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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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Nähe der Baustelle in Baracken gewohnt haben. Sie hat sie am Morgen zur Arbeit gehen sehen. Am Abend kehrten nicht mehr alle zurück. Davon hat sie immer wieder gesprochen. Als Jugendlicher bin ich mit meinen Kumpeln ab und zu mal über den Zaun geklettert. Alles, was abgesperrt ist und wo man nicht hindarf, ist ja erst mal Abenteuer.« Er grinste. »Die Halle war damals wirklich ein abgefahrener Ort. Aber irgendwann wurden andere Sachen für uns interessanter. Bin seit Jahren nicht mehr da gewesen.«
    »Kommt mir bekannt vor«, sagte Island und erwiderte sein Lächeln. »Ich bin früher als Jugendliche in Mönkeberg herumgestreift. Da war ja auch so ein wildes Ruinengelände.«
    »Auf dem Ölberg sind Sie gewesen?« Kevin Gloe nickte anerkennend. »Den kenne ich natürlich auch. Da haben sie aber inzwischen schon aufgeräumt.«
    Island erinnerte sich an verrostete Metallstücke im Boden und an die leeren Krater, die übrig geblieben waren, wenn der Munitionsräumdienst mal wieder eine Fliegerbombe ausgegraben und beseitigt hatte.
    »Sie meinen die Blindgänger?«
    »Es sind längst noch nicht alle Bomben entdeckt und entschärft, die im Krieg auf Kiel und die Werften abgeworfen wurden. Man wertet ja weiterhin Luftbilder der Alliierten aus. Das wird zu weiteren Funden führen. Auch siebzig Jahre nach dem Krieg haben die aus Groß Nordsee immer noch gut zu tun.«
    »Aus Groß Nordsee?«
    »Der Munitionsräumdienst, unsere Bombenentschärfer, haben Sie ja wohl schon mal was von gehört?« Er lachte.
    »Ja, klar.« Jeder, der regelmäßig die Kieler Tageszeitung las, wusste das.
    Es entstand eine kurze Pause. Island hätte an dieser Stelle die Unterredung beenden und nach Kiel zurückfahren können. Aber sie hatte noch eine Frage.
    »Der Gutshof Kreihorst?«, fragte sie. »Wer wohnt da eigentlich?«
    Täuschte sie sich, oder tauschten die beiden Polizisten einen schnellen Blick? Stark sah zu Boden, während Gloe sich räusperte.
    »Kreihorst gehört der Familie Tüx«, sagte er. »Aber die Familienmitglieder sind meist nur wenige Wochen im Jahr auf dem Hof, während der Sommerferien. Ansonsten wird das Gut landwirtschaftlich bewirtschaftet, als reiner Biobetrieb.«
    »Warum schotten die sich so ab? Das gibt es doch nicht: Wildzäune mit Natodraht.«
    »Sagt Ihnen der Name Tüx denn nichts?«
    »Nein, wieso?«
    »Dr. Theodor Tüx Fruchtsaft in Tüten. Den haben Sie doch sicher auch getrunken als Kind.«
    Island schüttelte den Kopf, aber dann tauchte eine Erinnerung auf. Ein leichtes Kratzen im Hals, ein süßer Geschmack auf der Zunge, eine eckige Verpackung, in die man einen Strohhalm steckte, um daraus zu trinken. Waren solche Safttüten nicht auf dem Schulhof verkauft worden, damals als sie noch bei ihrer Mutter gelebt hatte und in Gaarden zur Schule gegangen war?
    »Doch«, gab Island zu. »Ich erinnere mich dunkel: Tix-Tax-Tüx oder so ähnlich.«
    »Dr. Theodor Tüx ist ein reicher Industrieller«, fuhr Gloe fort. »Ein Teil seiner Firmen stellt Getränkeverpackungen her. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass allein in Europa mehrere Millionen Verpackungen pro Tag seine Werke verlassen. Plastikflaschen, Getränkekartons, aber auch Spezialverpackungen für medizinische Labore, so was alles.« Er zuckte die Schultern. »Nebenbei handelt er aber immer noch mit Saft. Allerdings heutzutage mit reinen Biosäften, nicht mehr mit dem süßen Zeug von damals.«
    »Dann haben wir es auf Kreihorst also mit wohlhabenden Leuten zu tun?«
    Gloe stieß Luft durch die Nase aus. »Schwerreich würde es schon eher treffen.«

9
    E ine halbe Stunde später fuhr Island über die Autobahn in Richtung Kiel. Sie versuchte, einen Blick auf die Spülfelder am See zu erhaschen, aber ihr Tempo war viel zu hoch, als dass sie mehr hätte sehen können als vorbeizischende grüne Büsche und Baumwipfel.
    Der Fahrtwind, der durch das offene Fenster hereinwehte, kühlte ihren verschwitzten Nacken. Im Kofferraum, in einer alten Kühltasche, die Klaus Stark ihr mitgegeben hatte, lag ein mintgrünes Badelaken. Es wies tatsächlich einen riesigen, rotbraunen Fleck auf, der einen metallisch-süßlichen Geruch verströmte. Schon sehr wahrscheinlich, dass es sich dabei um einen Blutfleck handelte. Und wenn es Blut war, dann war es eine nicht unerhebliche Menge, für einen Menschen durchaus lebensbedrohlich.
    Islands Handy klingelte. Im Display erschien der Hinweis »unbekannter Anrufer«. Sie drückte die Freisprechtaste und schmetterte ihren

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