Kanal-Zombies
wurden wir gefragt.
»Nein«, erklärte Karina, »das können wir Ihnen nicht sagen. Wahrscheinlich steigen wir woanders wieder hoch.«
»Ja, ist schon gut.«
»So, dann zeigen Sie uns bitte, wo und wie wir in die Unterwelt hineinkommen!«
Wir wurden wieder zurückgeführt. Erst jetzt fiel mir eine zweite Metalltür auf. Sie musste noch aufgeschlossen und dann aufgezogen werden.
»Danke«, sagte Karina, als wir an dem Mann vorbeigingen und auf einer Plattform aus Metall stehen blieben. Hinter uns wurde die Tür wieder zugezogen. Wir standen im schwachen Licht einer Lampe, die ihr gelbes Licht von der Decke her nach unten fließen ließ. An die Plattform schloss sich ein Steg an, der dort endete, wo eine Treppe begann. Sie führte auf dem direkten Weg in das Zentrum.
Schon jetzt erhielt ich einen ersten Eindruck dessen, was uns erwartete. Es lag vor allen Dingen an dem Geruch. Er schlug uns schwer entgegen. Beim ersten Mal nahm man ihn immer besonders intensiv wahr. Das änderte sich später, wenn man sich daran gewöhnt hatte.
»Sind wir eigentlich weit von dem Ort entfernt, an dem die beiden letzten Morde passiert sind?«, fragte ich.
»Nicht sehr. Zwei Kilometer vielleicht. Da haben wir echt Glück gehabt.«
Ich probierte meine Handlampe und schwenkte sie. Ja, sie gab ein einigermaßen gutes Licht ab, doch ich war auch froh über das Licht am Helm.
»Man hat die Toten nie hier unten gelassen«, sagte Karina, als sie langsam vorging. »Sie wurden immer an die Oberfläche geschafft. Aber sie waren nie ganz. Es fehlten oft Glieder. Ich weiß auch nicht, warum die Bestien das getan haben. Vielleicht wollten sie sich mit den Toten hier nicht abgeben.«
»Kann alles sein.« Ich blieb hinter ihr und fragte sie: »Wie kommst du darauf, dass es mehrere gewesen sind?«
»Der Schamane schien sich da sicher zu sein.«
»Naja, wenn er das sagt. Ich hoffe nur, dass wir ihn hier treffen und er nicht nur etwas dahergesagt hat.«
»Traust du ihm das zu?«
»Eigentlich nicht.«
»Eben.«
Wir schritten die Treppe hinab. In einem breiten Gang blieben wir stehen. Er war allerdings nicht besonders lang. Schon nach wenigen Metern endete er in einem Quergang, aus dem das Geräusch schwach fließenden Wassers drang.
Die Helligkeit blieb hinter uns zurück. Jetzt war ich froh, dass uns die Helmlampen den Weg leuchteten. Die Strahlen tanzten bei jeder Körperbewegung auf und nieder und erwischten auch das vor uns fließende Wasser.
Es sah grau, alt, schmutzig aus und stank erbärmlich. Dieser Tunnel gehörte zu den breiteren, denn an den Rändern sah ich die Gehsteige.
Sie waren beileibe keine perfekten Laufbänder, sondern Pfade, die nahezu zum Stolpern einluden, weil es viele Stellen gab, an denen Steine herausgerissen worden waren. Es gab auch so etwas wie zwei steinerne Böschungen zum Wasser hin. Da waren an manchen Stellen auch die oberen Kantsteine abgebrochen, und mit dem Halt war das so eine Sache.
Auch wenn sich Karina hier nicht besonders auskannte – einen Plan hatte sie allerdings mitgenommen –, ließ ich ihr den Vortritt. Sie ging dabei so schnell wie möglich, und ich bewunderte ihre Trittsicherheit. Es war keine stille Umgebung, durch die wir gingen. Neben uns plätscherte das Abwasser durch die breite Rinne. Von der Decke her, wo sich Feuchtigkeit gesammelt hatte, fielen des Öfteren Tropfen, die ins Wasser klatschten oder uns erwischten.
Bei Hochwasser oder Schneeschmelze sah es hier sicherlich ganz anders aus. So aber kamen wir gut voran und gewöhnten uns auch an die Einsamkeit.
Ab und zu mussten wir über kleine Seitenarme springen, aus denen bei starkem Regen das Wasser in den Hauptkanal floss. Jetzt waren sie so gut wie ausgetrocknet.
Ratten hatte ich noch nicht gesehen, und ich war auch wirklich nicht scharf darauf. So trottete ich weiter hinter Karina her und sah, dass sich der Lichtkegel meiner Helmleuchte auf ihrem Rücken oder Nacken hin und wieder abmalte.
Sie blieb stehen, als wir das Ende des Gangs erreicht hatten. Die Arme winkelte sie an und stemmte die Fäuste in die Hüften. Dann drehte sie den Kopf nach rechts und wieder nach links.
»Wohin jetzt?«, fragte ich.
»Ich muss nachdenken.«
»Willst du nicht im Plan nachschauen?«
»Ach nein, das brauche ich nicht.«
Es war ihr Problem. Ich drückte mich an Karina vorbei, denn nichts zu tun, war ich nicht gewohnt. Auch mein Blick war jetzt relativ frei. Dünnes Wasser strömte an uns vorbei und verschwand im Tunnel, der an der
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