Kann denn Fado fade sein?
Aspekte. António hat viele Jahre seines Lebens außer Landes gearbeitet und in unterschiedlichen Ländern – er meint: »Du bist einfach zu ungeduldig. Es braucht Zeit, sich an das Neue und Fremde anzupassen.«
Mag ja sein. Das Ende vom (Klage)Lied: In die wenigen Tage in Deutschland habe ich so viel hineingepackt, dass ich völlig erschöpft und niedergeschlagen in Portugal ankomme. Obwohl ich mich sehr auf mein Zuhause hier freue, auf António, auf Strand und Meer, auf das portugiesische Leben. Beim Anflug merke ich: Ich komme »auch« heim.
Aber abends überfällt mich der große Katzenjammer. Nicht einmal die drei Kilo Milka-Schokolade in meinem Koffer reißen mich aus meinem Kummer.
»Beim nächsten Mal«, verspricht António, »machen wir das anders, querida . Da nehmen wir uns richtig Zeit für den Besuch in Deutschland. Und dann geht es dir auch besser!«
Mal sehen. Ich werde künftig eher regelmäßig einen Schokobomber brauchen – ein Flugzeug, das mich mit Schokolade versorgt.
Ein halbes Jahr später ist es so weit: Wir fahren mit dem Auto nach Deutschland. Ganz in Ruhe: Hin- und Rückfahrt sind genauso entspannt wie der Aufenthalt. Wir fahren gemütlich durch Frankreich, ärgern uns ein wenig über die Schweizer, wo man uns trotz heftiger Gegenwehr (»Wir wollen doch nur auf der Landstraße fahren!« – »Das chönne Sie hier nit, hier isch nur Autobahn!«) eine Plakette für 40 Franken aufdrängt.
Wir machen uns zwei schöne Tage in meiner alten Heimat, in Baden-Baden. Besuchen dort unseren ehemaligen Stamm-italiener und werden mit großem Hallo begrüßt. Treffen alte Freunde und Kollegen wieder. Dann geht’s weiter nach Bayern – eine gute Woche verbringen wir dort. Nur einen Tag muss ich für den Job aufwenden: Verlagsbesuch in München.
Auf der Rückfahrt allerdings gibt es das eine oder andere Abenteuer.
Nummer eins:
Verlagsbesuch bedeutet: Ich habe mich ordentlich gekleidet, nicht nur Jeans und T-Shirt. Hin und wieder bin ich ja doch als Dame unterwegs. Alle edleren Kleidungsstücke von António und mir werden in einem Kleidersack transportiert.
Nach dem sehr frühen Aufstehen mitten in Frankreich unser übliches Ritual: Ich bin noch im Bad, António will bereits in den Frühstücksraum – Espresso trinken und Reisetasche im Auto verstauen.
»Den Kleidersack nimmst du dann mit runter, ja?«
»Klar – wie immer!«
Etwa hundert Kilometer weiter Richtung Süden überholen wir ein Auto, in dessen Fond ein Anzug hängt. Mir fällt siedend heiß ein, dass unser Kleidersack – merda …
Rückfahrt ins Hotel. Zweimal 8,80 Euro Autobahngebühr. Plus zwei Stunden mehr Fahrzeit, deshalb geraten wir in den Wochenend-Riesenstau bei Lyon.
Abenteuer Nummer zwei:
Weitere zwei Tage später sind wir – nach einem Abstecher über Andorra und die faszinierende Berglandschaft der Pyrenäen – morgens in Spanien angekommen. Wir zockeln zunächst auf Landstraßen, dann auf der Autobahn via Saragossa nach Madrid. Von da wollen wir weiter nach Badajoz und dann in die Heimat. Unterbrochen wird das Ganze von kleinen Kaffee- und Snackpausen. Wir wollen uns ja bekanntlich keinen Stress machen.
Wir stellen fest: Abgesehen davon, dass die Spanier dazu neigen, ihre Autobahnen entweder mit sehr wenigen oder geradezu übermäßig vielen Raststätten zu bestücken, haben sie außerdem die Angewohnheit, die dazugehörigen Tankstellen nicht etwa direkt neben den Rastplätzen, sondern schon mal etliche Hundert Meter weiter aufzubauen.
Wir stellen außerdem fest: Es führt von diesen Tankstellen nicht etwa ein Zubringer sofort wieder auf die Autobahn. Das wäre ja zu simpel. In Spanien ist man gern unterwegs, und deshalb wird die Beschilderung so angebracht, dass Ortsunkundige statt auf der Autobahn auf der zugehörigen Bundesstraße landen. Diese ist selbstverständlich nur äußerst spärlich mit Hinweisschildern versehen.
Wir konstatieren überdies: Spanische Tankstellen verkaufen an Bundesstraßen nur ungern Straßenkarten. Gut, dann muss eben die detaillierte Routenbeschreibung des ADAC ausreichen. Tut sie auch.
Ohne Probleme umfahren wir Madrid auf diversen autobahnähnlichen Straßen. Kurz vor Saragossa hatten wir ein Ticket gezogen. Bei der Streckenlänge rechnen wir mit etwa 25 Euro Autobahngebühr.
Endlich kommt eine Mautstelle. Ich suche nach dem Ticket. Krame in meiner Tasche, im Handschuhfach. Finde nichts.
António wird hysterisch und hält auf dem Seitenstreifen an: »Und was machen wir
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