Kann denn Fado fade sein?
Tage? Ich rechne schnell nach: 1. September plus fünfzehn – okay: 16. September. Warum aber diese fünfzehn Tage? Lieber nicht nachfragen. Den Mund halten. Keinesfalls schlafende Hunde wecken.
Mir fällt auf jeden Fall ein Stein vom Herzen. Wenn ich nur an diese lange Prozedur beim ersten Mal denke …
Weiter geht’s. Sie sieht sich meine extra angefertigten neuen Passfotos an.
»Die können wir nicht verwenden, die sind zu groß!«
Mein Einwand, dass ich sie extra habe anfertigen lassen, wird weggewischt. »Schauen Sie doch, Dona Christina« – aha, wenigstens so weit sind wir schon! –, »Ihre Fotos passen nicht auf den cartão .« Sie demonstriert das sehr anschaulich.
»Und was machen wir jetzt? Einen neuen Termin?«
»Nein, nein«, versichert sie mir. »Hier in der Nähe ist eine foto máquina . Da lassen Sie schnell neue Fotos machen.«
Sie beschreibt mir den genauen Weg. »Wirklich ganz in der Nähe, das dauert nur fünf Minuten.« Okay – ich lasse mich darauf ein. Eines allerdings kläre ich sofort ab: »Muss ich dann wieder eine senha ziehen?«
»Natürlich nicht, Sie können gleich zu mir hereinkommen!«
Ich marschiere also aus dem Gebäude, laufe um zwei Ecken auf die »Hauptstraße« in Cascais: Nichts ist zu sehen. Keinerlei Hinweis auf eine foto máquina . Aber ein Polizist mit schick verspiegelter Sonnenbrille auf einem vierräderigen »Motorrad« kommt des Weges. Den stoppe ich.
Er weiß allerdings nichts. Aber er ist sehr hilfsbereit, denn: » Espera um momento, se faz favor! « Er fährt fünf Meter weiter nach links, um einen vor seinem Geschäft stehenden Juwelier zu fragen, wo denn hier der Fotoautomat sei. Der weiß Bescheid (klar, mit einem Laden um die Ecke der SEF), und nachdem die foto máquina genau im Eingangsbereich meiner Versicherungsagentur steht (wie ich jetzt sehe), finde ich da sogar hin.
Kleine Notiz am Rande:
Fotos aus einem Automaten habe ich, glaube ich, zuletzt vor etwa dreißig Jahren machen lassen. Als Jux in der Schulzeit. Gemeinsam mit meinen kichernden Freundinnen und mit vielen Grimassen. Wir haben uns totgelacht.
Aus der Erfahrung des allerersten Führerscheinfotos bin ich allerdings klug geworden: Fotos für Dokumente lasse ich lieber bei einem richtigen Fotografen anfertigen. Gern auch im Schnellstudio, aber nicht mehr von einem Automaten. Denn was da rauskommt – nein danke! Man sieht immer aus wie aus einer Verbrecherkartei. Oder wie eine verkaterte Schnapsleiche.
Egal: Bevor ich den ganzen Prozess bei der SEF noch einmal von vorne beginne …
Ich setze mich also in den Automaten und befolge ganz brav, was die Maschine mir sagt. Ich soll als Erstes einen 5-Euro-Schein hineinschieben.
Resultat: keines.
Dasselbe noch einmal.
Resultat: keines.
Aber wenigstens spuckt der Automat das Geld jeweils wieder aus.
Ich marschiere also ziemlich aufgebracht wieder aus dem kleinen Fotokabuff. Suche ein »Opfer«, das ich befragen und das mir helfen kann.
Es ist allmählich kurz vor zwölf, und ich fürchte, dass meine Sachbearbeiterin gleich zum Mittagessen eilt. Sollte ich deshalb nervös oder genervt sein? Ich doch nicht.
Mein Blick fällt zufällig nochmals genauer auf den Fotoautomaten. Und was entdecke ich? Außen an der Box der Schnellfotomaschine gibt es ein Fach. Da liegen zwei Bögen mit jeweils vier Fotos drin. Ich sehe aus wie auf einem Fahndungsfoto. Aber: Die Fotos waren preiswert, äußerst preiswert sogar, weil der Automat meine fünf Euro nicht haben wollte. Und: Für die SEF reicht diese Qualität allemal!
Als ich das SEF-Gebäude erreiche, ist – wie könnte es anders sein – wieder eine kleine Menschenschlange entstanden. Zudem gibt es heftige, lautstarke Diskussionen.
Nicht von meiner Seite, sondern von ein paar Leuten, die sich vom »Herrn der Nummern« zum Narren gehalten fühlen. Man steht kurz davor, handgreiflich zu werden. Man spricht davon, die polícia zu rufen.
Die wütenden Streithähne verlassen schimpfend das Gebäude. Ich schaue harmlos zu, stehe endlich allein vor dem Pförtner.
Tatsächlich: Ich darf ohne weitere Umstände zu »meinem« Schalter. Nach knapp sieben Minuten nimmt mir die Sachbearbeiterin meine scheußlichen Fotos ab.
Sie fertigt ein Papierchen aus, dass ich ein neues Dokument beantragt habe – keinen blauen, sondern einen weißen Wisch diesmal. Und sie teilt mir mit, dass mein alter abgelaufener cartão de residência jetzt zusammen mit diesem Papierchen gültig sei, bis der neue fertig
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