Kann denn Fado fade sein?
»Legalität« muss schließlich gefeiert werden.
Das Dumme ist: Wenn man umzieht, muss man seinen cartão de residência natürlich mit der neuen Adresse versehen lassen. Man braucht selbstverständlich auch dann einen neuen cartão , wenn der alte abgelaufen ist. Beides war der Fall, und das führte bei mir zu leichten Horrorvorstellungen. Aber alles hat sich verbessert. Na ja, fast alles.
Einfach nur zur SEF fahren, anstellen, Nummer ziehen und dann warten – das geht nicht mehr. Man muss jetzt telefonisch einen Termin vereinbaren. Kein Problem. Man kommt bei der Nummer sogar relativ problemlos durch. Das Vereinbaren eines Termins soll dafür sorgen, dass man nicht mehr so lange warten muss. Theoretisch.
Aber wie ich schon früher erfahren durfte: Grau ist alle Theorie. Vor allem bei der Ausländerbehörde.
Anfang August rufe ich also an, um einen Termin zu vereinbaren. In der Hoffnung, dass ich wegen der Urlaubszeit nicht so lange warten muss. Bekanntlich sind im August alle in Portugal in Urlaub. Einheimische wie Ausländer, Residenten wie etwaige Antragsteller.
Meine alte residência läuft am ersten September ab, es wäre also gut, wenn ich meinen Termin vorher bekäme.
Keine Chance. Ich bekomme den 16. September zugeteilt, um 10 Uhr morgens.
»Aber meine residência ist dann schon abgelaufen!«, protestiere ich.
» Não faz mal – das macht nichts!«, wird mir entgegnet. »Vorher haben wir keinen Termin frei!«
Dann diktiert man mir noch eine lange Liste an Dokumenten, die ich unbedingt dabeihaben soll. In Ordnung. Sie werden wissen, was sie tun. Macht ja im Grunde nichts, dachte ich. So habe ich wenigstens Zeit, schöne Fotos machen zu lassen, und alle Papiere ordentlich zusammenzubekommen.
Am 16. September marschiere ich also wieder einmal in die Rua da Misericórdia . Der erste, sehr erfreuliche Eindruck: keine lange Schlange, die sich um den Häuserblock windet. Eher eine mickrige Schlange von vier Personen, die im Eingangsbereich steht, weil bekanntlich da derjenige sitzt, der die senhas austeilt.
Ich nenne meinen Namen. Man findet mich in einer mehrseitigen Liste, gibt mir eine Nummer (29!) mit einem B und erzählt mir, diese Nummer würde dann aufgerufen.
Na gut, denke ich. Es ist ja erst dreiviertel neun, ich habe ja noch ein bisschen Zeit. Termin ist ja erst um zehn Uhr. Da warte ich halt ein wenig.
Ziemlich genau um 10 Uhr werde ich zu einer neuen Rezeption gerufen, die man im Wartesaal aufgebaut hat. Da sind zwei Damen tätig, die jeden überprüfen: »Haben Sie alle Dokumente dabei?«
Aber klar doch. Diesmal habe ich es richtig gemacht. »Meine« Dame will genau die Kopien und Unterlagen haben, die laut Information von der SEF-Internetseite nötig sind. Nicht allerdings jene, die in der umfangreichen Liste standen, die mir am Telefon genannt worden war.
Man wusste also ganz und gar nicht, was man tat.
Trotzdem war ich natürlich – ich lebe ja nun schon einige Zeit in Portugal – auf alle Eventualitäten vorbereitet. Hatte also wirklich alle Dokumente dabei. Die Dame überprüft also, stellt fest, alles ist da – ich freue mich.
Aber prompt werde ich mit einem neuen Antrag versehen – mein aus dem Internet heruntergeladener Antrag gilt nicht mehr, und ich soll mir eine neue senha holen. Diesmal nicht B, sondern aus völlig unerklärlichen Gründen bekomme ich den Buchstaben E.
Habe ich in der kurzen Zeit etwa meine Staatsbürgerschaft verloren? Bin ich keine EU-Bürgerin mehr? Welche Logik steckt dahinter?
Meine Nachfrage ergibt: »Das ist schon in Ordnung. Sie sind ja aus der Europäischen Union.« Aha. Okay, wenn man das zu mir sagt. Sie wird wissen, was sie tut.
Nach etwa einer halben Stunde ist es dann so weit: Tisch Nummer sechs ist mir zugeteilt. Die Sachbearbeiterin nimmt meine Papiere entgegen, schaut entsetzt auf meine residência und sagt: »Da müssen Sie einen komplett neuen Antrag stellen, denn Ihre residência ist ja bereits abgelaufen!«
Wie bitte!? Ich erkläre, dass ich genau das vor ungefähr sechs Wochen am Telefon kundgetan habe. Dass mir mitgeteilt worden sei, das würde nichts ausmachen. Weil ja alles in den Akten stünde.
»Hm – da muss ich nachfragen!« Mit anderen Worten: Die Sachbearbeiterin verschwindet irgendwo im Gebäude.
Das wird wieder mal dauern, denke ich.
Aber sie kommt nach fünf Minuten zurück. Mit freudiger Botschaft: »Es geht doch! Aber nur ganz knapp – weil Sie eben genau quinze dias über dem Stichtag sind.«
Fünfzehn
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