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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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cartão de residência . Den zu erlangen ist, wie mir all jene residentes versichern, die diese Prozedur bereits hinter sich haben, ein behördlicher Akt, der nicht immer leicht zu bewältigen ist. Bei dem man Stunden, wenn nicht gar Tage auf der Ausländerbehörde zubringen darf. Irgendwann will ich das hinter mir haben. Also gut: Gehen wir es an!
    António muss leider arbeiten, deshalb kann er nicht mitkommen. Ich entdecke allerdings deutliche Erleichterung in seinen Gesichtszügen. Ämter und Behörden sind so ganz und gar nicht seine Sache, selbst wenn es um ihn selber geht. Wenn ich nur daran denke, was das für ein Theater war, als er seinen Ausweis erneuern lassen musste! Der Verwaltungsakt selbst – eine Sache von ein paar Minuten. Aber bis António sich endlich aufgerafft hatte! Da sind alle Portugiesen irgendwie gleich: Am liebsten kommen sie möglichst wenig mit dem Staat und seinen Organen in Berührung. Bei Polizeikontakt kann ich das ja nachvollziehen. Vor allem, wenn man ein schlechtes Gewissen hat. Oder gerade auf frischer Tat ertappt wurde. Aber beim Antrag für ein Ausweispapier?
    »Wenn ich aber doch arbeiten muss …«, bedauert er mich. »Da kann man nichts machen!«
    Kein Problem: Eine Freundin begleitet mich. Petra lebt schon lange in Portugal. Vor allem: Sie spricht perfekt Portugiesisch. Ich habe nämlich ein bisschen Bammel, dass im Verlauf der Amtshandlung möglicherweise Fragen und Ausdrücke fallen, die sich meinen Sprachkenntnissen entziehen. Behördendeutsch ist ja auch kein richtiges Deutsch, und ich vermute stark, dass es sich beim Behördenportugiesisch um ein ähnlich kompliziertes Kauderwelsch handelt. Da würde mir sogar ein Englisch sprechender SEF-Beamter nichts nützen: Auch Behördenenglisch dürfte für den normalen Menschen gewisse sprachliche Hürden haben.
    Selbstverständlich sind wir bestens vorbereitet. Finden wir zumindest. Petra ist Schweizerin, ich bin Deutsche – das wäre doch gelacht, wenn wir nicht alle Unterlagen beisammenhätten. Das Wichtigste ist natürlich der Antrag. Portugals Behördenapparat ist möglicherweise etwas langsam und umständlich. Aber perfekt organisiert und aufs Modernste ausgerüstet. Deshalb kann man alle Formulare, die man braucht, aus dem Internet herunterladen. Auf manchen Seiten ist die Benutzerführung sogar in englischer Sprache. Dennoch merke ich schnell: Es ist eine hervorragende Idee, dass Petra mitkommt. Sie spricht nämlich auch ein bisschen Behördenportugiesisch. Schließlich hat sie nicht nur mit Ämtern und Botschaften, sondern sogar mit Notaren zu tun gehabt.
    Erster Anlauf.
    Gemeinsam fahren wir an einem strahlenden Junimorgen zur SEF ( Serviço de Estrangeiros e Fronteiras ) nach Cascais.
    »Lass uns möglichst früh da sein«, meint Petra. »Lieber trinken wir nachher noch gemütlich Kaffee und frühstücken, bevor wir bis mittags anstehen müssen.«
    »Kein Problem!« Ich finde das auch besser. »Außerdem gibt es morgens sicher eher einen Parkplatz. Schließlich kommen die Touristen aus Lissabon immer erst am späten Vormittag in Cascais an.«
    Draußen vor dem Eingang zur SEF stehen die Antragsteller in einer langen Schlange. In einer sehr langen Schlange. Viele Dunkelhäutige sind dabei, meist aus Brasilien, aber viele kommen aus anderen ehemaligen Kolonien Portugals: Angola, Mosambik, Guinea-Bissau. Moldawier, Russen und Ukrainer sind auch da, Vietnamesen und Chinesen – alle wollen dasselbe: zum Ausländeramt. Das hat seinen Sitz in Cascais in der Rua da Misericórdia, in der Mitleidsstraße also. Ein Omen? Will man uns bewusst machen, dass wir bald Mitgefühl nötig haben werden, wegen unseres behördlichen Ansinnens?
    Als EU-Bürger dürfte man eigentlich gleich durchmarschieren, sagt Petra. Das tut man aber als höflicher Mensch nicht, weil man merkt, dass die Schlange schnell vorrückt. Sie verringert sich nämlich in kürzester Zeit zu ein paar wenigen Menschen vor einer zweiten Eingangstür. Dort steht ein Uniform tragender Herr, der eine ausgesprochen wichtige Funktion innehat (und solche Herren oder Damen gibt es in jeder, aber wirklich jeder staatlichen Behörde in Portugal): Der Herr »sortiert vor«. Er entscheidet, ob man A, B, C oder D ist. Und gibt die entsprechenden und hier ebenfalls überall üblichen Nummernzettel aus. Was diese Buchstaben bei der SEF genau bedeuten, habe ich allerdings bis heute nicht herausfinden können. Es gibt zwar eine Beschreibung, aber ich hatte, obwohl ich immer

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