Kanaken-Gandhi
grässlichen, schwarzen Haare überall. So kann ich mich doch nicht in der Öffentlichkeit zeigen.«
»Osman, frag sie mal, warum sie sich nicht ausnahmsweise mal eine Hose anzieht und wie eine anständige Frau rumläuft!«
stichelt meine Frau auf türkisch.
»Also, Frau, lieber werde ich abgeschoben, als dass ich Frau Tanja in langweiligen Hosen sehen muss!«
In dem Moment kommt Mehmet in die Wohnung gestürmt und brüllt: »Vater, komm schnell, es hat alles geklappt. Du wirst gleich im Standesamt getraut. Es war eine Wahnsinnsarbeit, aber ich hab’ alles organisiert.«
»Herr Engin, was ist denn hier los? Ich habe nur Standesamt verstanden.«
»Frau Tanja, ich muss mit einer deutschen Frau eine Scheinehe eingehen, damit die Ausländerbehörde mich nächste Woche nicht abschiebt.«
»Frau Tanja, kommen Sie doch mit, wir können noch einen Trauzeugen gebrauchen«, ruft Mehmet eilig.
»Sie müssen mich schon entschuldigen. So wie ich heute aussehe, in diesem erbärmlichen Zustand, würde ich nicht mal zu meiner eigenen Trauung gehen!«
»Na gut, dann macht eben Mutter den Trauzeugen.«
»Mehmet, du spinnst doch wohl! Ich bin mit deinem Vater immer noch verheiratet.«
»Nein, bist du nicht mehr! Ich hab’ alles organisiert. Ihr seid jetzt seit drei Jahren geschieden, und seitdem führst du deinen Mädchennamen wieder. Du heißt jetzt wieder Eminanim Üstünsürüçü.«
Kein Witz, so hieß die arme Frau wirklich. Und auf deutsch heißt das: Meisterfahrer!
»Ülülülü-üüü, was war das?« stottert Frau Tanja.
»Ist doch ganz einfach«, ruft Mehmet, » Üstünsürüçü!«
»Ich musste den Osman damals heiraten«, murmelt Eminanim und gibt ein Familiengeheimnis preis, von dem ich selbst noch nichts wusste, »ich wollte diesen grauenhaften Nachnamen loswerden. Die Familie ließ mir die Wahl zwischen Osman und Hasan. Der Familienname von dem hübschen Hasan, den ich damals geliebt habe, war auch nicht viel besser: Hasan Ünlügümüs! (Hasan, der berühmte Silberling) Da zog ich wohl oder übel den Engin vor! »
»Schade, warum hast du denn nicht diesen Hasan geheiratet?«
ruft Mehmet dazwischen, »in dem Fall wäre dein Doppelname echt geil geworden: Frau Eminanim Üstünsürüçü-Ünlügümüs!
Das wäre die gerechte Rache an Frau Kottzmeyer-Göbelszwerg.
Mit dem Namen könnte man jeden Computer in der Behörde in den Wahnsinn treiben. Ein Briefträger nach dem anderen würde im Flur vor unserem Briefkasten Harakiri machen. Keine finnische, geschweige denn deutsche Ministerin könnte gegen so einen Doppelnamen anstinken. Nicht mal die alte FDP-Tante Leutheusser-Schnarrenberger!«
»Mehmet, das reicht jetzt«, unterbreche ich den respektlosen Vortrag meines schlechterzogenen Sohnes.
»Frau Tanja, Sie hören ja, wir haben leider schrecklich wenig Zeit. Wir müssen sofort los zum Standesamt. Hier haben Sie die Telefonnummern von den Behörden. Bitte tun Sie mir den Gefallen und rufen Sie dort für mich an und fragen, was mit unserer Akte los ist. Da brauchen Sie sich auc h keine Gedanken zu machen wegen Ihres Aussehens. Denn von unserem billigen Apparat aus kann garantiert niemand bei der Behörde auf ihre Beine gucken. Aber für den Fall, dass ein Molotowcocktail reingeschmissen wird und Sie doch rausgehen müssen, lasse ich Ihnen zur Sicherheit meinen Nassrasierer hier auf dem Küchentisch liegen.«
Beim Rausgehen stellt sich meine Frau in die Tür und versperrt uns den Weg:
»Osman, zur Trauung ziehst du dir einen anständigen Anzug an. Zum zweiten Mal lasse ich es nicht zu, dass du bei der Heirat wie ein Penner rumläufst!«
Wir kommen kurz vor meinem Trautermin beim Standesamt an. Mehmet muss ganze Arbeit geleistet haben. Anscheinend hat er die halbe Stadt zu meiner Trauung eingeladen. Dutzende - mit weißen Schleifen, Blumen und Babypuppen geschmückte -
Autos blockieren die Einfahrt zum Standesamt. An fast jedem Wagen hängt ein Rattenschwanz mit leeren Konservendosen.
Haben die noch nie was vom gelben Sack gehört? In dem Menschenauflauf auf dem Platz vor dem Standesamt entdecke ich jede Menge hübscher Frauen in weißen Brautkleidern.
»Mehmet, gut gemacht, mein Sohn. Welche Braut ist denn jetzt für mich vorgesehen?« rufe ich freudig erregt. »Oder darf ich mir eine aussuchen?«
»Nein, Vater, sie ist noch nicht da. Jemand holt sie gerade von zu Hause ab«, erklärt er mir die Situation, »sie soll eine Spätaufsteherin sein!«
»Dann ist sie also auch eine
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