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Kanadische Traeume

Kanadische Traeume

Titel: Kanadische Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Quinn Wilder
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serviert, damit sie eines langsamen, qualvollen Todes sterben”, spöttelte Charity.
    “Nimmst du es ihr denn nicht übel?” fragte Mandy erstaunt.
    “Nein.” Charity wurde ernst. “Mandy, sie kann nichts dafür.
    Es ist krankhaft. Sie will glauben, daß ich der Grund bin, warum Matthew ihre Liebe nicht erwidert. Sie will glauben, wenn es mich nicht geben würde, wäre alles in Ordnung.”
    “Meine Güte!” Mandy schüttelte den Kopf mit der roten Lockenmähne. “Du hast tatsächlich Mitgefühl für sie, stimmt’s?”
    “Deshalb habe ich wohl meinen Beruf gewählt. Sei meinetwegen nicht unfreundlich zu ihr. Sie hat genug Probleme.”
    “Heißt das, ich muß die Kröte, die ich ihr ins Bett gesteckt habe, wieder rausholen?” fragte Mandy lachend.
    Charity streckte sich. Es tat gut, mit Mandy zu plaudern und sich mit den Problemen anderer zu beschäftigen, um nicht an ihre eigenen denken zu müssen. Zum Beispiel an die alarmierende Tatsache, daß ihre Periode schon längst überfällig war.
    Charity war überrascht, Matthew tief im Gespräch mit zwei Reitern der Königlichen Kanadischen Polizei zu sehen, als sie an diesem Abend zur Arbeit hinunterging. Er verabschiedete sich gerade, als sie näher kam.
    “Charity, ich möchte mit dir sprechen”, rief er.
    Charitys Herz machte einen Freudensprung. Sie hatte lange nicht mehr mit Matthew geredet. Gewöhnlich machte er kehrt, wenn er sie kommen sah. Um fair zu sein, sie tat es auch.
    “Ich hoffe, es ist nichts passiert”, sagte Charity und schaute den Polizisten nach, wie sie auf ihren Pferden hinter der nächsten Biegung des Pfads verschwanden. “Man bekommt hier leicht das Gefühl, daß wir nicht zu der wirklichen Welt gehören.”
    Sofort kam ihr die Bemerkung kindisch vor. Nicht zur wirklichen Welt gehören? Eine Welt, in der man sich vor Schwangerschaft und eifersüchtigen Freundinnen fürchten mußte? In der einem von einem gleichgültigen Mann das Herz gebrochen wurde? Wieviel wirklicher wollte sie es noch?
    “So scheint es”, sagte Matthew ernst und schaute in die Ferne. “Keine Morde, keine Einbrüche, keine Diebstähle - ein friedlicher Ort, weit weg von der übrigen Welt. Bis jetzt wenigstens! Der Schmuck meiner Großmutter ist abhanden gekommen. Ich wollte nur das Personal informieren, falls jemand etwas Ungewöhnliches - bemerkt haben sollte.”
    Charitys wild klopfendes Herz beruhigte sich. Enttäuschung überkam sie. Er wollte also nur Geschäftliches mit ihr besprechen. Das war ja gut so und vor allem ungefährlich.
    Sie schaute in seine Augen, deren Blick jetzt fest auf sie gerichtet war. Was sie darin las, war nichts anderes als Leidenschaft.
    “Es tut mir schrecklich leid wegen des Schmucks deiner Großmutter.” Charity stockte. “Aber du weißt ja, wie geistesabwesend sie ist. Vielleicht hat sie ihn nur verlegt. War es nicht ein wenig voreilig, die Polizei zu rufen?”
    “Ich glaube, Schmuck im Wert von zwanzigtausend Dollar zu vermissen ist etwas ernster, als ihre Brille nicht zu finden”, erklärte Matthew.
    Charity sah ihn verblüfft an. “Was hat sie hier mit so wertvollem Schmuck gemacht?”
    “Vermutlich glaubt sie, genau wie du, dieser Ort sei magisch.
    Weg von der Welt. Nichts Böses kann hier passieren.” Matthew klang so, als hielte er es für seine Schuld, daß er seiner Großmutter diese Illusion nicht hatte erhalten können.
    “Ich bin sicher, der Schmuck ist nur verlegt und nicht gestohlen, Matthew”, sagte Charity überzeugt.
    “Wie kannst du dir so sicher sein?”
    “Ich weiß nicht. Ich habe so das Gefühl.” Charity errötete. Sie klang sicher hoffnungslos naiv.
    Matthew lächelte, und seine weißen Zähne blitzten. “Genau das hat meine Mutter immer gesagt.”
    Ach, du meine Güte, jetzt erinnerte sie ihn auch noch an seine Mutter! Dann wollte sie schon lieber naiv erscheinen. Plötzlich war es ihr egal, was er dachte. “Deine Mutter hatte recht! Und angenommen, der Schmuck ist wirklich gestohlen, dann hat es vielleicht auch sein Gutes.”
    “Du Optimistin”, spöttelte Matthew, blickte aber eher reumütig, als könnte er nicht in ihrer Nähe sein, ohne sich zu erinnern.
    Woran erinnerte er sich? An ihr gemeinsames Lachen? An ihr amüsantes Gespräch? An Küsse, so heiß wie die Sommernacht?
    “Ich habe dich mit Nelson im Wald Spazierengehen sehen”, bemerkte er wie beiläufig.
    “Er holt sich Rat bei mir in Herzensangelegenheiten. Weiß der Himmel, warum. Ich bin wahrhaftig keine Expertin auf

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