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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Dach geschubst.«
    »Es ist jetzt Sonntag früh, du bekommst gleich dein Frühstück.
    Warum hast du aber nicht auf mich gehört? Ich habe dir doch gesagt, dass du besser sofort unterschreibst und hier nicht den Helden spielst.«
    »Oh, mir ist so schlecht! Es dreht sich alles!«
    An dem nächsten Metalllöffel, der mir in den Mund geschoben wird, breche ich mir meinen letzten intakten Zahn ab.
    »Ach, Herr Manfred, wegen des Zahns brauchen Sie sich keine Vorwürfe zu machen«, tröste ich lispelnd meinen fürsorglichen Lieblingswärter. »Dass die beiden Arschlöcher mir überhaupt einen Zahn übriggelassen haben, ist sowieso ein Wunder.«
    »Ich zeig’ dir gleich, wer hier das Arschloch ist, du Kaffer!«
    »Aber, Herr Manfred, warum sind Sie denn so böse?«

    »Jetzt wach endlich auf, du Arsch!«
    »Du bist ja gar nicht der Manfred und Eminanim auch nicht.«
    Ich versuche angestrengt, meine klebrigen Augen zu öffnen. Das ist ein Alptraum, ich will den Rudolf nicht sehen. Er packt mich am Nacken und zieht mich hoch:
    »So, jetzt pass mal auf, wenn ich hier abdrücke, dann fällt nicht nur dein stinkender Zahn, sondern auch dein stinkendes Gehirn in den Schlamm.«
    »Osman, nur mit Augenzumachen wirst du diesem
    Folterschwein Rudolf nicht entkommen«, meldet sich der langvermisste coole Osi wieder. »Du musst der Scheiße schon ins Auge blicken.«
    »Pass mal auf, Opa, ich habe hier nicht unendlich viel Zeit.
    Willst du jetzt endlich unterschreiben?« schimpft Rudolf und rammt mir einen riesigen Pistolenlauf in den Rachen.
    »Aber ich sollte doch zuerst Frühstück kriegen«, stottere ich völlig verwirrt wegen der unerwarteten, neuen Konfrontation mit meinem Folterer Rudolf.
    »Wir haben schon längst Nachmittag. Du bekommst von mir eine Kugel zum Nachtisch serviert. Oder bist du Spielverderber und willst unterschreiben?«
    »Ich unterschreibe gar nichts!« würge ich wegen des kalten Eisenklotzes in meinem Mund. Ich kann nur beten, dass die Pistole auch nur eine Attrappe ist, ein Feuerzeug oder so. »Du hast anscheinend immer noch nicht kapiert, dass das hier Ernst ist, du Kaffer. Das war deine letzte Chance, du willst es ja nicht anders. Ich gebe dir noch ein paar Sekunden Zeit, damit du dich im Geiste von deinen Lieben verabschieden kannst.«
    »Danke, Herr Rudolf, das finde ich sehr zuvorkommend von Ihnen. Soviel Zeit sollte man selbst seinem größten Feind einräumen. Ich bin ganz sicher, Herr Rudolf, durch diese gute Tat an einem Todgeweihten haben Sie sich einen Logenplatz im Paradies gesichert. Dort werden Sie von mindestens fünf hübschen Topmodels mit Datteln, Weintrauben und halben Hähnchen mit Pommes bis in alle Ewigkeit gefüttert«, rede ich reichlich geschwollen und wortreich auf ihn ein, in der Hoffnung, dass irgend jemand, zum Beispiel Manfred oder ein Vorgesetzter, mir zu Hilfe kommt.
    »Aber nun möchte ich doch Ihrem Wunsch nachkommen und alle meine Lieben, Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen und alle, die mich kennen, beziehungsweise mir in meinem 52jährigen Leben zur Seite gestanden haben, ein letztes Mal erwähnen, beziehungsweise würdigen. Da wäre als erstes mein Rechtsbeistand, Frau Tanja Schulz, die Sprecherin des ostfriesischen Bauernverbandes. Ohne ihre solidarische Hilfe wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Als zweites möchte ich meine tapfere Gattin, Eminanim Engin, erwähnen. Seit mehr als 30 Jahren hat sie mich sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten - eigentlich waren es nur schlechte Zeiten - unterstützt.
    Wo sie nicht da ist, möchte ic h zum Schluss nicht über sie herziehen. In ihrer Abwesenheit möchte ich mich bei ihr entschuldigen, dass ich sie im Verdacht hatte, an diesem ganzen Wahnsinn Mitschuld zu tragen. Da wäre noch die Sache mit...«
    »Das reicht jetzt, du Kanake! Ich drücke jetzt ab!«
    Klack!!
    »Mist, da hast du aber Glück gehabt. Der erste Schuss war nichts. Ich habe nämlich nur eine Kugel ins Magazin gesteckt.
    Das mache ich jedes Mal so, damit ich mich dabei auch amüsieren kann«, grinst mich Rudolf an.
    Nach diesem Fehlschuss stelle ich mit Entsetzen fest, dass man sich sogar an Todesangst gewöhnen kann. Rudolf kann mich nicht mehr einschüchtern. Nachdem man mich soweit getrieben hat, dass ich mich selbst freiwillig aus dem achten Stockwerk stürze, macht auch ein Revolver im Mund keinen Eindruck mehr auf mich. Wie sagt man doch so schön: Ein toter Esel hat keine Angst mehr vor den Wölfen!

    »Oh, ich liebe solche Spiele«, meldet sich

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