Kanaken-Gandhi
Engin.«
»Guten Tag«, antworte ich.
»Guten Tag, Frau Engin«, ruft der Standesbeamte.
»Guten Tag«, sagt Eminanim und fällt prompt auf seinen Trick herein. Aber dann bemerkt sie ihren Fehler und stottert: »Wie sind Sie denn darauf gekommen? Offiziell sind wir seit heute drei Jahre geschieden.«
»Ach, es ist jedes Mal das gleiche«, sagt der Standesbeamte,
»damit kein Außenstehender etwas mitbekommt, werden hier immer die Exfrauen als Trauzeugen mitgeschleppt.« Dann dreht er sich zu Karin und meint:
»Laufen die Geschäfte auf der Straße denn so schlecht? Wie viel hat man Ihnen denn für diesen Handel geboten?«
»Das weiß ich nicht so genau. Mein Louie hat für mich verhandelt. Aber diese Türken können tierisch gut handeln.
Hören Sie, Herr Standesbeamter, heiraten Sie bloß keinen Orientalen. Das sind alles Halsabschneider!«
»Hören Sie mal, junge Frau, wissen Sie nicht, dass es verboten ist, nur wegen des Geldes zu heiraten?!«
»Sie sind vielleicht gut! Würden Sie so einen Kerl etwa gratis heiraten? Schauen Sie sich die Vogelscheuche doch mal an!«
»Herr Standesbeamter«, sage ich, »meine Braut und ich, wir kennen uns noch nicht so gut. So einen Bund fürs Leben sollte man nicht überstürzen. Geben Sie uns fünf Minuten Zeit auf dem Flur.«
»Herr Engin, ist Ihnen eigentlich bekannt, dass Ihre Zukünftige täglich mit mindestens 15 verschiedenen Männern schlafen wird?«
»Das geschieht ihm recht, dem eifersüchtigen Macho«, freut sich meine Ex, »ich durfte nicht mal alleine aus dem Fenster gucken!«
»Na ja, bei einer multikulturellen Ehe muss man halt gewisse Kompromisse eingehen!« versucht Mehmet zu schlichten.
»Na gut, wenn sie dabei ein anständiges Kopftuch trägt, dann wäre ich damit einverstanden!« sage ich.
»Wie soll ich sie denn an den Haaren zur Arbeit schleifen, wenn sie ein Kopftuch aufhat?« protestiert ihr Bruder.
»Du Idiot, eine noch blödere Kuh hast du wohl nicht finden können!« platzt es aus mir heraus, und ich schreie Mehmet wütend an: »Wenn du schon eine Nutte von der Straße holst, dann hättest du wenigstens eine etwas intelligentere aussuchen können!«
»Aber mit der konnte ich doch gar nicht reden. Die war doch dicht bis oben hin. Ich hab’ nur mit ihrem Zuhälter Louie sprechen können«, verteidigt sich Mehmet, »und die übrigen Fixerinnen auf dem Strich sind schon alle besetzt! Die sind bereits alle ehrbare Ehefrauen von Illegalen!«
Donnerstag, 21. Juni, 11:50 Uhr
Es sind nicht mal zwei Tage vergangen, seitdem ich beim Medikamententest meinen Kopf an die Laborwände geknallt habe. Und jetzt sitze ich schon wieder dem Kerl gegenüber, dessen Idee das war: Arbeitsamt-Necmeddin!
Nach der verpatzten Zweittrauung mit meiner Junkiebraut Karin hat mich meine Exfrau Eminanim höchstpersönlich hier im türkischen Männercafe abgeliefert. Sie hat mir gedroht, ich solle mich ohne Arbeit besser nicht zu Hause blicken lassen.
Und sei es diesmal sogar als Testperson für Rattengift.
Eminanim selbst hat sich auf den Weg zu Frau
Kottzmeye rGöbelsberg gemacht. Ich glaube, sie ist sogar noch nach Hause gefahren, um sich den roten Leder-Minirock von Frau Tanja auszuleihen. Damit sie doch noch drankommt, so kurz vor zwölf Uhr mittags. Aber ich bin immer noch der Meinung, dass ihre knielangen Ba umwoll- Unterhosen dem Minirock die Show stehlen.
»Du, Osman, das mit der Spritze tut mir echt leid. Das konnte ich nicht wissen. Da kann man nichts machen, das ist unkalkulierbares Berufsrisiko«, meint Arbeitsamt-Necmeddin trocken. »Ich hab’ wirklich gegla ubt, die würden dir Tabletten geben. Die hättest du dann ja heimlich wegschmeißen können«, sagt er und bestellt sich schon wieder einen Tee auf meine Kosten.
»Der Job war nicht so einfach, wie du mir erzählt hast. So wie die Ärzte da drauf sind, hätten die mir die Tabletten auch eigenhändig in die Speiseröhre reingedrückt.«
»Osman, reden wir mal über was anderes. Was für einen Job willst du denn diesmal haben?«
Ich verschweige das mit dem Rattengift und sage: »Ganz einfach, irgendeine angenehme Arbeit mit viel Geld in sehr kurzer Zeit.«
»Ja, schauen wir mal nach. Hier hätte ich einen guten Job für dich. Das ist eine Adresse, da brauchst du nur ein bisschen Staub zu wischen.«
»Herr Necmeddin, unter uns stolzen Männern gesagt, ist Staubwischen nicht würdelose Frauenarbeit?«
»Im Allgemeinen hast du Recht, Osman. Aber in Wirklichkeit kommt es darauf an, wie hoch
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