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Kandide oder die beste aller Welten

Kandide oder die beste aller Welten

Titel: Kandide oder die beste aller Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Zwickelbart und befahl dem Hauptmann Kandide, seine Kompanie zu mustern. Kandide gehorchte und ließ den Statthalter bei Baroneß Kunegunden allein. Dieser entdeckte ihr nunmehr seine Brunst und beteuerte ihr, er wolle ihr morgen im Angesicht der Kirche seine Hand reichen; wolle sie ihn aber mit ihrer außerehlichen Liebe beglücken, so woll' er sich auch da nach ihr richten. Kunegunde bat sich eine Viertelstunde von ihm aus, um sich sammeln, die Alte um Rat fragen und sich entschließen zu können. Die Alte sagte zu ihr: Sie haben zweiundsiebenzig Ahnen und keinen roten Heller, können jetzt die Gemahlin des angesehnsten und stattlichsten Zwickelbarts in ganz Südamerika werden. Was wollen Sie sich da bedenken. Not hat kein Gebot, und wozu Sie den Pastor Fido im Reifrock spielen wollen, seh' ich nicht ab. Sie sind von den Bulgaren geschändet worden, haben sich vom Juden und Inquisitor brauchen lassen. Wär' ich in Ihrer Stelle, ich griffe zu, nähme den Herrn Statthalter zum Manne ohn' alles Fackeln und machte dem Herrn Hauptmann Kandide sein Glück.
    Indes daß das Mütterchen mit all der Klugheit sprach, die Alter und Erfahrung geben, sah' man ein Schifflein in den Hafen einlaufen, worauf sich ein Alkalde und Alguazils, Gerichtsdiener, befanden. Was die Herren wollten, soll der Leser gleich erfahren.
    Die Alte hatte ganz recht gehabt, daß der weitärmlige Franziskaner zu Badajos Kunegunden auf ihrer eilenden Flucht ihr Geld und ihre Diamanten gestohlen. Er hatte einige Steine einem Juwelier verkaufen wollen, der sie erkannte und ihn festnehmen ließ. Unterm Galgen hatte der Mönch bekannt, daß er sie gestohlen, die Personen beschrieben, denen er sie entwandt, und den Weg, den sie genommen hatten. Kunegundens und Kandidens Flucht war bereits bekannt: man setzte ihnen bis Cadix nach, ohne sie einholen zu können; von da aus wurd' ihnen ungesäumt ein Schiff nachgesandt, und dies Schiff lag jetzt im Hafen.
    Überall hörte man, eben sei ein Alkalde ausgestiegen, und man suche die Mörder des Großinquisitors. Die kluge Alte sahe den Augenblick ein, was zu tun war. Fliehen können Sie nicht, sagte sie zur Kunegunde, und brauchens auch nicht. Ihnen können sie nicht an den Hals kommen, denn Sie sind nicht der Mörder des Inquisitors; Sie haben überdies beim Statthalter solchen Stein im Brett, daß er Ihnen kein Härchen wird krümmen lassen. Bleiben Sie nur in Gottes Namen da. Drauf rannte sie in voller Hast zum Kandide. Machen Sie sich über alle Berge, Herr Hauptmann, raunte sie ihm zu, sonst sind Sie in einer Stunde verbrannt. Aufhalten durft' er sich nicht einen Augenblick, trennen konnte er sich nicht von seiner Kunegunde, und einen Ort, wo er sich hinflüchten sollte, wußt' er nicht.

Vierzehntes Kapitel: Wie Kandide und Kakambo in Paraguay von den Jesuiten aufgenommen werden
    Kandide hatte von Cadix einen Bedienten mitgebracht, wie man deren viel auf den spanischen Küsten und in den Kolonien antrifft; einen Viertelspanier, von einem Mestizen in Tukuman erzeugt. Er war Chorknabe gewesen, dann Küster, Matrose, Mönch, Buchhalter, Soldat und war endlich Lakai geworden; er hieß Kakambo und hing sehr an seinem Herrn, weil er eine gar gute, liebe Seele war. Ober Hals und Kopf sattelte er die beiden andalusischen Pferde. Wollen dem Rat der alten Mutter folgen, lieber Herr, sagte er, und zujagen, was nur's Zeug hält, ohn' uns umzusehn.
    O traute Kunegunde! rief Kandide, und Tränen flossen über seine Wangen, so muß ich dich denn verlassen! muß dich in dem Zeitpunkt verlassen, da der Herr Statthalter uns zusammenfügen wollte! Mußt' ich dich darum herführen, meine Kunegunde! Oh, was wird aus dir werden!
    Kakambo. Alles Guts! sie wird den Mantel nach dem Winde drehn. Ich möchte das Weib sehn, das sich nicht aus der jämmerlichsten Patsche zu helfen wüßte. Und zudem sind ja die Weiber unsers Herrgotts liebste Kinder! — Die Sporen in die Rippen, Herr!
    Kandide. Wo willst du denn hin? Wo geht's denn zu? Und was wollen wir ohne Kunegunden machen?
    Kakambo. Sie haben doch gegen die Jesuiten wollen zu Felde ziehn, wissen Sie was, ziehn Sie für sie zu Felde. Beim heiligen Jakob vom Compostell, ich weiß Weg und Steg und will Sie Zu ihnen bringen. Das wird ihnen 'ne rechte Herzensfreude sein, einen Hauptmann zu kriegen, der das bulgarsche Manövrieren versteht. Sie werden da 'ne gar herrliche Nummer finden.
    Geht's einem in einem Weltteil schief, so zieht man in einen andern, und kömmt da auf 'nen grünen

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