Kanadische Traeume
diesem Gebiet.”
“Du meinst, er ist noch immer so in dich verknallt?”
Charity glaubte etwas Erleichterung in Matthews Stimme zu hören. Warum klopfte nun wieder ihr Herz so heftig?
“Nein, ich fürchte, das ist ihm beim Dinner neulich vergangen. Ich bin nicht gerade die Frau, von der Männer auf Dauer träumen.”
“Unterschätz dich nicht”, warnte Matthew, und die gefährliche Spannung war plötzlich wieder da. Eine Berührung, ein Blick, und es würde wieder geschehen.
Matthew schob die Hände in die Hosentaschen, als wollte er verhindern, die Arme nach Charity auszustrecken, sie an sich zu ziehen, sie zu nehmen…
Charity zwang sich zu sprechen. “Und wie steht es mit Sandras Besuch?” fragte sie verzweifelt, um eine Wand zwischen ihnen zu errichten.
“Je eher sie geht, um so besser.” Er wirkte jetzt wieder kühl und distanziert.
“Ich werde zu spät zur Arbeit kommen”, sagte Charity nervös.
“Das wollen wir nun nicht”, sagte Matthew, und die Barriere zwischen ihnen war verschwunden. Denn sein Blick war wie eine Liebkosung und schien zu sagen: Geh nicht und bleib hier.
Doch dann trat er einen Schritt zurück, und Charity eilte an ihm vorbei, die Treppe zum Hotel hinauf. Erst jetzt sah sie Sandra, die im Schatten des Hauses stand und sie so haßerfüllt anlächelte, daß es Charity eiskalt über den Rücken lief.
Charity hatte den Kopf unter dem Wasserhahn und wusch ihr Haar, als sie lautes Klopfen an der Tür hörte. Sie wickelte sich ein Handtuch um den Kopf, zog ihren Morgenrock über und ging zur Tür.
Sie würde Nelson ein für allemal sagen, daß sie nicht wußte, ob Frauen Gedichte Blumen vorzogen oder lieber ins Kino gingen. Sie hatte keine Ahnung von Liebe. Und sie wollte ihm nicht mehr zuhören, wenn er von seinen Gefühlen sprach, denn das erinnerte sie zu sehr an ihr eigenes Problem.
Nelson würde mit allem allein fertig werden müssen. Genau wie sie, wenn sie sich jeden Tag fragte: Werde ich Matthew heute sehen? Wird er mit mir sprechen? Wenn ihr körperliches Verlangen nach ihm so stark wurde, daß sie glaubte, es nicht mehr zu ertragen. Wenn sie sich danach sehnte, ihn zu berühren, von ihm berührt zu werden, mit ihm zu reden, sein Lachen zu hören, an seiner Seite zu gehen, seine Hand zu halten, seine Kleidung abzustreifen …
Oh, wie sie Billie und Nelson beneidete! Sie selbst hatte nur ein paar Erinnerungen und ihre Träume - und die ständige Gegenwart der Frau, die Matthew heiraten wollte.
Charity wollte ihre Gefühle gar nicht definieren. Die Situation war verwirrend genug, ohne das Wort Liebe mit hineinzubringen.
“Ich komme, ich komme!” rief Charity und riß die Tür auf, um Nelson hereinzulassen. Vor Freude nahm es ihr den Atem, als sie Matthew vor sich stehen sah. Aber er schaute sie so grimmig an, daß sie erschrak.
“Was ist los, Matthew?”
“Warum soll etwas los sein?” Er lehnte sich mit den breiten Schultern gegen den Türrahmen und musterte sie von Kopf bis Fuß. Dann lächelte er verächtlich.
“Was willst du, Matthew?” Charity verschränkte die Arme vor der Brust. Sie dachte daran, wie schlimm sie in ihrem zerschlissenen alten rosa Morgenrock aussehen mußte, und der Zorn in Matthews Blick machte sie unsicher darüber hinaus.
Mrs. Forster hatte erwähnt, wie leicht er als Junge in Rage gekommen sei, aber das war kein Junge, der da vor ihr stand und sie drohend anblitzte.
“Du weißt, was ich will”, stieß er barsch hervor.
Charity schwieg und sah ihn nur fragend an.
“Ich möchte den Schmuck, Charity.”
“Den Schmuck? Welchen Schmuck?”
“Spiel nicht die Unschuldige. Du hast versucht, mich davon zu überzeugen, daß er nur verlegt sei. Du wolltest, daß ich die Polizei nicht hineinziehe.”
“Du meinst den Schmuck deiner Großmutter?” Charity glaubte nicht richtig zu hören.
“Nein, die Kronjuwelen! Oder hast du den Schmuck auch?”
“Matthew, ich habe den Schmuck deiner …”
“Sei still!” fuhr er sie an. “Ich habe einen anonymen Brief bekommen, in dem steht, du hättest bei der Arbeit gestern abend einen der Ringe getragen.”
“Das ist doch Unsinn!” Plötzlich war Charity in Rage. Was maßte er sich an, ihre Integrität in Frage zu stellen? Sie trommelte wütend mit der Faust auf seine Brust. “Hast du je gesehen, daß ich Schmuck trage? Überleg doch mal!”
Sein Zorn wich sichtlicher Verwirrung. “Nein, ich glaube nicht.” Aber noch immer schwang Mißtrauen in seiner Stimme mit.
“Und
Weitere Kostenlose Bücher