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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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gleichbleibend EU-Bürgerin bin und immer dasselbe wollte, abwechselnd schon alle vier Buchstaben auf meinem Nummernzettel stehen. Manchmal gibt es sogar von Hand geschriebene Post-it-Zettel …
    Wir kommen in den Wartesaal. Dort tummeln sich, und das praktisch zu jeder Tageszeit, etwa hundert Leute: Alt und Jung, Groß und Klein. Kreischende Kinder – worüber sich niemand aufregt. Ruhige Kinder, über die man sich freut. Portugiesen, die als offizielle »Hilfesteller« für Einwanderer und Residenten arbeiten und Aktenberge ihrer Klienten mit sich herumschleppen. Stimmengewirr aus aller Herren Länder. Bange oder nervöse Blicke, gelangweilte Mienen oder aufgeregtes Herumfuchteln. Für Unterhaltung ist allerdings auch anderweitig gesorgt: Wartezeit und etwaige Langeweile werden dadurch verkürzt, dass es in diesem Raum einen riesengroßen Flachbildschirm gibt. Einerseits dient er dazu, die Anwesenden zu informieren, welche senha gerade an welchen Schalter gebeten wird. Es gibt Ansagen auf Portugiesisch, Englisch und Russisch – den Unterschied bekomme ich allerdings nicht mit, denn alle drei sind gleich unverständlich. Selbstverständlich läuft außerdem noch das Fernsehprogramm. Irgendein Nachrichtensender und natürlich Werbung.
    Halleluja: Wir haben vom Herrn in Uniform die Nummer zwei bekommen. Siehe da – dem Bildschirm entnehmen wir, dass Nummer eins bereits dran ist. »So ein Mist«, meint Petra. »Die zwei Euro Parkgebühr hätten wir uns sparen können. Ein Euro wäre genug gewesen. Das scheint ja heute schnell zu gehen.«
    »Ich gebe dir trotzdem einen Dankeschönkaffee aus«, sage ich. »Und wenn wir gleich ins Café nebenan gehen, müssen wir sowieso länger parken.«
    Tatsächlich geht alles in Windeseile:
    Um 9.05 Uhr hatten wir draußen auf der Straße am Ende der Schlange angefangen.
    Um 9.15 Uhr trafen wir auf den »Herrn der Nummern«.
    Um 9.25 Uhr waren wir am Schalter.
    Um 9.35 Uhr wieder draußen und im nächsten Café.
    Das rasende Tempo lag leider daran, dass mein vom Internetportal der Ausländerbehörde heruntergeladener Antrag nicht gültig war. Keine Ahnung, aus welchem Grund. Auch Petra blickt nicht durch. Man hat uns aber freundlicherweise mit richtigen Formularen versorgt. Die sollen wir ausfüllen und wiederkommen.
    Nun heißt es: Fragebogen lesen. Verstehen. Mit richtigen Antworten versehen. Zwei Fotos besorgen (habe ich sicherheitshalber schon). Kopien von Pass und Personalausweis und meines Krankenversicherungsnachweises machen (ebenfalls schon erledigt). Weil ich keinen Arbeitsvertrag vorweisen kann, will das Ausländeramt die Auszüge meiner portugiesischen Bank der letzten drei – »Ach nein, besser der letzten sechs!« – Monate sehen. Man will sichergehen, dass ich dem Staat nicht zur Last falle.
    Das wäre dann alles.
    Wenn ich mit dem ausgefüllten Fragebogen wieder hinmarschiere, muss ich die Kopien mitbringen, aber auch die Originale vorzeigen. Die hatte ich heute leider nicht dabei. Und danach dauert es angeblich nur zwei Monate, bis ich meine portugiesisches Ausweispapier in Händen halte …
    Zweiter Anlauf. Eine Woche später.
    Wieder sind wir recht früh am Morgen da, werfen wieder zwei Euro in die Parkuhr. Die Menschenschlange ist nicht viel kürzer als bei unserem ersten Besuch. Diesmal sind wir aber unhöflich und drängen uns vor. Wedeln mit unseren Papieren und geben zu Kund und Wissen, dass wir EU-Bürger sind. Und schon zum zweiten Mal hier. Es klappt!
    In Nullkommanichts sind wir an der zweiten Eingangstür, der Nummernzuteiler in Uniform zieht uns eine senha . Diesmal haben wir Nummer drei, und Nummer zwei ist bereits »in Behandlung«. Leider dauert der Fall etwas länger. Oder sollte da jemand heimlich eine Kaffeepause machen? Vierzig Minuten müssen wir warten. Dann gehen wir zum Schalter. Wir legen meine Papiere vor. Die Fotos.
    Weitere fünf Minuten später: Die Sachbearbeiterin drückt mir einen blauen Zettel in die Hand.
    »Das ist alles?«, frage ich Petra etwas verwirrt. »Und was ist das jetzt?«
    »Es steht doch darauf«, grinst sie. »Das ist deine vorläufige residência . Mehr bekommst du heute nicht.«
    »Aber in spätestens sechzig Tagen«, mischt sich die Dame hinter dem Schalter ein, »bekommen Sie eine Mitteilung zugeschickt, dass Sie Ihren cartão de residência bei uns abholen können.«
    Auf diesen Erfolg leisten wir uns natürlich wieder einen Besuch im Café. Schließlich müssen wir die Parkgebühren ausnutzen.
    Dritter Anlauf.

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