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Kanada

Kanada

Titel: Kanada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ford
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verstaubte Fenster nach draußen. Eine Scheibe hatte einen quer verlaufenden Sprung, Kitt bröselte auf die Fensterbank. Draußen stand ein violetter Busch, dahinter lag ein Stück Grasfläche, auf dem noch der Tau funkelte. Daran schloss sich eine schmale Asphaltstraße an, narbig und wellig, ein Betonbürgersteig voller Beulen und Unkraut, und ein Rechteck aus strahlend blauem Himmel, wie eine Schranke.
    Ein alter weißer Trailer stand auf Gummirädern jenseits der kaputten Straße – ein rechteckiges Flachdachmodell für eine Person. Auf dem Dach hing schief eine Fernsehantenne. Neben dem Trailer stand eine Nissenhütte mit klaffender Öffnung und einem Windsack obendrauf. Dahinter ein hohes hölzernes Silo mit Turmdach. Oben auf dem Silobehälter waren verblasste Buchstaben zu erkennen, SASKATCHEWAN POOL und darunter PARTREAU .
    Charley Quarters’ verbeulter Pickup war vor dem Trailer geparkt. Er stand davor, im Gespräch mit einem Mann, der einen Strohhut und ein hellblaues Hemd trug, über seinem Arm hing eine beige Jacke. Charley hatte immer noch seine schwarzen Gummistiefel an, die Hosenbeine reingestopft, und dasselbe Flanellhemd. Beim Trailer lagen verrostete Metallteile herum, Reifen, leere Fässer, Fahrräder, Käfige, ein altes Motorrad und ein grünes Auto auf Holzblöcken, ein Studebaker mit eingeschlagenen Fenstern. Schrottteile aus Metall waren zu merkwürdigen Gebilden zusammengeschweißt und standen zwischen dem Unkraut. Ein halbes Fahrrad, eine Mähdrescherklinge, verdreht. Eine Heupresse mit Steuerrad und Rückspiegel. Eine Sonnenuhr, aus einer Felge gebastelt. Glänzende Windräder und blitzende Kreisel waren auf Holzstöckchen mitten in den Plunder gesteckt worden und brachen das Sonnenlicht. Ein improvisierter hölzerner Fahnenmast mit derselben Fahne wie an der Grenze lehnte seitlich am Trailer.
    Charley drehte sich um und wedelte mit seinen kurzen kräftigen Armen zuerst energisch Richtung Trailer, dann zu dem Fenster hin, aus dem ich gerade herausspähte. Ich glaubte, er rede über mich, und hielt den Mann im blauen Hemd, der ihm zuhörte, für Arthur Remlinger. Mildreds Bruder. Ich hörte Charley rufen, als wolle er unbedingt gehört werden: »Bei mir ist gar nichts idiotensicher.« Er warf den Oberkörper zurück und lachte. Der andere Mann betrachtete das Gebäude, in dem ich mich befand, legte eine Hand auf die Hüfte, sagte etwas, nickte. Charley drehte sich um und setzte sich in Bewegung, über die Grasfläche auf mich zu.
    Ich zog schnell mein T-Shirt und die Hose über. Ich wollte nicht in den Jockeys dastehen, wenn mich Charley holen kam. Schnell in die Schuhe, ohne Strümpfe. Ich sah mich nach einer Tür um, die nach draußen führte. Noch eine Pritsche stand im Raum, unbenutzt. Überall im Halbdunkel waren aufgestapelte Pappkartons zu sehen, die kaum Raum für die Pritschen ließen. Eine Lampe gab es nicht. Da war Charleys Stimme draußen: »Wem würdest du dich aufhalsen? Das frag ich dich …« Ich wusste nicht, mit wem er redete.
    Ich schlüpfte rasch durch eine niedrige Tür in einen Küchenraum, der winzig, vollgerümpelt und stickig war. Da standen noch mehr Kartons, ein gusseiserner Herd, ein alter Fernseher mit zersplittertem Bildschirm und etwas, das nach einem ausgestopften Hund oder Kojoten aussah und auf einem alten Eisschrank aus Eiche mit verrosteter Klinke stand. Ich stopfte mein Hemd in die Hose, durchquerte einen kleinen Vorraum, mit nacktem Erdboden und einer Fenstertür, dann stand ich im grellen Sonnenlicht, das mich blendete, ja, betäubte. Ich schloss die Augen, gerade als Charley um die Hausecke kam. Grüne, dann silberne, dann rote Flecken schwammen durch mein Sichtfeld. Die Kopfhaut prickelte. Ich wusste nicht, was auf mich zukam. Aber ich schätzte es als wichtig ein. Ich war weit weg von Great Falls.
    »Okay. Hier ist er«, rief Charley laut. Ich zwang mich, die Augen aufzuschlagen. Der Bau mit dem weißen Stuck, in dem ich geschlafen hatte, war derselbe, den die Autoscheinwerfer in meinem Traum angestrahlt hatten. Er hatte keinen Unterbau, der Stuck war in großen Placken abgefallen, und einzelne Latten und Gips waren zum Vorschein gekommen. Ich zog den Reißverschluss meiner Hose hoch. Meine Schnürsenkel waren nicht gebunden. »A.R. ist da.« Charley zeigte seine großen eckigen Zähne und grinste, als sei das eine schlechte Nachricht für mich und würde ihn amüsieren. »Komm hier rauf. Er will dich sehen.« Charley wandte sich um, und ich folgte

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