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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Menschen trauen kann.
    Die Kniescheiben sitzen wieder da, wo sie hingehören, ich dufte nicht mehr so stark nach Natur, sondern mehr nach Aftershave, und selbst der grässliche Turban auf meinem Kopf ist dezenter geworden. Der Notarzt hat einen neuen Verband aufgelegt. Aber das allerwichtigste: Meine glückliche n Augen haben Frau Tanja wiedersehen dürfen!
    »Guten Morgen, Herr Engin, Sie sehen recht erholt aus.
    Offenbar haben Sie eine ruhige Nacht gehabt und gut geschlafen.«
    »Guten Morgen, Frau Tanja, Sie haben völlig Recht. Ich habe so tief geschlafen, dass ich den ganzen Ärger, in dem ich stecke, völlig vergessen habe. Aber sagen Sie mal, hatten wir uns nicht eigentlich für acht Uhr verabredet?« lächele ich verblüfft zu ihr hinauf.
    »Das hatte ich auch vor, ich bin bereits um sechs Uhr aufgestanden. Aber ich habe unerwartet große Probleme mit meinen Haaren bekommen. Die saßen einfach unmöglich. Ich habe sie dreimal waschen und fönen müssen. Herr Engin, wie sehr ich Sie um Ihre Glatze beneide! Wegen dieser einen Locke hier rechts vorne habe ich nichts als Ärger. Letzte Woche konnte ich drei Tage lang nicht zur Arbeit, weil die Wimpern nicht den rechten Schwung hatten. Sie saßen wirklich so schlecht, ich konnte nicht mal Einkaufen gehen. Es war der reinste Alptraum!«
    »Ach, Frau Tanja, wie sehr ich Sie um Ihre Sorgen beneide.
    Meine Haare und ich gehen schon lange getrennte Wege.«
    Da mischt sich meine Frau ein und meint ironisch: »Ich muss schon sagen, deine Haare waren klüger und konsequenter als ich. Die haben sich rechtzeitig von dir getrennt, als sie merkten, dass mit dir nicht mehr viel los ist.«
    Aber da eilt mir Frau Tanja zu Hilfe: »Also schön, wenn das so ist, dann können wir ja mit neuem Elan an diese Asylgeschichte gehen. Machen wir uns also auf den Weg zur Ausländerbehörde. Wird Ihre Frau denn auch mitkommen?«
    »Nein, nein, Eminanim kann heute nicht. Sie meint, dass sie zuviel im Haus zu tun hat!«
    »Osman, wenn du glaubst, ich würde dich auch nur eine Minute mit der Tante alleine lassen, dann hast du dich aber gewaltig getäuscht«, flüstert meine Frau, die zweitgrößte Nervensäge des Mittleren Orients, zynisch auf türkisch.
    »Aber Frau, glaubst du allen Ernstes, ich würde so eine Katastrophe wie die letzte Nacht noch mal riskieren?«
    Aber Eminanim ignoriert meinen Einwand komplett und ruft:
    »In einer Minute bin ich auch fertig, Frau Tanja, wir können sofort gehen.«
    30 Minuten später verlassen wir das Haus und gehen zu Frau Tanjas Auto. Erst jetzt bemerke ich, welch extrem hochhackigen Schuhe Frau Tanja trägt.
    Der Absatz ist mindestens zwanzig Zentimeter hoch. Ihre Schuhe erinnern mich an Akrobaten, die ich in meiner Kindheit auf der Wiese gesehen habe. Sie stiegen auf lange Holzstangen und liefen damit durch die Gegend.
    Frau Tanja öffnet die Tür ihres Wagens.
    »Das Auto sieht ja toll aus. Sind Sie gleichzeitig auch die Sprecherin des italienischen Sportwagenverbandes?«
    »Nein, mein kleiner Flitzer hier stammt aus Japan! Mein alter Taschen-Computer kam auch aus Japan, jetzt habe ich statt dessen einen amerikanischen. Meine Uhren kaufe ich natürlich nur in der Schweiz. Meine K leider besorge ich mir ausschließlich in Paris. »
    »Bei Allah, Frau Tanja, Sie sind ja wirklich ganz international!« Ich öffne elegant die Beifahrertür, doch bevor ich mich hinsetzen kann, zerrt mich Eminanim am Arm zurück.
    »Nix da, Osman, du setzt dich nach hinten, ich gehe nach vorne!
    Wenn schon eine Dame den Wagen lenkt, dann setzt sich auch eine andere Dame daneben.«
    »Aber es ist doch gar keine andere Dame da, dann kann ich ja wohl ... »
    »Nach hinten mit dir, du Kanake!« schubst sie mich wie eine Einkaufstüte auf die Rücksitze.
    »Frau Tanja, das ist so eng hier hinten, kann ich nicht mit Ihnen den Platz tauschen, mit den hohen Schuhen können Sie doch kein Auto fahren.«
    »Sie machen Scherze, Herr Engin. Sie brauchen keine Angst zu haben, die Schuhe sind mir wie angewachsen.«
    »Du bleibst da hinten, wo du bist, Osman«, bestimmt meine Frau, »mit deinen kaputten Knien bist du heute doch garantiert der reinste Kamikaze-Fahrer! »
    »Na, hoffentlich ist unsere Akte endlich bei der Ausländerbehörde angekommen«, wechsele ich wie immer gekonnt das Thema, wenn ich nicht weiter weiß.
    »Da glaube ich nicht dran«, erwidert unsere Fahrerin.
    »Was glauben Sie nicht?«
    »Ihre Akte ist heute bestimmt noch nicht da!«
    »Aber unsere Sachbearbeiterin, die

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