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Kanadische Traeume

Kanadische Traeume

Titel: Kanadische Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinn Wilder
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merkte, daß sie mit ihrer Arztstimme sprach, die Weisheit, Autorität und Mitleid verriet und auf die die Leute gewöhnlich hörten. “Ich gebe nicht vor zu wissen, welche Probleme Sie und Matthew miteinander haben, aber vielleicht braucht Matthew von Ihnen jetzt etwas mehr Freiraum, ein bißchen Freiheit, ein Zeichen, daß Sie ihm vertrauen.”
    “Er hat mit Ihnen über mich gesprochen!” Sandras Stimme klang schrill.
    “Überhaupt nicht”, versicherte Charity, aber es war zu spät.
    Sandra packte ihre Sachen zusammen und warf Charity einen mörderischen Blick zu. “Ich werde dafür sorgen, daß er Sie haßt!”
    “Sie Ärmste”, sagte Charity voller Mitgefühl.
    “Sie werden es bereuen, Matthew je kennengelernt zu haben”, fauchte Sandra.
    Charity schaute ihr bedauernd nach. Es würde dieser Frau wohl kaum helfen, zu wissen, daß sie das sowieso schon tat.
    Charity seufzte. Erneut war eine dunkle Wolke am Horizont ihres idealen Sommers aufgezogen.

8. KAPITEL
    Eine Woche relativer Ruhe folgte. Charity hätte wissen sollen, daß es die Ruhe vor dem Sturm war. Sie war mit ihrer Arbeit beschäftigt und hatte öfter sogar Spaß dabei.
    Seltsamerweise ermüdete sie sehr leicht. Sie konnte kaum an ihrem Sofa vorbeigehen, ohne sich für ein Nickerchen hinzulegen. Da sie noch immer versuchte, ihren Traumsommer zu verwirklichen, schlief sie nachmittags am Strand ein wenig.
    Ein Verdacht nagte an ihr, aber sie verdrängte ihn immer wieder. Sie konnte und wollte sich einfach nicht damit befassen.
    Matthew reparierte noch immer den Schaden, den das Unwetter angerichtet hatte. Er zersägte die Bäume, die der Sturm entwurzelt hatte, um Brennholz für die vielen Kamine des Hotels zu machen. Er stürzte sich in diese Arbeit, obwohl bei der augenblicklichen Sommerhitze nicht der geringste Bedarf an Kaminholz bestand und Anpetuwi schon seit fast zehn Jahren keine Wintersaison mehr gehabt hatte. Die Säge kreischte von frühmorgens bis spätabends. Dann schleppte Matthew die Holzklötze in die Scheune. Er kam nie auf einen Drink in die Susweca Lounge, wenn er fertig war.
    Charity hatte das Gefühl, daß er auf der Suche nach entwurzelten Bäumen sich immer weiter vom Hotel entfernte.
    Aber das war seine Sache. Je weiter, um so besser, denn er hatte die Gewohnheit, sein Hemd abzustreifen, sobald es ihm ein bißchen warm wurde. Und sie mußte seinen nackten, muskulösen Oberkörper nicht unbedingt sehen.
    Sandra schmollte. Sie ging gelangweilt im Hotel herum und weigerte sich, an irgend etwas teilzunehmen. Sie beschwerte sich über das Personal, über die primitiven Verhältnisse, über die Tatsache, daß Matthew nie Zeit für sie habe.
    Mandy, wie immer, beobachtete alle und alles begeistert und voller Optimismus. Sie ließ hin und wieder eine vage Bemerkung fallen, wie gut sich die Dinge entwickelten und daß am Ende alles bestens sei.
    Nelson hatte sich heiß in Billie verliebt und Charity als Autorität für Herzensangelegenheiten auserkoren, was diese in Anbetracht ihrer Unerfahrenheit sehr witzig fand.
    Gäste kamen und gingen, ohne etwas von den Intrigen und Liebeleien um sie her zu merken.
    “Ich frage mich nur, warum sie bleibt?” sagte Mandy eines Abends zu Charity. Sie saßen auf der Veranda und aßen Salat.
    “Billie sagt, sie schlafen nicht einmal miteinander.”
    Charity blieb fast der Bissen im Hals stecken. “Mandy!”
    “Für jemand, der die menschliche Anatomie so durch und durch kennt wie du, bist du manchmal schrecklich geziert, Charity. Jedenfalls verschwindet er frühmorgens und kommt erst zurück, wenn er total erschöpft ist. Er verbringt überhaupt keine Zeit mit ihr. Wenn das kein Wink mit dem Zaunpfahl ist!
    Warum geht sie nicht?”
    “Leider ist es so”, sagte Charity, die nicht so tun konnte, als wäre es ihr gleichgültig. “Je mehr er sie zurückstößt, um so wichtiger wird es für ihr Selbstbewußtsein, ihn zurückzugewinnen.”
    “Nicht schlecht, Frau Doktor! Entschuldige, soll ich nicht sagen, ich weiß. Jedenfalls scheint sie auf dich einen richtigen Haß zu haben. Ich habe dir ja gesagt, jeder kann sehen, daß er in dich verliebt ist.”
    Jeder, nur ich nicht, dachte Charity. Matthew ging ihr genauso aus dem Weg, wie er Sandra mied.
    “Sie machte ein paar wirklich häßliche Bemerkungen über dich dem Personal gegenüber. Kannst du dir vorstellen, was sie da erst zu Matthew sagt?”
    “Daß ich eine feige, gemeine Hexe und Ehebrecherin bin, die den Gästen vergiftete Drinks

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