Kann denn Fado fade sein?
sei.
Jetzt muss ich nur noch auf die Benachrichtigung warten, dann darf ich noch einmal hin, zahlen, Fingerabdruck – und dann bin ich wieder »legal«.
Kapitel 13
Schokoladenkoffer & Wermutstropfen
Hurra – ich kann wieder mal in die Heimat reisen. Schon in den ersten Monaten nach meiner Ankunft im »Gelobten Land« will es der Zufall, dass ein Verlagsbesuch in München ansteht.
Selbstverständlich mache ich denselben Fehler wie wohl alle residentes , die im Ausland leben und wieder in die alte Heimat reisen: Alles an Terminen und Verabredungen einplanen, was nur möglich ist. Freunde, alte und liebe Kollegen, Familie sowieso. Gerne auch das eine oder andere Essen in den Lieblingsrestaurants, und wenn dann noch Zeit ist (das glaubte ich damals tatsächlich!), noch einen Absacker in der Stammkneipe. Eine kurze Visite beim Friseur sollte unter Umständen ebenfalls möglich sein. Ich habe vergessen zu erwähnen: Es handelt sich um einen Kurztrip von vier Tagen.
Keinesfalls vergessen: Einkaufen der Notrationen all jener Lebensmittel und sonstiger Dinge, die ich in Portugal nicht bekomme oder die dort wesentlich teurer sind.
Kleine Notiz am Rande:
Kulinarische Mitbringsel gibt es in beiden Richtungen: Aus Portugal anreisend gibt man gern mit Oliven, Olivenöl, Feigen, Zitronen oder Orangen an, es darf auch die eine oder andere chouriço sein oder der leckere pata negra , der feine Schinken vom schwarzen Schwein. Nicht zu vergessen: der hervorragende portugiesische Käse!
Aus Deutschland abreisend, schleppt man außer Kosmetika und Büchern selbstverständlich ebenfalls Lebensmittel im Koffer mit: Leberwust ist immer gefragt, Teewurst ebenfalls – überhaupt deutsche Wurstwaren. So manches Gewürz (ich sage nur: Maggi) und natürlich: Gummibärchen und Schokolade.
Das führt dazu, dass auf beiden Flügen jeweils Übergepäck zu verzeichnen ist und man den lieben Gott darum bittet, dass das Bodenpersonal sowohl am Flughafen in Lissabon als auch in München beide Augen zudrücken möge.
Das klappt manchmal, aber eben nicht immer. Ich wurde schon mit gut fünf Kilo zu viel durchgewinkt, aber auch mit eineinhalb Kilo zu viel mit Übergepäckgebühr bestraft.
Residenten und Passagiere mancher Billig-Airline, die genauer aufs Gepäckgewicht achtet als Linienfluggesellschaften, wissen daher, wie sie in Windeseile und direkt am Flughafen Taschen und Koffer so umpacken, dass ein Großteil aller lebenswichtigen Leckereien im Handgepäck verstaut ist.
Meine linke Schulter jedenfalls, an der ich scheinbar locker das Handgepäck trage, ist nach jedem Flug völlig verkrampft. Es sind halt immer wesentlich mehr als die zugelassenen fünf oder sechs Kilo. Mein persönlicher Rekord liegt bei vierzehn Kilo.
Kein Wunder, dass gerade Kurzbesuche in der alten Heimat der reine Stress sind. Viel schlimmer ist es jedoch, mit den Emotionen umzugehen.
Irgendwie kommt man nach Hause – und auch wieder nicht. Die Unterhaltungen mit Freunden sind, gerade wenn man so viele trifft und so wenig Zeit hat, eher ein Abfragen und Kommentieren.
»Wie ist’s denn in Portugal?«
»Schön!«
»Hast du es gut!«
»Ich beneide dich um das Wetter!«
»Ach, bei uns regnet’s schon hin und wieder. Und dann haben wir immer diesen kalten Nordwind!«
»Das ist aber kein Vergleich mit unserem deutschen Winter!«
»Muss toll sein, jeden Tag an den Strand zu gehen.«
»Ich geh nicht jeden Tag an den Strand, ich muss ja auch arbeiten!«
»Ja, aber du könntest. Allein das ist schon toll!«
»Hast du dich schon eingelebt?«
»Ach ja, so ein bisschen!«
»Wird schon werden!«
Ich merke jedenfalls, gerade in den ersten Monaten, dass mir das ganz normale Quatschen furchtbar fehlt. Mein Portugiesisch ist noch nicht vorhanden, ich kenne kaum Leute. Bin immer »nur« auf António angewiesen, und selbst wenn wir uns wirklich gut verstehen und über alles reden können – es ist halt nicht dasselbe wie das Geplauder mit der besten Freundin.
In São Domingos de Rana kommt neben dem Postboten, den ich allerdings praktisch nie treffe und der höchst selten zweimal klingelt, niemand vorbei. Das Arbeiten zu Hause als Freiberufler erweitert nicht unbedingt den Bekanntenkreis. Das war in Deutschland nicht viel anders, aber da hatte ich wenigstens abends »meine Leute« um mich herum.
Ich will mich nicht beklagen und herumjammern. Aber es gibt eben – und das kennt jeder, der im Ausland lebt – viele nicht-positive Gefühle, eine ganze Reihe negativer
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