Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
Vom Netzwerk:
sich.
    »Komische Sache, das mit dem Toten auf der Wiese«, meinte Frau Stark, während sie eine Tasse aus dem Schrank nahm, Kaffee einschenkte und Sahne aus einem Plastikkännchen hineingoss. Trotz gewagter Sandalen mit Pfennigabsatz bewegte sie sich mit federndem Gang durch das Zimmer und stellte behände die Tasse vor Island hin.
    »Ich meine, seltsam, was Klaus erzählt hat …« Nur mit Mühe konnte sie die Aufregung in ihrer Stimme unterdrücken. »Ich würde dort nicht baden gehen. Total abgelegen, regelrecht unheimlich ist es dort. Da ist es doch viel schöner in Felde – mit Badeaufsicht, einer gepflegten Liegewiese und einer Toilette. Diese Frau tickt doch nicht richtig.«
    Island nippte an ihrem Gebräu, das trotz der Sahne furchtbar bitter schmeckte. Sie hatte gehört, dass zwei Tassen Kaffee pro Tag in der Schwangerschaft unbedenklich sein sollten, aber heute war das Zeug einfach nicht das Richtige.
    Sie fragte sich, was sie davon halten sollte, dass Herr Stark so indiskret mit dienstlichen Informationen umging. Einer Plaudertasche wie der Stark sollte man zu Hause besser nicht alles erzählen.
    »Kennen Sie die Frau denn?«, wollte Island wissen.
    »Nein, nein. Aber ich frage mich nur die ganze Zeit, was da passiert sein mag. Vielleicht hat jemand auf der Wiese auch nur seinen Rausch ausgeschlafen. Einer von den jungen Leuten, die da immer mal grillen. Haben wir ja auch schon gemacht, früher.«
    Sichtlich interessiert betrachtete sie Islands Kugelbauch. »Was wird es denn?«
    »Ich warte mal ab.«
    »Dazu wäre ich zu neugierig!«
    Das wunderte Olga Island gar nicht. »Kennen Sie denn einen gut aussehenden Mann um die dreißig, mit dunkler Haut und hellem, gelocktem Haar?«
    »Nein.«
    Die Frau kniff nervös die Augen zusammen, dann setzte sie sich wieder vor den Computer und zupfte die Rüschen ihrer Bluse zurecht.
    Island reichte ihr ihre Visitenkarte. »Wenn Ihnen noch was zu der Sache einfällt, würden Sie mich dann anrufen?«
    Rasch stopfte Bettina Stark die Karte in die enge Tasche ihres Jeansrockes. »Also ist wirklich was passiert am See?«
    »Wir sollten dieser Frage zumindest einmal nachgehen, meinen Sie nicht?«
    Die Sekretärin nickte, bevor sie sich konzentriert dem Bildschirm zuwandte und die Tasten klickern ließ.
    Um sich die Zeit zu vertreiben, blätterte Island die Prospekte durch, die auf dem Besuchertisch lagen. Bald wusste sie alles über die Aktion »Sicherer Schulweg«, über die Möglichkeiten, im Archiv nach Vorfahren der eigenen Familie zu forschen, über den Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals und die Begrüßung von Neubürgern in den Gemeinden des Amtes Achterwehr. Während anderswo in Deutschland Neubürger in deutscher, russischer oder türkischer Sprache begrüßt wurden, begrüßte man hier alle Zugezogenen sowohl auf Deutsch als auch auf Plattdeutsch.
    Gerade als sie anfing, alles ein zweites Mal zu lesen, hörte sie draußen auf dem Parkplatz das Knirschen von Reifen. Zwei Männer in dunklen Uniformhosen und kurzärmligen blauen Hemden stiegen aus einem Streifenwagen. Während Island sich erhob, erschienen die beiden schon in der Tür.
    »Hast mal einen Kaffee, Betty?«, sagte der Ältere. Er hatte eine auffallend geschwollene Nase und gerötete Augen. Island tippte auf Heuschnupfen.
    »Natürlich.«
    Die Frau sprang auf und füllte eilig zwei Becher. Sobald die beiden Männer Olga Island bemerkt hatten, stellten sie sich vor. Der Verschnupfte war Polizeihauptmeister Klaus Stark, sein jüngerer Kollege Polizeiobermeister Kevin Gloe. Mit den beinahe überschwappenden Bechern in der Hand gingen die beiden durch den Gang voraus. Stark schloss die Glastür zur Polizeistation auf und bot Island einen Stuhl neben seinem Schreibtisch an. Kevin Gloe lehnte sich lässig gegen die Fensterbank und blies in seinen Kaffee. Draußen vor dem geschlossenen Fenster summte ein Rasenmäher.
    »Schickt uns die Mordkommission jetzt das letzte Aufgebot?«, fragte Stark scherzhaft und nahm an seinem Schreibtisch Platz. Er zückte ein Papiertaschentuch und schnäuzte sich. »Wo in Kiel doch heute die Luft brennt.«
    Island rang sich ein Lächeln ab. »Es hörte sich gestern ganz so an, als bräuchten Sie Hilfe. Deshalb war ich heute Morgen bei Frau Marxen in Groß Nordsee. Sie konnte mir allerdings nicht viel Erhellendes berichten. Haben Sie denn neue Erkenntnisse?«
    »Wir haben gestern bis zur Dunkelheit alles noch einmal abgesucht, aber nichts weiter gefunden.«
    »Was ist mit dem blutigen

Weitere Kostenlose Bücher