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Kann denn Fado fade sein?

Kann denn Fado fade sein?

Titel: Kann denn Fado fade sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Zacker
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richtig.«
    Stimmt. Aber das kann ich lernen. Mein Entschluss stand schon vorher ziemlich fest. Jetzt aber bin ich mir absolut sicher: Ich habe Portugal liebgewonnen, ich fühle mich wohl hier. Ich werde bleiben!
    Bankkonto und Steuernummer habe ich schon vor einem Jahr allein gemanagt. Den cartão de residência habe ich mir ebenfalls ohne Antónios Hilfe besorgt, da hat mir meine Freundin Petra beigestanden. Ich kann hier noch auf etliche Leute mehr zählen – auch auf ein paar Portugiesen mittlerweile. Ich bin mir sicher: Das werden noch mehr werden.
    Das Wichtigste aber ist: Ich kann und konnte immer schon gut allein leben, ich muss nicht unbedingt einen Partner haben, um mich wohlzufühlen.
    Dazu kommt, dass ich wirklich Glück habe: In Cascais komme ich mit Englisch und sogar Deutsch einigermaßen gut durch. Trotzdem machen – so meint Dona Carmo, meine Lehrerin – meine Sprachkenntnisse große Fortschritte.
    Abgesehen davon: Wenn man etwa die PTelecom anruft und sich als Ausländer zu erkennen gibt und dann auf Portugiesisch nach Englisch sprechender Hilfe fragt, dann bekommt man sie. Man wird weiterverbunden zu Portugiesen, die weitaus besser Englisch sprechen als ich. Dasselbe ist es beim Anbieter für DSL und Mobiltelefon, beim Stromversorger, beim Wasserwerk.
    Meine PC-Helferlein sprechen ebenfalls Englisch. Mein Automechaniker bei Fiat in Alcabideche hat zwölf Jahre in Deutschland gelebt. Sein Deutsch ist immer noch sehr gut. Sogar mit meinem droguista kann ich mit Händen und Füßen, Zeichnungen und ein paar portugiesischen und etlichen englischen Worten klarkommen.
    Ein dicionário ist sowieso mein ständiger Begleiter – und wesentlich pflegeleichter als António …
    Es geht mir gut, besser als in den vergangenen Monaten. Humor und Optimismus haben mich nie im Stich gelassen. Das wird auch so bleiben. Zum Beispiel, weil unsere drei schönen Gärtner, die Dona Isabela vor ein paar Wochen eingestellt hat, jeden Donnerstag anrücken und einen ausgesprochen erfreulichen Anblick bieten. Sie sprechen ebenfalls ein paar Brocken Englisch.
    Wie war das doch gleich mit Lady Chatterley? Ob Wildhüter oder Gärtner – ich finde, das tut sich nichts. Hauptsache: in Portugal.

Kapitel 14
    Feste & Freunde
    Sie feiern schon gerne, die Portugiesen. Und die residentes auch. Es gibt ja auch genug zum Feiern: Jedes Dorf, jede Gemeinde hat einen eigenen Heiligen. Dazu kommen die vielen feirias und romárias (Märkte und Wallfahrten). Und nicht zu vergessen: die santos populares – die Volksheiligen.
    Santo António und São João – das sind die großen Festtage – in Lissabon am 13. Juni und in Porto am 24. Juni. São Pedro und São Paulo zählen ebenfalls zu den Volksheiligen – sie haben ihren gemeinsamen Ehrentag am 29. Juni.
    Kein Wunder also, dass ab spätestens Juni und bis weit in den September hinein Festsaison ist in Portugal. Jetzt, in der Krise, wurden zwar vier nationale Feiertage gestrichen – zwei staatliche und zwei kirchliche. Aber es bleiben dennoch viele übrig. Selbstverständlich kann man sich auch so am Leben erfreuen. Anstandshalber aber sollte ein Grund fürs Feiern vorhanden sein. Auch bei den residentes .
    Gott sei Dank sind die Schweine bereits geschlachtet! Ich glaube nämlich nicht, dass ich das sonst durchgestanden hätte. So gern ich Fleisch esse und natürlich hausgemachte chouriços : Beim Schlachten zuschauen – ach nein. Lieber nicht. Selbst wenn das jetzt feige klingen sollte.
    Vor ein paar Tagen hat mich Katharina angerufen. Sie lebt seit einigen Jahren im Alentejo, der großen Region zwischen Lissabon und der Algarve. Katharinas Haus steht auf einem Berg beim kleinen Ort Odemira. Sehr ländlich und einsam. In der Nähe – und das heißt hier: etwa drei Kilometer Luftlinie, mit dem Auto über Stock und Stein und Schotterstraßen ist es sicher die doppelte Strecke – gibt es eine alte Mühle, einen kleinen Bauernhof und sonst – nichts. Vor vierzig oder fünfzig Jahren stand hier ein ganzes Dorf. Mit Schule, Brunnen, Kneipe. Heute ist alles verlassen, die Menschen sind in die Stadt gezogen. Nur ein paar Ruinen stehen noch, die werden nach und nach von estrangeiros aufgekauft und wieder aufgebaut. Da man den alentejanos aber nachsagt, dass sie eher nicht die schnellsten seien, wird das wohl noch eine ganze Weile dauern …
    Von Katharinas Terrasse aus hat man einen weiten Blick auf die nördliche Serra de Monchique, den Gebirgszug, der den Alentejo von der Algarve

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