Kann denn Fado fade sein?
seine Beziehungen ebenfalls spielen lassen: Ein Arbeitskollege hat einen Cousin, der Küchenbauer ist. Senhor Alfredo sieht sich die jetzt leere Küche an, misst alles aus und macht uns ein orçamento , einen Kostenvoranschlag. Ich staune über den günstigen Preis.
Wir sind einverstanden, und Senhor Alfredo schwört: »Bis Weihnachten baue ich Ihnen die Schränke und passe sie mit der Arbeitsplatte in der Küche ein. Herd und Backofen sind ebenfalls kein Problem, denn ich habe einen Schwager, der betreibt ein Elektrogeschäft mit Haushaltsgeräten. Und sein Bruder schließt Ihnen alles an. Sie müssen nur den Umzug organisieren!«
Schon wieder cunhas – ich wusste doch, dass das in Portugal unerlässlich ist!
Kleine Notiz am Rande:
Die ersten wirklichen Erfahrungen mit portugiesischen Handwerkern sind übrigens nicht viel anders als in Deutschland: Wenn sie sagen, sie kommen, kommen sie nicht.
Andererseits: Die Küchenmöbel haben wir nach Maß bestellt, und sie sind einen Tag vor dem vereinbarten Termin fertig.
Dafür ist der Maler ein bisschen daneben. Er kommt, arbeitet zehn Stunden – und ich stelle am Abend fest: Er hat um die noch an der Wand hängenden Bilder, die wir schön finden und die deshalb von Dona Isabela nicht abgehängt wurden, herum gemalt. Also muss er nochmals kommen. Tut er auch, entschuldigt sich vielmals und streicht abermals die Wände. Diesmal richtig.
Für die anderen Arbeiten – Gas und Wasser sowie das Fliesenlegen in Küche und Bad, für Wasserhähne und Neueinbau von Waschbecken und Toilettenschüsseln – veranschlagen Klempner und Fliesenleger (eine cunha von Senhor Alfredo beziehungsweise Dona Isabela) eine Woche. Und rücken, nachdem sie uns dreimal terminlich hängenlassen, dann mit vier Mann an und schaffen es in vier Tagen. Kann man nicht meckern.
Kaum zu glauben, aber es klappt wirklich alles: Kurz vor Weihnachten ist im Haus, in der Casalinho de Outeiro Nr. 4, alles fertig. Sogar die PTelecom war pünktlich da. Manchmal geschehen Wunder in Portugal.
António bittet mich dringend: »Ich möchte den Umzug diesmal allein stemmen. Du hast letztes Mal alles gemacht. Flieg doch über die Feiertage heim nach Deutschland – und wenn du wiederkommst, ist alles erledigt!«
Dieses Angebot ist verlockend. Weihnachten in Deutschland bei meiner Familie ebenfalls. Nicht weil ich Schnee und Kälte vermisse. Aber meine Lieben wiederzusehen, mich mit Freunden spontan auf ein Glas Wein zu treffen – das würde mir schon gefallen. Keine Kisten einpacken zu müssen, kein Nervenbündel zu sein, ob alles klappt und wie es klappt und warum es nicht klappt. Ich muss zugeben: Das wäre sehr angenehm.
Das einzig Schlimme: Ich werde nicht mit meinem Liebsten Weihnachten und Silvester feiern können. Zumindest dann nicht, wenn ich einen günstigen Flug ergattern will. Alle Maschinen, die am 31. Dezember nach Lissabon fliegen, sind ausgebucht.
»Ich werde doch sowieso arbeiten müssen, querida «, meint António, »also ist es besser, wenn du bei deiner Familie und deinen Freunden bist, als hier wieder im Chaos zwischen Kisten und Gepäck. Lass uns doch lieber nach dem ganzen Stress ein paar Tage gemeinsam nach Madeira fliegen – auf unsere Insel!«
Gute Idee!
Ich komme am 1. Januar mittags am Flughafen an.
»Alles hat bestens geklappt«, berichtet António. »Natürlich steht noch viel herum. Aber das wollen wir ja gemeinsam aufräumen!«
Stimmt, und ich bin ja auch gut erholt. Allerdings weiß António noch zu berichten: Bedauerlicherweise ist kein heißes Wasser verfügbar. Im ganzen Haus nicht, und Dona Isabela ist über die Feiertage nicht da, sonst hätte man vielleicht bei ihr im Badezimmer – mit Meerblick – Asyl finden können.
»Ich fahre seit Tagen in unsere alte Wohnung und dusche dort«, berichtet António. »Ich weiß nicht, warum das hier nicht funktioniert, aber morgen rufe ich gleich Senhor Alfredo an!« Der war nämlich zwischen Weihnachten und Neujahr ebenfalls nicht erreichbar.
Die Handwerker haben zwar den Heißwasseranschluss (den Boiler mit den Gasflaschen) angebracht – aber es tut sich nichts. Zum Duschen fahren wir also mal eben ein Viertelstündchen und zwölf Kilometer. Einfache Strecke. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Der Rest des Hauses aber ist perfekt.
Ich muss zugeben, António hat mit seinen cunhas gute Arbeit geleistet. Abfall und Sperrmüll sind entsorgt – und das waren ganze Berge. Die Schwester eines Freundes hat ihm ihre Putzfrau
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