Kanaken-Gandhi
mit den armen Hunden, müsst ihr sie nicht Gassi führen?«
»Die blöden Köter sollen sich nicht so anstellen. Die können sich genauso wie wir eine Ecke zum Scheißen suchen.«
»Aber was ist mit Einkaufen und so?«
»Ich und meine Kumpels werden versuchen, mit dem auszukommen, was ihr hier im Haus habt.«
»Wir haben aber nicht genug deponiert. Der
Belagerungszustand trifft uns leider völlig unvorbereitet! Offen gesagt, sahen unsere Pläne für die Verteidigung eigentlich etwas anders aus.«
»Meine nicht!« jubelt Eminanim. »Ich hab’s vorhin schon gesagt: Ohne Kampf kriegen die mich hier nicht raus. Weiter so Genossen, wo sind denn hier die Tretminen?«
»Bin schon dabei«, ruft jemand aus dem Treppenhaus, »wir müssen alle Stufen mit Minen dekorieren, damit die Bullen es gar nicht bis zur Wohnung schaffen! »
»Tolle Idee«, klatscht meine Frau begeistert Beifall.
»Aber dann kann ja auch keiner unserer Nachbarn aus dem Haus«, stelle ich fassungslos fest.
»Sollen die auch nicht«, kontert Eminanim, »wenn ein Teil der Hausbewohner nach Indien abgeschoben werden soll, dann können die anderen aus Solidarität ruhig einige Zeit in ihrer Wohnung hocken.«
»Hey, Ratte, wir müssen diese Wohnung hier unten auch mit Stacheldraht sichern«, ruft Gruben-Eddi aus Opa Prizibilskys Nachttopf herauf, »wir haben nämlich jetzt eine offene Verbindung hier runter.«
Opa Prizibilsky steht ängstlich und verwirrt im Nachthemd neben ihm.
Wir sind jetzt fast eine Großfamilie mit 21 Hunden und einem Opa. Ein sogenannter Drei-Generationen-Haushalt. Zum vollständigen Glück fehlt uns nur noch eine direkte Verbindung nach oben zu Oma Fischkopf. Die jahrelangen Versuche meiner Frau, die beiden Rentner zu verkuppeln, hätten plötzlich reale Chancen. Das einzige Hindernis wären da nur noch die hohen Brautgeldforderungen von Oma Fischkopf. Und Opa Prizibilsky gefällt die gesamte altmodische Aussteuer von Oma Fischkopf überhaupt nicht. Die ganzen Tischdecken, Nachthemden, Taschentücher und Bettbezüge stammen komplett aus den zwanziger Jahren. Eminanims Argument, dass die zwanziger Jahre wieder »in« seien, konnte ihn bisher nicht überzeugen. Er steht auf moderne Sachen aus den vierziger Jahren. Aber heute hätte das alles gar keinen Zweck. Selbst mit seiner gesamten Jahresrente als Brautgeld könnte Opa Prizibilsky bei unserer Nachbarin nichts bewirken.
Heute Abend, oder besser gesagt, heute nacht, macht Oma Fischkopf ihrem Namen alle Ehre: Sie ist vollkommen stinkig und schlecht gelaunt.
Ein ohrenbetäubend lauter Knall lässt das ganze Gebäude in seinen Grundfesten erbeben.
Durch das riesige Loch in unserer Wohnungstür sehen wir entsetzt, wie eine der 26 Promenadenmischungen - wir haben inzwischen fünf niedliche Welpen als Nachwuchs bekommen -
durch das gesamt e Treppenhaus bis an die Tür von Oma Fischkopf fliegt.
Der Flur sieht aus wie ein Metzgerladen nach einem Bombenangriff’ durch militante Vegetarier.
»Der Mistköter ist selbst Schuld! Warum wollte er auch nicht auf mich hören?« flucht Saddam-Sigi, der vermummte Minenspezialist, von unten aus dem Treppenhaus. »Wie oft habe ich der blöden Töle erzählt, sie soll nicht auf meinen Minen rumtrampeln. Das wird dem Köter eine Lehre sein! »
»Na klar!« schreie ich nach unten. »Im Jenseits wird dein Hund jetzt höllisch aufpassen, nicht auf Minen zu treten. Aber Sigi, versprich mir, dass du uns wenigstens ein paar Minuten vorher Bescheid sagst, wenn du dein Giftgas ins Spiel bringst.«
»Ah, sei du doch ruhig da oben, du Batman-Osman!« höre ich Saddam-Sigi höhnen. »Ich sag nur: Batman-Osman, der Herr der Kleiderschränke!«
Bei Allah, ist mir das peinlich! Ich werde auf der Stelle verrückt! Irgend jemand muss unsere intimsten
Familiengeheimnisse preisgegeben haben. Ich schaue mich blitzschnell um, um den ruchlosen Verräter ausfindig zu machen. Eminanimn und Hatice scheinen ahnungslos zu sein.
Eminanim kontrolliert, ob die Rasierklingen auf dem Natodraht scharf genug sind, um sich für ihren nächsten Behördengang damit die Beine zu rasieren. Und Hatice spielt selbstvergessen mit den fünf niedlichen Welpen. Aber Mehmet, dieser Hundesohn! Der starrt mit seinem dreckigen Grinsen angestrengt aus dem Fenster und sagt: »Der Himmel ist glasklar und voller Sterne. Morgen wird’s schönes Wetter geben. Nur schade, dass einige unter uns ohne Grund abgeschoben werden.«
»Jetzt ist mir alles egal! Jetzt sorge ich dafür, dass sie
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