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Kanaken-Gandhi

Kanaken-Gandhi

Titel: Kanaken-Gandhi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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jubelnden Massen mit meiner Frau das Studio.
    Wir sind beide wie besoffen vor Glück. Die Fragen waren doch ganz einfach. Ich hatte vorher solche Angst, dass ich was Schwieriges gefragt werde.
    Ohne dass wir gerufen haben, hält sofort eine Taxe vor unseren Füßen. Das ist der beste Beweis dafür, dass ich schon berühmt hin. Freudestrahlend springt mein Taxifahrer aus dem Wagen und reiß t mir den Staubsauger aus der Hand: »Gut gemacht, Osram von Gogh. Über meinen Minifernseher im Taxi habe ich die Show verfolgen können. Ich bin der Ansicht, dass Sie meinen Staubsauger ehrlich verdient haben. Übrigens die Zinsen und die Baskenmütze dürfen Sie als Geschenk betrachten.«

    Donnerstag, 21. Juni, 9:13 Uhr

    Der Verlust des 1.000 Mark teuren Staubsaugers steckt mir immer noch tief in den Knochen. Ich wurde um die Früchte meiner mühsam eingetrichterten Ausländerfeindlichkeit gebracht. Heute Nacht habe ich nicht weniger als siebenmal davon geträumt. Immer in verschiedenen Versionen. Einmal kam der Taxifahrer als Weißer Hai, das andere Mal als Kottzmeyer-Göbelsberg, dann als Schutzgelderpresser und in der letzten Version als meine Schwiegermutter. Das war der Traum, in dem ich am meisten geschwitzt habe. Dabei hat Eminanims Mutter in Wirklichkeit gar keinen Taxischein, ja sie kann nicht mal Fahrrad fahren. Am Ende jedes Alptraumes wachte ich schweißgebadet auf und sah meine Tochter Hatice, genau wie in der vorherigen Nacht, als Little Buddha auf unserem Ehebett sitzen. Ohne einen Ton von sich zu geben, hockte sie wieder zwischen meiner Frau und mir und starrte mit aufgerissenen Augen die Wand an. Irgendwann zwischen vier und fünf Uhr morgens wurde auch me ine Frau mal wach und murmelte:
    »Osman, du hast Hatice einmal das Leben geschenkt, sie dir aber jetzt schon zweimal!«
    Erst im Morgengrauen schlief das Kind endlich ein, im Sitzen natürlich. Zwischen dem fünften und sechsten Alptraum habe ich die Kleine dann in ihr Zimmer getragen und ins Bett gelegt.
    Auch schwerbeschäftigte Buddhas müssen irgendwann mal schlafen.
    Ich stolpere noch übelgelaunter in unser Wohnzimmer als am Morgen zuvor. Und erblicke schon wieder eine Bombe! Aber was für eine diesmal. Diese Bo mbe ist viel süßer als der türkische Honig von gestern. Mit langen, blonden Haaren und dem heiß geliebten engen, roten Leder-Minirock! Frau Tanja weilt wieder unter uns. Ich muss wohl heute nacht besonders gut geschlafen haben. Selten hatte ich so gute Laune wie heute morgen!
    »Schönen guten Morgen, Frau Tanja, ich freue mich, Sie in unserem Palast begrüßen zu dürfen.«
    »Ja, schönen guten Morgen, Herr Engin. Sie wissen ja, wir wollten heute morgen zusammen zur Behördenpost.«
    »Aber natürlich, da freue ich mich schon lange drauf.«
    »Daraus wird leider nichts. Ich habe es Ihrer Frau vorhin schon erklärt, so leid es mir tut, aber ich kann heute beim besten Willen nicht mitkommen. Sie werden die Angelegenheit ohne mich erledigen müssen.«
    Ich betrachte sie noch intensiver: Die Frisur sitzt absolut perfekt, als hätte man jedes Haar einzeln gefönt. Ihre Wimpern haben genau den richtigen Schwung. Mehr noch, jede einzelne ihrer Wimpern sieht wie ein gespannter Bogen aus, mit dem sie mir ihre umwerfenden Blicke wie Pfeile ins Herz schießt. Und ihre Beine erst, elegant und schön und sehr, sehr lang, und beide reichen von der Hüfte bis runter zum Boden!
    »Also, Frau Tanja, mir ist an Ihnen absolut nichts aufgefallen, was bei einem Behördenbesuch hinderlich wäre.«
    »Aber Herr Engin, so was kann man doch nicht übersehen.
    Schauen Sie sich doch mal meine Beine genau an.« Oh toll, um so was braucht sie mich nicht zweimal zu bitten.
    »Frau Tanja, das müssen Sie ihm doch nicht extra sagen. Der Gaffer tut sowieso nichts anderes, als die ganze Zeit Ihre Beine anzustarren!« ruft Eminanim aus der Küche.
    »Aber Frau, sie hat mich doch darum gebeten! Ich muss sie doch davon überzeugen, dass sie hübsche Beine hat. Sie soll doch mit uns zur Behörde. Von ihren Beinen hängt gewissermaßen unsere Abschiebung ab«, brülle ich auf türkisch zurück. Ich beruhige unseren Gast:
    »Frau Tanja, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Sie sehen heute mindestens genauso gut aus, wie an den letzten beiden Tage.«
    »Also, Herr Engin, so was ist mir noch nie passiert. Ich habe meinen Rasierapparat in Emden vergessen.«
    »Aber Sie haben doch gar keinen Bart!«
    »Aber ich meine doch für die Beine. Sehen Sie doch nur hier diese

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