Kampf um Thardos (German Edition)
der Thardierin Jerie begonnen. Für ihn war es im Moment wichtig, ihre weiteren Schritte einzuordnen. Er konnte sich gut vorstellen, dass seine Leute im All in Schwierigkeiten waren. Es war ihm gleichgültig, wer jetzt im Orbit das Sagen hatte. Für Shaw gab es nur einen Kommandanten, dem er Rechenschaft schuldig war, und das war Captain Coventry. Sie war eine außerordentlich gute Befehlshaberin, die immer zu ihren Leuten stand. Ein Beweis dafür war allein schon die Tatsache, dass sie sich offensichtlich über den Befehl des Oberkommandos hinweggesetzt hatte und mit ihrem Schiff innerhalb des thardischen Systems verblieben war. Wie immer das hier auch ausgehen mochte, sie brauchte eine verdammt gute Rückendeckung, wenn sie alles ausgestanden hatten. Shaw würde auf jeden Fall auf ihrer Seite stehen, ganz gleich, welche Konsequenzen das nach sich ziehen würde.
Er kratzte sich am Hinterkopf und sah flüchtig in Parrs Richtung, die sich gerade intensiv mit Calhern zu unterhalten schien. Coventry hatte angeordnet, Calhern mitzunehmen, wo immer Jerie sie auch hinführen würde. Sie mussten schleunigst fort und in Bewegung bleiben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand der Gegner den Riss in der Straße entdeckte und genau ihrem Weg hier herunter folgte. Nun war es wichtig, Jerie so viel Informationen wie nur möglich zu entlocken.
»Interessante Waffe«, sagte Shaw und deutete auf die kleine Pistole, die Jerie sich hinter ihren Gürtel geklemmt und mit der sie Calhern verwundet hatte. »Darf ich mal sehen?«
Jerie folgte seinem Blick und hob die Schultern.
»Warum nicht?«, erwiderte sie, griff nach der Pistole und reichte sie an den Colonel weiter.
Shaw musterte das Stück eindringlich. Obwohl ungewöhnlich in ihrer Bauart, war sie doch nicht allzu verschieden von den halbautomatischen Waffen der Erde, die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelt worden waren. Heute gab es kaum noch Projektilwaffen. Sämtliche Militärs des Sternenverbandes sowie Polizei setzten auf Strahler jeglicher Art. Shaw fand den Hebel, der das Magazin freigab, und warf einen Blick auf die Patronen im Schaft.
»Wir hatten fünfhundert Jahre Zeit, unseren Feind genau zu studieren«, erläuterte Jerie. »Offenbar funktionieren Ihre Schutzfelder in etwa ähnlich denen der Archalaya. Irgendwann sind wir dahintergekommen, wie diese unsichtbaren Schirme die Materie vom Ziel ableiteten …«
»Prallfeldtechnologie.« Shaw nickte. »Das Feld richtet sich nach der negativen Ladung der Elektronen von fester Materie. Es ist selbst negativ geladen und stößt spezifische Elektronenladungen von sich ab, vergleichbar mit gleichpoligen Magneten.«
Jerie lächelte. »Diese Patronen sind mit einem Mikroschwingungsgenerator ausgestattet, der sie während des Fluges in Vibration versetzt. Zusätzlich sind sie mit einer Positronenummantelung umgeben. Allein die positive Ladung der Geschosse könnte einen Schutzschirm durchdringen, und sollte jemand versuchen, die Ladung des Energieschildes umzupolen, so genügt die Eigenvibration des Projektils, um sich durch die Zwischenräume des Feldes zu schrauben.«
Shaw zog eine Braue hoch und nickte anerkennend. »Geniale Idee. Wir hielten Sie für Primitive … na schön, sie hatten fünfhundert Jahre und haben sich weiterentwickelt.«
»Ja«, grinste Jerie, »aber unsere Entwicklung wurde noch positiv beeinflusst. Sehen Sie, wir hatten drei wirklich gute Lehrmeister.«
Shaw verstand. Unter normalen Umständen hätten die Thardier vielleicht einen hohen technischen Level innerhalb der letzten fünfhundert Jahre entwickelt. Doch bei ihrer Evolution waren sie nicht nur auf sich selbst angewiesen.
Sie mussten nicht alles erst entdecken und oder selbst ausbrüten, denn sie konnten von den Archalaya, den Morenern und den Drocus Kamai lernen und kopieren und darüber hinaus sogar weiterentwickeln, wie diese speziellen Geschosse zeigten.
»Jerie«, sagte Shaw langsam, »Sie sprechen die ganze Zeit über im Plural. Existieren denn noch Thardier oder sind sie in den letzten Jahrhunderten an den Folgen des Krieges zugrunde gegangen?«
Nun war es Jerie, die die Stirn runzelte. Plötzlich brach sie in ein schallendes Gelächter aus und schlug sich amüsiert auf die Oberschenkel. »Ich glaube, es wird langsam Zeit, Ihnen einiges zu zeigen. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber wir wissen Ihre Hilfe wirklich zu schätzen und sind Ihnen äußerst dankbar für Ihr Erscheinen. Umso betrübter macht es uns,
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