Kanaken-Gandhi
ne ue Ausländergesetz lässt uns da keinerlei Spielraum! »
»Meine liebe Frau, ich möchte Sie darauf hinweisen, dass es in der Bundesrepublik Deutschland überhaupt keinen Wirtschaftsverband gibt, der einen so hohen Organisationsgrad aufzuweisen hat wie die Landwirtschaft. Unser Bauernverband kann deshalb mit dem Anspruch auftreten, für die Gesamtheit der deutschen Landwirtschaft, inklusive Herrn Engin, zu sprechen.«
»Aber Herr Engin ist doch gar kein Bauer, er ist doch Schlosser!«
»Doch, doch, Herr Engin ist Nebenerwerbsbauer. Im letzten Jahr hat er in seinem Kleingarten fünf Kilo Tomaten, zwei Kilo Bohnen, zwölf Äpfel und fünf Gurken erwirtschaftet. Außerdem möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Herr Engin im Agrarland Türkei kein einfacher Schlosser war, sondern eine qualifizierte Ausbildung als Landmaschinenschlosser absolviert hat«, liest Frau Tanja vom Bildschirm ihres amerikanischen
Taschencomputers ab.
Um im Kampf der schlagenden Argumente nicht zu
unterliegen, hackt Frau Kottzmeyer-Göbelsberg wie eine Wilde auf ihren deutschen Computer ein und liest hastig von dem Monitor ab: »Frau Schulz, 6,99 Millionen Ausländer haben sich Ende 1994 hier in Deutschland legal aufgehalten. Der Anteil der Ausländer an der Bevölkerung, die sogenannte Ausländerquote, beträgt bereits 8,6 Prozent, von den Illegalen ganz zu schweigen!«
»Und da haben Sie sich gedacht, schieben wir doch mal einige Ausländer nach dem Zufallsprinzip ab, um die Quote etwas zu drücken. Um die Daten zu türken, Türken raus!«
»Frau Schulz, hier wird nichts getürkt! Bei uns läuft überhaupt nichts nach dem Zufallsprinzip. Hier hat alles sein Gesetz und seine Ordnung! Das Ausländergesetz nennt uns die Tatbestände, die zwangsläufig eine Ausweisung nach sich ziehen.«
Während Frau Kottzmeyer-Göbelsberg ihr Plädoyer hält, ruft Frau Tanja auf ihrem Taschencomputer neue Gegenargumente ab.
Krieg der Computer!
»Sie haben keinerlei Grund, über unsere Arbeit in Ostfriesland abfällig zu reden«, stoppt sie die eifrige Beamtin. »Bei uns werden innerhalb von zwölf Monaten Ferkel mit einem Anfangsgewicht von 20 kg auf ein Schlachtgewicht von 100 kg gemästet. Das sind knallharte Fakten, an die Ihr Amt mit dieser trägen Behördenpost nie und nimmer herankommen wird. Das möchte ich Ihnen hier laut und deutlich und in aller Öffentlichkeit einmal gesagt haben!«
»Ja, hören Sie mal, ich kann mich ja auch nicht noch um die Behördenpost kümmern. Ich kann doch nicht alles machen; soll ich vielleicht auch noch den Briefträger spielen, während die Massen da draußen sehnsüchtig auf mich warten?!«
»Nun gut, dann sagen Sie uns wenigstens, wo sich die Akte zur Zeit angeblich befindet. Ohne Einsicht in die Akten genommen zu haben, werde ich es nicht zulassen, dass diese Familie hier abgeschoben wird! »
»Frau Schulz, werden Sie hier nicht beleidigend! Und Sie haben hier überhaupt nicht das Recht, irgendwas zu bestimmen!
Wenn Sie so wild darauf sind zu erfahren, warum diese Ausländer hier abgeschoben werden, dann suchen Sie in der Zentralverwaltung der Behördenpost selber nach ihrer Akte. Wir sind hier nicht in Ostfriesland, wo sich abends die Kühe und Schweine »Gute Nacht« sagen! Und auf Ihre Trecker-Demos vom Bauernverband pfeifen wir hier!«
»Trecker-Demos sind gar nicht mehr angesagt, die sind total out! Erst letzte Woche habe ich 500 als Punks verkleidete Mastschweine durch das Emdener Rathaus gejagt! »
»Frau Schulz, glauben Sie, dass Sie mir dadurch imponieren können? Das haben wir hier jeden Tag in noch größeren Mengen!«
Ich stehe hier die ganze Zeit wie auf glühenden Kohlen!
Ob das gut ist, dass man sich die eigene Sachbearbeiterin zum Feind macht? Mein ganzes Leben lang bin ich mit meiner Methode, nämlich dem konsequenten Arschkriechen, im Prinzip sehr gut vorangekommen. Bisher hatte ich auch noch nie die Absicht, daran was zu ändern, jedenfalls nicht in diesem Leben!
»Herr Engin, falls Sie sich erdreisten, mit dieser Person noch mal hier aufzutauchen, dann werde ich mich in Zukunft weigern, Ihre Akte weiter zu bearbeiten!« schreit Frau
KottzmeyerGöbelsberg mit vor Wut zitternder Stimme.
»Um Akten bearbeiten zu können, müssen Sie sie erst mal in der Hand haben. Vorausgesetzt, Sie haben bis dahin Lesen und Schreiben gelernt!« brüllt Frau Tanja genauso verärgert und stürzt aus dem Büro.
Erst jetzt, da Frau Tanjas Beine überhaupt nicht mehr zu sehen sind, setzen sich die
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