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Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition)

Titel: Kanalfeuer: Ein Fall für Olga Island (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirstin Warschau
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Namen.
    »Meine Güte, was schreist du denn so?«, fragte eine ihr wohlbekannte Stimme.
    »Ich bin im Dienst!«
    »Alles andere hätte mich schwer gewundert.« Tante Thea lachte glucksend.
    »Ich wollte dich auch schon lange anrufen«, meinte Island schuldbewusst. »Wie geht es dir?«
    »Bestens.« Thea Island klang vergnügt.
    »Und was macht Berlin?«
    »Es schwitzt!«
    »Hier ist es auch heiß.«
    »Heiß ist ja wohl gar kein Ausdruck! Ich zerfließe und habe die Schnauze voll.«
    »Wolltest du nicht ein paar Tage in den Spreewald zum Paddeln?«
    »Hat sich zerschlagen. Der freundliche Herr, der mich auf sein Boot eingeladen hatte, muss zu seiner Tochter nach Bonn. Sie ist mit Zwillingen niedergekommen und braucht seine großväterliche Hilfe.« Thea schnaubte verächtlich.
    »Da wolltest du nicht mit?«
    »Bin ich denn bekloppt? Was habe ich mit seinen Enkeln zu schaffen? Bei dem Wetter!«
    Island grinste. Sie erinnerte sich nur zu gut an die Reaktion von Thea, als sie ihr erzählt hatte, dass sie ein Kind erwartete. »Von diesem Künstler?«, hatte sie entsetzt gefragt. »Muss das sein? Du denkst aber bitte nicht im Entferntesten daran, dass ich auf deine Blagen aufpasse, ja?«
    Hilfe bei der Kindesaufzucht brauchte Olga von dieser Seite also nicht zu erwarten, so viel war klar. Auch nicht, wenn sie, wie sie insgeheim hoffte, nach erfolgreichem Abschluss des Gerichtsprozesses gegen ihren Erzfeind Piotr, den baltischen Mafiaboss, endlich nach Berlin zurückkehren konnte.
    »Und was hast du vor, statt Spreewald?«, fragte sie, während sie einen bunt bemalten Kleinbus mit Surfbrettern auf dem Dach überholte.
    »Ich dachte, ich fahr nach Kiel. Im Sommer gibt es doch nichts Schöneres als die Ostsee.«
    »Soll ich dir ein Hotel besorgen?«
    »Bemüh dich nicht. Die sind alle ausgebucht, bei dem Wetter. Ich komme zu dir! Ich hab ja deine Wohnung auch noch gar nicht gesehen. Du kannst doch sicher Unterstützung gebrauchen. Oder ist etwa dein Künstler da?«
    Island überhörte die Frage. »Ich wohne mitten in der Stadt. Und ich habe weder Terrasse noch Garten. Nur einen kleinen Balkon.«
    Thea ließ sie gar nicht ausreden.
    »Habe ich mir alles schon im Internet angesehen. Deine Wohnung liegt wunderbar. Ich kann von da aus jeden Morgen runterlaufen zur Seebadeanstalt. Da soll es jetzt eine tolle Bar geben. Da kann man sicher auch frühstücken.«
    »Wenn man Zeit hat«, erwiderte Island tonlos.
    »Dass du keine Zeit hast, ist mir klar! Aber ich geh auch auf den Wochenmarkt. Und wenn du von der Arbeit kommst, hab ich uns was Gutes gekocht. Du brauchst jetzt gesundes Essen, vor allem Vitamine. Isst du denn überhaupt genug?«
    »Doch, schon …«
    Olga Island brauchte keinen Besuch. Abends lag sie meist auf ihrem alten Sofa, aß Apfelstücke und Kartoffelchips und sah fern oder schlief. Sie hatte kein Verlangen nach einer hyperaktiven Rentnerin, die sie ständig auf Trab hielt, denn sie war von der normalen Arbeit schon erschöpft genug. Andererseits ließ der Gedanke an Theas gutbürgerliche Kochkünste ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    »Wann wolltest du denn kommen?«, fragte sie vorsichtig. »Zurzeit habe ich sehr viel zu tun, aber in ein paar Wochen …«
    »Weißt du, ich fahr heute mit dem Zug um sechzehn Uhr dreißig, dann bin ich so gegen zwanzig Uhr da. Du holst mich doch vom Bahnhof ab?«
    »Wenn nichts dazwischenkommt.« Olga spürte eine leichte Verzweiflung in sich aufkeimen.
    Doch Thea hatte kein Gespür für die Stimmung ihrer Nichte. »Bestens«, stellte sie zufrieden fest, »dann bis heute Abend.«

10
    G egen ein Uhr erreichte Island die Blumenstraße. Schwitzend stellte sie die Kühltasche mit dem Fundstück beim Pförtner ab und ging in den Keller. Sie zog sich eine Flasche Apfelsaftschorle aus dem Getränkeautomaten, nahm einen tiefen Schluck und spazierte den kühlen Gang entlang zu den Laborräumen der kriminaltechnischen Untersuchungsabteilung. Im hintersten Zimmer fand sie Hans-Hagen Hansen, den Leiter der Spurensicherung. Er hatte seine langen Beine unter den Schreibtisch geklemmt und war tief über ein Schriftstück gebeugt.
    »Beim Pförtner steht eine Kühltasche«, sagte Island und sah ihm über die Schulter. Obwohl er offensichtlich nur Kreuzchen auf ein Formular setzte, wirkte er sehr vertieft in seine Arbeit. »Ich möchte gern wissen, was mit dem Handtuch passiert ist, das sich in der Tasche befindet. Und ob menschliches Blut daran klebt«, sagte sie.
    »Wie aufregend«,

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