Kanal-Zombies
geachtet. Erst jetzt fiel mir der kleine See auf, der sich gebildet hatte. Er hatte auch den nötigen Platz, denn vor uns lag eine Höhle, deren Ende praktisch durch den Wasserfall markiert war, da das Wasser an ihm hinab in die Tiefe floss. Dieser unterirdische See war so etwas wie ein Ziel. Ich wollte wissen, ob er auch auf der Karte verzeichnet war.
»Nein.«
»Was ist so Besonderes daran?«
Karina antwortete mir über die Rinne hinweg. »Ich habe im Wasser etwas gesehen.«
»Was?«
»Keine Ahnung. Aber es hat sich bewegt. Ich bezweifle, dass sich hier Fische halten können. Wir sollten noch vorsichtiger sein, John!«
»Alles klar.«
Wie immer dieser See oder Teich auch entstanden sein mochte, wir mussten ihn genauer unter die Lupe nehmen. Da er selbst etwas tiefer lag, konnten wir uns an seinen Seiten bewegen, bis hin zum Abfluss, der in diesem Wasserfall endete.
Die Oberfläche erlaubte keinen Blick in die Tiefe. Sie war schmutzig. Ölflecken schimmerten wie große Augen. Wasser bewegte sich in eine Richtung voran. Es schwemmte alles mit, was nicht schwer genug war, um einzutauchen.
Ich dachte daran, dass dieses Becken ein ideales Versteck für die Kanal-Zombies sein konnte. Möglicherweise hatte Karina auch einen von ihnen gesehen.
Sie befand sich mit mir auf gleicher Höhe. Nur eben am anderen Ufer.
Den Plan hatte sie weggesteckt. Das Licht ihrer Lampe floss ebenso über die Oberfläche hinweg wie das meiner. So hatten wir einen guten Blick auf das Wasser.
Es tauchte nichts daraus auf.
»Was hast du denn gesehen?«, rief ich rüber.
»Keine Ahnung. Es ist etwas im Wasser gewesen. Sogar daraus hervorgekommen. Für einen Moment zumindest und...«
Sie brauchte nichts mehr zu sagen.
Es kam.
Was war da!
Und es schnellte dicht vor mir aus der trüben Brühe wie von einem Katapult geschleudert...
***
Obwohl ich darauf gefasst gewesen war und mich innerlich entsprechend eingestellt hatte, wurde ich überrascht. Furchtbar, was da in die Höhe schoss. Es war eine tropfnasse Gestalt, die nicht mal nackt war, sondern einen dunklen Umhang trug, der an ihrem Körper klebte. Ob er verwest war oder nur aus Knochen bestand, konnte ich im ersten Moment nicht erkennen, die Gestalt kam mir nur so riesig vor. Wie ein Spuk aus der Hölle, den der Teufel nicht mehr bei sich haben wollte.
Die Gestalt fiel wieder zurück, aber sie wollte nicht allein in der Brühe verschwinden, sondern mich mitnehmen. Hände schlugen mir entgegen, bekamen mich zu fassen, und ich hörte Karina wütend schreien.
Meine Waffe steckte noch unter der Jacke. So schnell kam ich an die Beretta nicht heran. Aber ich wollte auch nicht in die Brühe hineingezogen werden und rammte mit einer blitzschnellen Bewegung die Lampe in die Fratze unter der Kapuze.
Das Gesicht hatte ich nicht mal genau erkannt. Es war allerdings vorhanden, denn ich spürte einen Widerstand und hörte auch des Splittern, als die Lampe zerbrach.
Es war schwer für mich, auf dem schmalen und glatten Untergrund einen sicheren Halt zu finden. Mit dem Rücken drückte ich mich gegen die Wand und trat zugleich mit dem rechten Fuß aus, dessen Sohle die nach unten sinkende Gestalt erwischte.
Sie klatschte wieder zurück in die Brühe, wo die Kleidung durch das Wasser aufgebauscht wurde, sodass sie an der Oberfläche schwamm. An der anderen Seite stand Karina. Sie hatte ihre Waffe gezogen und feuerte drei Mal auf das Monster.
Die Schüsse hörten sich überlaut an. Im zitternden Wasser und auch im zitternden Licht sah ich, dass die Kugeln den hässlichen Schädel trafen. Wieder musste ich zugeben, dass Karina eine perfekte Schützin war.
Die Geschosse zerstörten den Kopf. Knochenstücke und Hautfetzen flogen in die Höhe, bevor die Gestalt in die Tiefe sank und in der öligen Brühe verschwand.
Das Wasser bewegte sich noch schaukelnd. Das Licht aus Karina’s Lampe huschte über die Wellen hinweg, und ich hörte die Russin in ihrer Heimatsprache fluchen.
Das Wesen kehrte nicht mehr zurück. Wir hofften, dass es vernichtet war, und gaben uns einige Sekunden, bis wir wieder miteinander sprachen.
»Hast du es genau gesehen, John?«
»Nein, das ging alles zu schnell.«
»War es ein Zombie?«
»Bestimmt.«
»Aber kein Skelett, John.«
Ich blickte über den See hinweg. Karina Grischin bewegte ihr Licht und suchte wieder die Oberfläche ab.
»Wie kommst du darauf?«, wollte ich wissen.
»Ich habe mir meine Gedanken gemacht. Diese Wesen müssen verdammt alt sein. Und
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