Kann denn Fado fade sein?
»geliehen«: Das Holz der Treppe und Galerie ist eingelassen und sieht fast wie neu aus. Küche und Bad sind geputzt, alles blitzt und blinkt.
Nur das heiße Wasser fehlt.
Sogar die neue blaue massive Holztür zur Auffahrt hin ist fertig geworden und eingehängt. Die hatte ich mir gewünscht, weil unser Häuschen das erste an der Straße ist und als Einziges einen Ausgang zur Auffahrt hat. Wir sind sozusagen für jeden Bösewicht und Räuber die erste Anlaufstelle.
António hat zusätzlich für eine »Alarmanlage« gesorgt: Weil es in der gesamten Casalinho do Outeiro keine Türklingeln an den einzelnen Häuschen gibt, hat er mir als Weihnachtsgeschenk eine Schiffsglocke angebracht. Wenn ich die läute, ist das so laut, dass die Polizei wegen Ruhestörung und Lärmbelästigung anrückt. Eine lustige Idee und die Aufschrift »Titanic 1912« nehme ich als gutes Omen. Sogar Holz für den Kamin ist bereits geliefert und gestapelt. Ein Feuerchen im Kamin flackert fröhlich vor sich hin.
Nur das heiße Wasser fehlt.
Wir checken nochmals gemeinsam die Gasflaschen. Sie sind voll.
Senhor Alfredo ist endlich mal selbst am Telefon und sagt: »Ich komme heute Nachmittag.«
Er kommt aber nicht.
Das heiße Wasser fehlt weiterhin, und ab morgen können wir nicht mehr in die alte Wohnung, weil wir (es ist mittlerweile der 10. Januar) offiziell ausgezogen sind und die Schlüssel abgegeben haben.
Am nächsten Morgen schwört Senhor Alfredo: »Ich komme noch heute Nachmittag. Ganz bestimmt!«
Bis dahin gibt er uns aber einen Tipp: Wir sollen doch mal am neuen Boiler nachschauen. Da gäbe es ein kleines Kästchen und da drin seien die Batterien für die »intelligente Zündung«. Sie könnten sich durch den Transport gelockert haben.
Senhor Alfredo braucht nicht mehr zu kommen. Die gelockerten Batterien sind jetzt fest, und wir können heiß duschen, heiß baden und sogar mit heißem Wasser Geschirr spülen.
Dafür hat ein paar Wochen später der Wasserzufluss in der Toilette eine Macke. Das Wasser rinnt und rinnt. Unsere Do-it-yourself-Methoden bewirken nichts, ein Klempner muss her. Denn sonst steigen unsere Wasserkosten ins Unermessliche, außerdem denken wir umweltbewusst: Wasser ist nicht zum Verschwenden da.
Es ist ein Donnerstagnachmittag.
Ich meine: »Lass es uns heute erledigen, querido , dann kommt vielleicht einer Anfang nächster Woche.« Ich spreche aus Erfahrung – deutscher und portugiesischer. Hatten uns die Klempner denn nicht dreimal versetzt?
António greift zum Anzeigenblatt Dica , einer wahren Fundgrube des Wissens und voller Kleinanzeigen. Er findet dort mehrere Angebote von Klempnern und ruft einen an, der mit dreißig Jahren Berufserfahrung prahlt. Der Mann ist erreichbar (wie haben wir das eigentlich früher gemacht, als es noch keine Handys gab?) und sagt: »Kein Problem, ich schau mal schnell … ah ja. Ich bin gleich in Ihrer Nähe und komme anschließend sofort vorbei!«
Der Klempner kommt wirklich innerhalb von fünfzehn Minuten. An einem Donnerstagnachmittag gegen 17 Uhr.
Kleine Anmerkung: Es handelt sich nicht um einen Klempner-Notdienst, der in Deutschland horrendes Geld verlangen würde. Sondern um einen ganz normalen Handwerker. Ich fasse es nicht: Um 17 Uhr kommt der noch?
Der Mann braucht für unser Toilettenproblem etwa eine Stunde. Er muss zweimal das Haus verlassen und zum Auto gehen, um Ersatzteile zu holen. Er berechnet für seine Arbeit nur 15 Euro! Zwar muss er auch zwei neue Teile einbauen, die etwa 35 Euro kosten. Aber die zahlt unser Vermieter.
Bei der üblichen Plauderei mit dem Handwerker erfahren wir, dass der Sohn des Klempners PC-Experte ist und einen eigenen kleinen Laden hat. Unsere cunhas in Sachen Handwerker sind damit vervollständigt.
Wir haben einen Klempner (mit Notdienst).
Einen Holzhändler, der das Kaminholz auch ordentlich stapelt (und nicht nur einfach vors Haus kippt, wie es hier durchaus auch üblich ist).
Einen Computertechniker, einen Elektriker, einen Fliesenleger, einen Maler, einen Küchenbauer. Und einen Waschmaschinen-Anschließer, denn das machte der Klempner auch gleich. Da war nämlich ein kleines Schlauchteilchen beim Umzug verlorengegangen.
Dazu noch die kulinarischen cunhas .
Kann eigentlich nichts mehr schiefgehen, oder?
Kapitel 12
Endlich legal – »Ich habe die Residência!«
Ein Jahr bin ich schon in Portugal. Nun raffe ich mich tatsächlich auf: Ich möchte endlich »legal« hier sein. Dazu brauche ich den sogenannten
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