihr nicht, was sie jetzt sagen musste. »Wie gesagt, wir wissen Ihre Hilfe zu schätzen, aber sie kommt ein wenig zu spät. Als ich das Notsignal sandte, waren wir verzweifelt. Wir konnten nicht ahnen, dass wir irgendwann eine Möglichkeit finden würden, uns selbst zu helfen.«
»Bitte?«, krächzte Shaw plötzlich. »Sie meinen, Sie brauchen unsere Hilfe nicht mehr?«
»Sie werden alles verstehen, wenn ich es Ihnen gezeigt habe«, versicherte die Thardierin. »Aber es wird noch ein wenig dauern, bis wir dort angelangen. Wir sollten mit dem Aufbruch nicht länger zögern. Soweit ich informiert bin, ist Ihre Flotte in Gefahr.«
»Woher wissen Sie …?«
Jerie drehte sich um und wandte sich der Schalttafelwand hinter sich zu. Sie drückte einige Tasten nieder. Nur kurz darauf flammte ein verborgener Bildschirm auf, der eine Außenansicht über Thardos bot. »Früher war dies nur eine planetare Sendestation«, sagte Jerie, »heute haben wir alles wesentlich weiterentwickelt. Ich bin auf einer codierten Frequenz und habe einen Ihrer Satelliten angepeilt, die sich im Orbit unserer Welt befinden.«
»Das können Sie?«, fragte Shaw verwundert.
»Und noch viel mehr.« Jerie drehte an einigen Reglern. Das Bild verschwand und zeigte einen anderen Ausschnitt des Orbits. Diesmal war nicht die terranische Flotte zu sehen, sondern ein Pulk Prismenschiffe der Morener. Ein fremdartiges Symbol tauchte neben dem Bild auf.
»Dreihundert Schiffseinheiten«, übersetzte Jerie das Schriftzeichen. »Der gesamte auf Thardos stationierte Flottenverband der Morener. Nur Zerstörer.«
Shaws Gedanken rasten. Dreihundert morenische Zerstörer.
Damit waren sie der Zweiten Flotte drei zu eins überlegen.
Auch wenn die Terraner im Weltraum die besseren Waffen zum Einsatz brachten, konnte sich ein Gefecht im Orbit doch als heikel erweisen. Womöglich würde Dillinger angesichts der Übermacht sogar unterliegen und seine Flotte ausgelöscht werden.
»Das ist nicht alles!«, sagte Jerie und drückte weitere Knöpfe. »Ich justiere nun eine Außenkamera eines Satelliten, den Ihre Leute über dem letzten Planeten des Systems positioniert haben.«
»Woher wissen Sie von dem Satelliten?«, wollte Shaw wissen, doch Jerie speiste ihn mit der gleichen Antwort ab wie zuvor. Er solle sich gedulden und werde bald alles erfahren. Dann deutete sie auf den Schirm, der eine weitere Armada von Raumschiffen zeigte, die sich am Rande des Sonnensystems befanden und anscheinend gerade aus dem Hyperraum gesprungen waren. Deutlich waren Parabolschiffe der Drocus Kamai zu sehen, und links unten am Monitor leuchtete wieder ein thardisches Zahlensymbol auf.
»Hundertachtzig Schlachtschiffeinheiten«, erklärte Jerie.
»Mit direktem Kurs auf Thardos.«
»Das wird unsere Flotte nicht überleben!«, sagte Sheree plötzlich.
Shaw zuckte zusammen, als er ihre Worte vernahm. Er wandte sich zu Sheree um, die die Erläuterungen der Thardierin gehört hatte. Sie hatte vollkommen recht. Die Zweite Flotte besaß nicht die geringste Chance. Nicht einmal die Sternenfestung hatte einem konzentrierten Angriff der Drocus Kamai widerstanden. »Verflucht!«, stieß er ächzend hervor und sah Jerie fragend an. »Können Sie irgendetwas tun?«
Ihr Gesichtsausdruck war sehr ernst, als sie antwortete: »Im Prinzip ja, aber es würde ohnehin auf die totale Vernichtung hinauslaufen. Wäre die Situation ausweglos, dann würden wir auf jeden Fall etwas unternehmen.«
»Sie ist ausweglos!«, warf
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