Kanaken-Gandhi
nicht nein sagen kann. Der Hauptgewinn ist aus Anlass des besonderen Tages eine wundervoll leidgeprüfte Asylantenfamilie, die ihr zwei Wochen lang in eurer Wohnung behalten dürft. Unsere Geschenkfamilie kommt aus Uganda. Da könnt ihr euren ganzen guten Willen zeigen und euer Gewissen für Jahre im voraus beruhigen!« Ein Hampelmann von einem Animateur springt auf und macht ein Zeichen, damit alle im Fernsehstudio Beifall klatschen. Die Zuschauer hören auf, gelangweilt in der Nase zu bohren, und schlagen die Hände aufeinander. Meine Frau hat mich bereits bei Hunderten von Game-Shows als Kandidat vorgeschlagen. Selbst bei Hausfrauen-Shows, deren Fragen sich ausschließlich um Kochrezepte, Windeln und Waschpulver drehen, schlägt sie immer mich vor. Ich werde das ungute Gefühl nicht los, dass sie danach lechzt, endlich zu sehen, wie ich mich vor einem Millionen-Publikum unsterblich blamiere. Und ausgerechnet heute werde ich zu dieser blöden Show als Kandidat eingeladen, bei der man nichts weiter gewinnen kann als eine wertlose Asylantenfamilie, so wie wir selbst eine sind. Erst letzte Woche war der Hauptpreis noch ein tolles Auto!
»Und heute haben wir wieder zwei ganz tolle Kandidaten am Start, die sich hier vor der Kamera um diese herrlichen Preise prügeln werden. Hier zu meiner Linken unser Lokalmatador.
Dieser gutaussehende junge Mann mit dem attraktiven Turban und dem wunderschönen Schnurrbart, unser Osram Eugin!«
»Nein, nein, ich heiße Osman. Und sag mal, müssen wir die Preise gleich hier auf der Bühne verprügeln?« frage ich schüchtern den Moderator.
»Nein, nein, die sind schon oft genug geschlagen worden. An denen sollst du nur deinen guten Willen zeigen.« »Aber du sagtest doch eben »Prügeln«!«
»Ich meinte doch nur, dass du und der andere Kandidat euch heute Abend vor diesem tollen Publikum um den wundervollen Hauptgewinn streiten sollt. Da kommt er schon, unser zweiter Kandidat aus Regensburg in Bayern ...«
Vor lauter Freude springe ich auf und klatsche begeistert Beifall: »Wahnsinn! Endlich bin ich da, wo ich hingehöre.
Zusammen mit Gloria von Thurn und Taxis im Fernsehen!«
»Mein lieber Osram, außer der Fürstin leben noch ein paar andere Leute in Regensburg! Und da ist er schon! Darf ich vorstellen: Carlo Behrends. Meine Herren, ihr kennt die Spielregeln, ich wünsche euch viel Erfolg und toi, toi, toi!«
Hampelmann winkt, Finger aus der Nase und Hände heftig aufeinander schlagen.
»Danke, danke, danke für diesen phantastischen Applaus, liebes Publikum. Ja, meine Herren, und damit kommen wir zur ersten Runde. Ihr müsst erst mal an unserem Super-Glücksrad drehen. Die Zahl, die ihr erdreht, wird zu euren richtigen Antworten addiert. Das Ganze wird mit Pi multipliziert, und daraus wird die Wurzel gezoge n. Einfacher geht’s nun wirklich nicht!«
Plötzlich blinken tausend Lampen in allen möglichen Farben gleichzeitig. Ein Höllenlärm übertönt alles, die erste Runde fängt an.
»Frau, wenn du mich in Zukunft noch einmal zu so einer blöden Game-Show schleppst, bei der ich mich nicht mal mit Gloria unterhalten kann, dann will ich wenigstens was Anständiges gewinnen können. Mindestens ein Auto oder eine vollautomatische Klobürste. Was soll ich denn mit Asylanten, davon habe ich doch zu Hause selbst genug!« schimpfe ich im Geiste mit meiner Frau, während ich am Glücksrad des guten Willens drehe.
»Und hier, meine Damen und Herren, zusätzlich zum Hauptpreis können unsere Kandidaten diesen herrlichen Spitzen-Staubsauger gewinnen.«
Es ist, als könnte der Moderator meine Gedanken lesen!
»Hier seht ihr Aufnahmen von diesem tollen Staubsauger.
Ideal für den Haushalt, im Wert von 1.000 DM und mit zwei Jahren Garantie. Und hier seht ihr Bilder von unserem absoluten Hauptpreis des Abends: unsere Asylantenfamilie aus Uganda.
Hier noch glücklich nach der dritten abgefackelten Wohnung.
Hier nicht mehr ganz so glücklich nach dem fünften Hausbrand.
Hier beide Töchter im Koma. Vater wird auf der Straße von Skins angegriffen. Vater im Koma. Die Familie ist völlig arm und hilfebedürftig. Mit taufrischem Abschiebeurteil, ideal zum Gewissenberuhigen. Ich wünsche euch beiden viel Glück, toi, toi, toi!« brüllt der Moderator, der so herumtobt, als wäre er ein orientalischer Basarverkäufer aus dem 17. Jahrhundert. Nur eben schleimiger. Hampelmann winkt, Finger aus der Nase und Hände aufeinanderschlagen.
»Danke, danke, danke für den tollen Beifall,
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