Kann denn Fado fade sein?
jetzt?«, regt er sich auf. »Wie kannst du so etwas nur verlegen!«
»Keine Ahnung. Wir erklären denen einfach, wir hätten es verloren. Stimmt ja auch.«
Mittlerweile hält ein spanischer Straßenwachtwagen hinter uns, um Pannenhilfe zu leisten. António erklärt auf Spanisch, was los ist.
Der Straßenwachtmann versteht das Problem nicht: Wir sollen, meint er, jetzt einfach an die Mautstelle fahren und unsere 65 Cent (!??) bezahlen. Mehr sei es nämlich nicht.
António und ich schauen uns an. Wir fahren los. Zahlen 65 Cent. Das war es. Keiner will irgendein Ticket sehen.Geschweige denn »richtig viel« Geld für die Autobahn kassieren.
Leider haben wir keinerlei Nervennahrung in Form von Schokolade aus Deutschland im Kofferraum. Die wäre uns nämlich weggeschmolzen. Also müssen wir noch bis Elvas, der ersten Stadt nach der portugiesischen Grenze, aushalten. Dann aber wird gefeiert. Nachtisch und Süßigkeiten sind wirklich eine Spezialität der Portugiesen. Unsere Nerven sind wieder stabil.
Das war leider das letzte Mal, dass wir gemeinsam unterwegs waren.
Ein paar Wochen später.
Ich verbringe den Nachmittag mit einer Freundin auf unserer Terrasse in der quinta . Die Sonne strahlt vom Himmel, wir genießen den schönen Tag. Das Telefon klingelt. Ich hebe ab, melde mich. Eine weibliche Stimme fragt nach António.
»Der ist leider nicht da, kann ich etwas ausrichten?«
Zögernde Antwort: »Ach nein, eigentlich nicht. Ich rufe wieder an.«
»Wer ist denn dran?«
»Sie sind sicher die Putzfrau. Ich bin die Freundin von Senhor António.«
Wie bitte?!
Ich komme mir vor wie in einer Slapstickkomödie. Oder eher Tragikomödie. Im Film ist so etwas ja ganz witzig. Wenn es einem aber selber widerfährt … Dass zwischen António und mir nicht alles so ist, wie es sein soll und wie wir es uns erträumt hatten – klar war mir das in den vergangenen Wochen, ja Monaten, aufgefallen. Passiert halt im Leben. Es gibt immer ein Auf und Ab, in jeder Partnerschaft. Dazu kam der Stress mit den Handwerkern und Umbauten in der quinta , der Umzug – selbstverständlich habe ich gemerkt: Wir streiten uns viel. Aber wir haben uns auch immer schnell versöhnt. Unsere Fahrt nach Deutschland etwa – die war wirklich harmonisch. Eine Erholung nach all dem Stress.
Meinte ich.
Letztendlich aber war unsere Liebe auf der Strecke geblieben. Keiner von uns wollte es wahrhaben. Trotz erneuter Kräche und Unstimmigkeiten. Vor allem: Keiner von uns wollte die quinta verlassen.
Dass allerdings eine andere Frau im Spiel ist … Das ist doch ein ziemlicher Schlag. Selbst wenn ich im Grunde froh bin, so merkwürdig das klingen mag. Aber nun ist die Situation endlich geklärt. Jetzt sieht es plötzlich ein wenig anders aus: Wenn es eine andere gibt, dann besteht die Möglichkeit, dass António auszieht. Dass ich in »meiner« quinta bleiben werde. Zusammen mit Giò, unserem Vierbeiner. Mit dem António ohnehin nicht klarkommt.
Es war letzten Endes dann doch ein schlimmer Rosenkrieg. Mit allem, was so dazugehört: mit endlosen Auseinandersetzungen, Hickhack um Möbel, Bücher, CDs, Haushalts- und Küchengeräte.
Ein Albtraum. Ein Ende mit Schrecken. Aber kein Schrecken ohne Ende.
Über die schwere Zeit helfen gute Freunde und Bekannte hinweg. Etwa Agnes und Paulo, die Nachbarn aus dem Torhäuschen. Sie sorgen dafür, dass nach Antónios Auszug umgeräumt wird. Dass ich mich wieder wohlfühle in meinen alten neuen vier Wänden.
Ana und Armindo kommen vorbei, helfen beim Möbelrücken und bauen neue Schlösser ein. Agnes und Ana sind einfach da, hören zu, lästern gemeinsam mit mir beim Wein über die Männer im Allgemeinen und im Besonderen.
Paulo und Armindo sind die neuen »Hausmeister« und echte Grillexperten: Gemeinsam freuen wir uns über sardinhas assadas , deutsche Bratwürste, gelegentlich auch über leicht verkohlten Bauchspeck, leckeres Knoblauchbrot. Das abendliche Grillen mit ihnen allen macht den Sommer wieder schön, der Liebeskummer gerät in Vergessenheit.
Ich erfahre viel Zuspruch in den harten Tagen während und nach der Auseinandersetzung mit António. Telefonisch und per E-Mail unterstützen mich viele der »virtuellen« Bekannten aus dem Portugalforum.
Meine Familie sowieso.
Ziemlich schnell wird mir klar, dass António völlig falschlag, als er sagte: »Du wirst sicher nach Deutschland zurückgehen, oder? Was willst du auch hier? Du kennst hier niemanden! Und Portugiesisch kannst du ja sowieso nicht
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